2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines
– Foto: Nückel/Steinmann

Was ein Kunstrasen-Verbot für Wermelskirchen bedeuten würde

Das auch im Straußenfarm-Stadion eingesetzte Kunstrasen-Granulat fällt unter Mikroplastik – die EU denkt über ein Verbot nach. Deshalb wird im Eifgen vorerst kein Granulat verwendet.

Andreas Gall atmet tief durch. Das hört man am Telefon. „Ich habe die Nachricht vor ein paar Tagen gehört. Genau informiert bin ich aber nicht. Das soll angeblich nur für neue Kunstrasenplätze gelten.“

Was Gall mit „Das“ meint, ist die Meldung, dass die EU möglicherweise ein Kunstrasen-Verbot aussprechen könnte. Und zwar für solche Plätze, die Mikroplastik, also Granulat, eingearbeitet haben. Und dazu zählt der neue Platz im Straußenfarm-Stadion des DTV.

Die EU-Kommisson hat die Europäische Chemiekalienagentur (ECHA) beauftragt, Maßnahmen zu entwickeln, den Einsatz von Mikroplastik zu verhindern. Die Agentur empfiehlt ein Verbot, in Kraft treten soll es im Jahr 2022. Das Verbot beträfe auch das Kunstrasen-Granulat, berichtet die Hessenschau, das Regionalmagazin des Hessischen Rundfunks. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) habe das Thema Anfang Mai mit Vertretern von Sportämtern diskutiert. „Der DOSB geht davon aus, dass es Verbote geben wird“, wird der Wiesbadener Sportamtsleiter zitiert.

Das wäre auch für Wermelskirchen ein Problem. Zumal die Stadt jetzt ganz auf Kunstrasen in seinen vielfältigen Formen setzt. Vorreiter ist der Dabringhauser Turnverein, der mit viel Eigenleistung und -kapital seinen Kunstrasen-Platz errichtet hat. Als sogenanntes „Infill“, das für Traktion sorgt und den Sportler vor Verletzungen schützen soll, ist im Straußenfarm-Stadion das Granulat benutzt worden. Zwischen drei bis sechs Kilogramm der Quadratmeter – also wenigstens rund 22 Tonnen. In Pohlhausen hat sich Tura für ein anderes Verfahren stark gemacht: Grüne Asche. Und jetzt wird das Eifgen gebaut.

In Dabringhausen hat man sich noch nicht mit dem Thema befasst. „Aber das wird wohl jetzt auf uns zukommen“, sagt Gall. Der Verein pflegt im zweiwöchentlichen Turnus den Kunstrasen und verteilt, falls Flächen ausgetreten sind, neues Granulat. Dafür steht eine Palette mit einigen Säcken Granulat am Höferhof. Mit Schuhen werde kaum Granulat rausgetragen; wohl aber liege rund um den Kunstrasen schon Granulat, dass durch Regen in die Kanalisation geschwemmt werde. Gall: „Es ist sicher nicht verkehrt, sich zu dem Thema grundsätzlich Gedanken zu machen.“ Aber dann eben auch gemeinsam mit der Stadt.

In der Verwaltung befinde man sich derzeit in der Prüfung, so der Technische Beigeordnete Thomas Marner. „Wir prüfen, welches Granulat eingebaut worden ist und ob wir betroffen sind.“ Die Studie des Fraunhofer-Instituts, die auch mit Anstoß war zur Diskussion, liege der Stadt in ihrer Langfassung vor. Angesichts der wenige Wochen alten Diskussion um das Thema werde im neuen Eifgen-Stadion zunächst kein Granulat verbaut. „Wir gehen im Sinne der Umwelt nicht das Risiko des Einbaus eines ,falschen’, demnächst nicht mehr zugelassenen Materials ein“, so Marner. Er ist auch zugleich Umweltdezernent der Stadt. Nach Informationender unserer Redaktion soll im Eifgen Quarzsand verwendet werden.

Man werde zunächst die Entwicklung abwarten, heißt es aus der Stadtverwaltung. „Der Städte- undGemeindebund sammelt derzeit Informationen und wird die Kommunen hierzu beim Gesetzgeber vertreten. Sollte sich in Höferhof umweltschädliches Material befinden, werde ich als Umweltdezernent geeignete Maßnahmen mit meinen Kollegen besprechen und gegebenenfalls umsetzen.“ Marner sagt, dass das neuere eingebaute EPDM-Material erst einer Risikobewertung unterzogen werden müssen. Auch die Form der Körnung sei hier nicht unrelevant.

Aufrufe: 021.6.2019, 12:00 Uhr
RP / Udo TeifelAutor