2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Manuel Abbondanza hat auf dem Platz meist alles im Griff.
Manuel Abbondanza hat auf dem Platz meist alles im Griff.

"Spuckattacken sind ein absolutes No-Go"

Nachspielzeit mit Manuel Abbondanza +++ Der Gruppenliga-Schiedsrichter über Anfänge in der U17 und das viel diskutierte Nachwuchs-Problem

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Manuel Abbondanza. Der 21 Jahre junge Schiedsrichter steht schon seit mehreren Jahren als Unparteiischer in der Wiesbadener Gruppenliga auf dem Platz. Manuel gibt uns einen Einblick in die sonst eher wenig beleuchtete Profession und spricht mit uns über lustige und grenzwertige Geschehnisse, welche ihm als Referee in seiner bisherigen Karriere begegnet sind.
FuPa: Manuel, trotz deiner erst 21 Jahre bist du in der Wiesbadener Schiedsrichter-Szene schon lange ein bekanntes Gesicht. Wie hast du als Schiri begonnen?

Manuel Abbondanza: Ich habe während der U17 vom Feldspieler auf Schiedsrichter umgesattelt. Danach ging alles recht schnell und ich habe bereits mit 18 Jahren Gruppenliga gepfiffen. Seitdem bin ich jedes Wochenende bis zu dreimal im Einsatz.

Warum bevorzugst du die Pfeife gegenüber dem Spieler-Trikot?

Besonders als junger Schiedsrichter machst du eine enorme Persönlichkeitsentwicklung durch. Du musst dich als junger unerfahrener Offizieller gegen viel ältere Spieler durchsetzen und Verantwortung übernehmen. Ich habe bei mir selbst gemerkt, dass sich dies positiv auf meinen Umgang mit Menschen und auf mein Selbstbewusstsein ausgewirkt hat. Zusätzlich macht der Schiedsrichter-Job natürlich auch sehr viel Spaß. Ich bin schon betrübt, dass wir nun auch schon länger nicht mehr auf dem Platz stehen durften.

Wie auch die Spieler müsst auch ihr Schiedsrichter noch einige Monate auf den Wiederauftakt warten. Wie sehr fehlt dir der Fußball und wie haltet ihr untereinander Kontakt?


Das Gefühl unterscheidet sich denke ich unwesentlich im Vergleich zu den Spielern. Auch wir vermissen die Fußball-Wochenenden sehr. Für mich ist die Pause doppelt bitter, weil ich vergangene Saison wegen einer Verletzung schon einmal längere Zeit aussetzen musste. Der Austausch untereinander findet glücklicherweise trotzdem statt. Wir müssen regelmäßig Regeltests abgeben, somit verliert man nicht ganz den Bezug zum Fußball.

Als Schiedsrichter steht man oft im Kreuzfeuer. In letzter Zeit häufen sich körperliche Attacken und verbale Aussetzer. Wurden auch in deinen Partien schonmal Grenzen überschritten?

Zu solchen Extremen ist es in meinen Partien zum Glück noch nie gekommen. Grobe Unsportlichkeiten finde ich persönlich ein absolutes No-Go, da greife ich immer konsequent durch. Ich musste mal einen Spieler wegen einer Spuckattacke vom Platz schicken. Solche Dinge haben im Fußball nichts verloren.



Gleichzeitig begegnen dir an den Wochenenden sicher auch immer wieder seltsame und lustige Situationen. Wann musstest du dir mal das Lachen verkneifen?

Zumeist sind es Kommentare von Zuschauern, die dich als Schiri immer mal wieder zum Schmunzeln bringen. Da musst du dann aber professionell bleiben, denn ein lustiger Kommentar deinerseits wird schnell mal als Arroganz ausgelegt. Auch ein Tier-Zwischenfall ist bei mir mal vorgekommen, als ein Hund über das Spielfeld gehetzt ist. Sowas wird im Internet schnell mal zum Hit. Da gibt es zahlreiche Videos von ganzen Bauernhöfen, die den Rasen als neuen Weideplatz auserkoren haben.

Auch bei euch gibt es eine Art Ligensystem, in welchem eure Leistungen bewertet und ihr zu einer Spielklasse zugeteilt werdet. Kannst du uns etwas mehr zum Ablauf dieser Bewertung erzählen?

Deine Leistungen werden während der Saison einige Male von Schiedsrichter-Beobachtern unter die Lupe genommen. Da gibt es dann verschiedene Kategorien wie Stellungsspiel oder Regelauslegung, nach denen deine Leistung bewertet wird. Am Ende der Saison steigt der beste Schiri eine Klasse auf, während der schwächste in der nächsten Saison eine Klasse tiefer pfeift. Auch ich habe natürlich das Ziel, in den kommenden Jahren höherklassig eingesetzt zu werden. Momentan gibt es aber wohl noch ein, zwei Kollegen, die am Ende vor mir landen werden. Dazu gehört auch mein Bruder, der seine Sache wirklich sehr gut macht.

Immer wieder wird der Schiedsrichtermangel im Amateurfußball beklagt. Es kommt zu zahlreichen Punktabzügen, weil Vereine nicht genügend Referees stellen. Wie ist dieser Rückgang zu erklären?

Der DfB versucht durch das Paten-System und andere Initiativen dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Trotzdem machen sich an der ein oder anderen Stelle durchaus Nachwuchs-Probleme bemerkbar. Reich wird man als Schiedsrichter in den Amateur-Klassen sicher auch nicht, da muss schon eine gewisse Leidenschaft dahinter stecken. Ein großes Problem sehe ich bei den jungen Anfängern, die in der Jugend als 13, 14-Jährige mit gleichaltrigen aufs Feld geschickt werden und dann aggressiven Eltern ausgesetzt sind. Da brennen bei Einigen die Sicherungen durch, wenn das eigene Kind in der U13-Kreisliga mal etwas härter angegangen wird. Ich wünsche mir da von allen Seiten etwas mehr Verständnis.

Nach einer Teilnahme außer Konkurrenz sind die Schiris diese Saison nun als vollwertiges Mitglied in unserer am Montag startenden eSport-Liga dabei. Was rechnet ihr euch aus?

Wir haben schon vergangene Saison einige gute Ergebnisse erzielt und sind heiß darauf, uns an der Konsole mit den anderen Teams zu messen. Wir wollen auf jeden Fall in den Top sechs landen und damit den Einzug in die Finalrunde schaffen.
Aufrufe: 012.12.2020, 18:30 Uhr
Niklas AllmrodtAutor