2024-04-16T09:15:35.043Z

FuPa Portrait
Victoria Krug.  F: Voigt
Victoria Krug. F: Voigt

"Ein krasses Gefühl"

Die Lausitzerin Victoria Krug lebt in Potsdam ihren Fußball-Traum

Mit vier Jahren fing sie an, in Drebkau zu spielen. Nun prangt ihr Name auf dem Trikot von Turbine Potsdam: Victoria Krug. Die 18-jährige Juniorennationalspielerin will sich in der Frauen-Bundesliga etablieren.

Dieser Tage sind die Sommerferien in vollem Gange. Viele Jugendliche nutzen die schulfreie Zeit, um Urlaub zu machen, die Welt zu erkunden und den hauseigenen Globus mit Fähnchen zu markieren. Der Globus von Victoria Krug aber dürfte noch ziemlich kahl sein. Während andere 18-Jährige nach Amerika fliegen oder sich dem Badevergnügen am Gardasee hingeben, hat sie nicht mal die Zeit, um die Seele an der Mecklenburgischen Seenplatte baumeln zu lassen. Denn Victoria Krug ist Fußballspielerin bei Turbine Potsdam.

Ihr letzter Urlaub, der diesen Namen auch verdient hat, liegt schon etwas länger zurück. Denn während die Schule pausiert, läuft die Saisonvorbereitung im Profifußball auf Hochtouren. Und wenn sich die Vereinsmannschaften mal eine Auszeit nehmen, dann stehen Wettkämpfe mit der Jugend-Nationalmannschaft an. So auch für die 1,68 Meter kleine Blondine. "Vor meiner ersten Saison bei den Bundesliga-Frauen hatte ich ganze vier Tage frei", gesteht sie. Doch für ihren Traum von einer großen Karriere stellt Victoria Krug vieles hinten an. "Ich habe nicht umsonst meine Jugend geopfert. Ich spiele jetzt in der Bundesliga und das macht mich stolz."

Victoria Krug ist neben Laura Lindner (22) aus Lübbenau die einzige Lausitzerin im Bundesliga-Kader von Turbine Potsdam. In Forst geboren, wuchs Krug in Jehserig bei Drebkau auf. Mit vier Jahren fing sie an, beim SV Einheit das runde Leder durch die Gegend zu schießen. "Ich war sehr aufgedreht und brauchte Bewegung." Acht Jahre spielte sie in Drebkau, dann wagte sie mit zwölf Jahren den Sprung nach Potsdam. Die Lausitzer Sportschule hätte sie zwar auch als Leicht- athletin genommen, doch Victoria Krug wollte es als Fußballerin schaffen und ging auf das Turbine-Internat. "Eine sehr gute Entscheidung", wie sie heute sagt. Fünf Jahre nach ihrem Wechsel in die brandenburgische Landeshauptstadt gab Krug am 15. November 2015 ihr Debüt in der Frauen-Bundesliga.

Seitdem gehört die Abwehrspielerin zum Bestandteil der Turbine-Profis. Plötzlich sitzt sie in der Kabine neben Vorbildern wie Nationalspielerin Tabea Kemme. "Das war am Anfang schon ein kleiner Schock und ein krasses Gefühl, aber mittlerweile kann ich es einordnen." Auf zehn Einsätze kam Victoria Krug in der letzten Spielzeit, nun will sich die Junioren-Nationalspielerin weiter etablieren und neben ihrem Abitur an der Sportschule auch als Fußballerin unter dem neuen Cheftrainer Matthias Rudolph die nächsten Schritte in ihrer Karriere machen.

Mit Deutschlands U 16 hat sie 2014 bereits den Nordic Cup gewonnen, mit den B-Juniorinnen von Potsdam kam ein Jahr später der Deutsche Meistertitel hinzu. Victoria Krug hätte sicher nichts dagegen, auch mit den Bundesliga-Frauen Erfolge zu feiern. Die Hochzeiten, in denen Turbine die Deutsche Meisterschaft und sogar die Champions League gewann, scheinen in Zeiten, in denen sich der FC Bayern und der VfL Wolfsburg hochkarätige Frauenteams leisten, zwar erstmal vorbei. Die letzte Saison schlossen die Brandenburgerinnen auf Platz sieben ab. Krug glaubt aber daran: "Erstmal ist unser Ziel, besser zu sein als letzte Saison. Ich denke, dass wir die Qualität haben, auch gegen Bayern und Wolfsburg mitzuhalten." Und vielleicht erfüllt sich ja alsbald auch ihr Traum von einer Olympia-Teilnahme mit Deutschland – damit Victoria Krug auch mal etwas mehr von der Welt sieht.

Aufrufe: 018.8.2016, 12:30 Uhr
Steven WiesnerAutor