„Es war für mich im August sicherlich ein ungewöhnlicher Start als Cheftrainer beim FCW. Der Kader, den ich übernommen habe, war von meinem Vorgänger Sebastian Saufhaus zusammengestellt worden. Für die Spieler war es eine Umstellung, dass der erfolgreiche Aufstiegstrainer kurzfristig aus beruflichen und familiären Gründen in seine Heimat in Nordbayern zurückkehrte“, erklärt Goran Tomic. Als er das Angebot vom Wülfrather Vorsitzenden Michael Massenberg bekam, den FCW zu übernehmen, brauchte er nicht lange zu überlegen und es wurde ein Ein-Jahres-Vertrag vereinbart.
Dabei war es nicht ganz unproblematisch in Wülfrath zu unterschreiben, denn Tomic hatte wenige Wochen zuvor erst als Co-Trainer des Oberligisten TuRU Düsseldorf angefangen. „Ich bin eigentlich ein Mensch, der Verträge einhält, doch diesmal wollte ich unbedingt die Chance nutzen, um als verantwortlicher Coach eines Landesligisten arbeiten zu können. Wir haben dann bei der TuRU – ein Verein, den ich seit Jahren gut kenne – einen Weg gefunden, damit ich zum FCW wechseln konnte.“
Dass der 44-Jährige die in Oberbilk an der Feuerbachstraße beheimatete traditinsreiche TuRU 80 näher kennt, liegt daren, dass er im benachbarten Stadtteil Bilk aufgewachsen ist. „Ich bin ein echter Bilker Jung“, sagt der gebürtige Düsseldorfer nicht ohne Stolz. In Bilk begann er auch mit dem Fußballspielen. In der Jugend spielte er einige Jahre bei Sparta Bilk, lief später auch für andere Düsseldorfer Klubs auf. So war Tomic später bei den Senioren unter anderem für den PSV Borussia Düsseldorf und den Landesligisten DSC 99 am Ball. Recht früh zog sich Tomic jedoch vom aktiven Fußball zurück.
Zunächst ging es zum Militär nach Serbien. „Das war damals keine einfache Zeit, denn es tobte der Balkan-Krieg“, berichtet er. Mit Anfang 20 heitratete er seine heutige Ehefrau Margareta und wenig später wurde bereits Sohn Predrag (heute 22) geboren, zwei Jahre danach kam Darko (20 Jahre) auf die Welt. Beide Jungs sind sportlich aktiv. Während der Ältere Basketball spielt, ist Fußballer Darko derzeit beim Wülfrather Landesligarivalen MSV Düsseldorf aktiv. Das Familienduell vor einigen Wochen gewann übrigens Darko, da der MSV beim FCW mit 4:1 siegte.
Durch seinen Sohn Darko fand Goran Tomic wieder in die Fußball-Szene. Zudem kannte er Goran Vusic gut, der in verschiedenen Funktionen bei Fortuna Düsseldorf tätig war. Der holte den B-Lizenz-Inhaber in die Scouting-Abteilung der Fortuna. Dort war Tomic für die Talente-Sichtung im Juniorenbereich bis hin zur U23 zuständig. „Das war eine interessante Tätigkeit, die mir viel Freude bereitete“, betont er. Es folgte der Wechsel in die Jugendabteilung von Ratingen 04/19. „Mit dem heutigen Coach des Ratinger Oberliga-Teams, Martin Hasenpflug, trainierten wir unter anderem die in der Niederrheinliga spielenden A-Junioren.“
Danach kam für Tomic seine Zeit als Co-Trainer bei verschiedenen Fußball-Oberligisten. 2018 arbeitete er unter Chefcoach Radouan Yotla bei den Sportfreunden Baumberg, danach unter Alfredo del Cueto sowie später Frank Zilles bei Ratingen 04/19, ehe zuletzt das kurze Gastspiel bei TuRU 80 Düsseldorf folgte.
Beim 1. FC Wülfrath fühlt er sich nun als Chef-Trainer pudelwohl. „Es macht riesigen Spaß mit den Jungs zu arbeiten, die sehr motiviert sind und unbedingt einiges erreichen wollen“ erzählt er. Das Ziel als Aufsteiger ist der Klassenerhalt. „Wenn wir den Kader kontinuierlich auf einigen Positionen verstärken, sehe ich das Potenzial, mittelfristig die Oberliga anzustreben. Mit dem tollen Umfeld beim FCW, das vor allem durch den engagierten Vorsitzenden Michael Massenberg geprägt ist, sehe ich gute Zukunftsperspektiven für den Klub“, führt Tomic aus. Er fügt als Verfechter des Jugendfußballs aber kritisch hinzu, dass beim FCW die Arbeit im Juniorenbereich forciert werden muss: „Einige positive Ansätze sind sicherlich da, doch für einen guten Unterbau ist noch mehr notwendig.“
Tomic, der beruflich als Außendienstmitarbeiter im Vertrieb tätig ist, erläutert seine Fußball-Philosophie: „Ich bin überzeugter Vertreter der kontrollierten Offensive. Da gewinne ich als Trainer lieber 5:4 als 1:0.“ Da passt es, dass er seit Jahren Fan von Borussia Mönchengladbach ist. Der Serbe fasst es so zusammen: „Mein Herz schlägt für Roter Stern Belgrad – meine große Leidenschaft ist Borussia Mönchengladbach.“