2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Früher Würzburg und Schweinfurt, heute bei Essen: Joshua Endres
Früher Würzburg und Schweinfurt, heute bei Essen: Joshua Endres – Foto: Michael Mietz

»Im Pokal ist der Druck niedriger als in der Liga!«

Joshua Endres (23) aus Würzburg steht mit Regionalligist Rot-Weiss Essen vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Holstein Kiel

Rot-Weiss Essen schreibt Pokal-Geschichte – und ein 23-jähriger Unterfranke ist Teil davon! Joshua Endres aus Würzburg steht mit dem Regionalligisten vor dem Viertelfinale im DFB-Pokal: Bielefeld, Düsseldorf und Leverkusen hat der Außenseiter auf dem Weg dahin bereits ausgeschaltet, jetzt wartet am Mittwoch (18.30 Uhr) Holstein Kiel. Was im 23-jährigen Endres vor dem größten Spiel seiner jungen Karriere vorgeht, verrät er im Interview…

FuPa: Joshua, was war Deine erste Reaktion, als Euch Holstein Kiel zugelost wurde?
Joshua Endres (23):
Eigentlich war das nicht anders als bei den bisherigen Gegnern (lacht). Ich habe die Auslosung zuhause mit meiner Freundin geschaut und mich dann einfach auf die Partie gefreut. Die ganzen Pokal-Begegnungen sind für uns ein toller Bonus. Da ist es dann auch egal, ob wir gegen Dortmund, Gladbach oder eben Kiel spielen, wir sind ohnehin immer der krasse Außenseiter. Holstein ist eine starke Mannschaft – das zeigt die Tabelle und sie haben ja auch nicht umsonst die Bayern rausgeworfen.

Dreimal hat Dein Team jetzt schon bewiesen, dass es ein echter Favoritenschreck sein kann. Ändert das etwas an der Erwartungshaltung für das Spiel gegen Kiel?
Nein, wir haben - wie in den vergangenen Partien - nichts zu verlieren. Wir werden unser Ding durchziehen, alles reinhauen und dann werden wir sehen. Wenn es wieder so gut klappt, wäre das natürlich schön.

Erkläre mal das Erfolgsrezept, mit dem Essen überhaupt so weit kommen konnte.
Wir sind als Mannschaft geschlossen aufgetreten und haben super verteidigt. Das war die Voraussetzung und dann haben wir es eben geschafft, auch die Nadelstiche zu setzen. Gegen Düsseldorf haben wir zum richtigen Zeitpunkt die Treffer erzielt, gegen Leverkusen waren wir eiskalt vor dem Tor. So müssen wir das gegen Kiel auch wieder machen.

Gegen Bielefeld wurdest Du eingewechselt, gegen Düsseldorf standest Du in der Startelf. Wie war das für Dich?
Das waren die größten Partien meiner Karriere bisher. Es ist schon etwas anderes, wenn man dann plötzlich gegen einen Bundesliga- statt einen Regionalliga-Verteidiger spielt – aber Druck verspürte ich deswegen nicht. Es war eine tolle Chance, um sich zu präsentieren und auch einfach ein schönes Gefühl, da ein Teil der Mannschaft zu sein, zu helfen und dann noch weiterzukommen. Selbst als ich gegen Leverkusen nicht gespielt hatte, war meine Freude fürs Team groß - da hat ja auch jeder seinen Anteil dran.

Rechtsaußen ist der 23-Jährige auf dem Platz zuhause.
Rechtsaußen ist der 23-Jährige auf dem Platz zuhause. – Foto: Meiki Graff

Ist auch etwas Wehmut dabei, dass ausgerechnet in so einer Erfolgs-Saison keine Fans im Stadion zugelassen sind?
Da wäre unser Stadion in Essen schon dreimal zum Hexenkessel geworden (lacht). Mit unseren Fans im Rücken wäre das alles noch schöner gewesen. Sie hätten uns nach vorne gepeitscht und nach den Spielen lange mit uns gefeiert. Das ist sehr schade, aber trotzdem sind es unvergessliche Abende für uns. Genau für sowas spielen wir Fußball.

Die Fans fehlen, erhältst Du dafür aber etwas Unterstützung aus Deiner Heimat Würzburg?
Ja, da melden sich einige, gerade nach den Pokal-Spielen kommen viele WhatsApp-Nachrichten rein. Es ist schön, dass das so aufmerksam verfolgt wird. Auch sonst habe ich neben der Familie noch viele Freunde in Würzburg. Wenn ich zuhause bin, treffen wir uns auch, aber wegen der Pandemie ist das leider so nicht möglich. Deswegen besuche ich aktuell nicht so oft die Heimat, aber ich freue mich immer, wenn ich dort bin.

Hast Du auch noch Kontakt zu Deinen Ex-Clubs aus Unterfranken?
Ich bin beim Würzburger FV und dem 1. FC Schweinfurt 05 schon noch auf dem Laufenden. Bis heute bin ich vor allem noch mit Ex-Kollegen aus Würzburg befreundet und auch sonst interessiere ich mich einfach dafür, was in ganz Fußball-Deutschland so los ist.

Kannst Du Dir eine Rückkehr nach Bayern vorstellen?
An sich schon, man ist gerne näher an der Heimat, der Familie und den Freunden. Aber ich kenne das Fußball-Geschäft und da kann man nie wirklich planen. Es ist jetzt für mich nicht das Wichtigste, dass ich einfach nur irgendwo in der Nähe von Würzburg kicke. Und in Essen gefällt es mir auch gut, das ist eine schöne Stadt.

Voller Fokus: Mit Essen hat Endres (l.) in der Regionalliga noch viel vor!
Voller Fokus: Mit Essen hat Endres (l.) in der Regionalliga noch viel vor! – Foto: Michael Mietz

Du bist jetzt 23 Jahre alt und spielst als Profi bei RWE. Welche Ziele hast Du noch?
Zunächst einmal möchte ich gerne mit Essen in die 3. Liga aufsteigen. Das Ziel ist ja immer, so hoch wie möglich zu spielen. Dafür werde ich alles geben und dann schau ich mal, was möglich ist.

Wie gelingt es Dir Dich auf den Aufstiegskampf in der Regionalliga zu konzentrieren, wenn ein Pokal-Kracher im Hinterkopf ist?
Das ist eigentlich nicht schwer für mich. Der Aufstieg ist nämlich unser großes Hauptziel. Jeder bei uns weiß, dass die Liga wichtiger ist. Bislang läuft es aber auch hier gut: Aktuell sind wir Zweiter, haben aber auch zwei Spiele weniger als der Tabellenführer absolviert. Ich denke, wir haben die nötige Ausdauer, um am Ende Meister werden zu können. Der Pokal ist nur die Kirsche auf der Sahne.

Ist die Aufregung vor dem Viertelfinale aber schon da?
Nein, das ist nicht anders als sonst. Es ist eine positive Aufregung, weil man sich so freut - die Nerven liegen aber keinesfalls blank. Ganz im Gegenteil: Im Pokal ist der Druck niedriger als in der Liga. Selbst bei meinem Startelf-Einsatz gegen Düsseldorf war ich nicht besonders nervös.

Apropos Nervenstärke: Habt ihr schon Elfmeterschießen trainiert?
Bislang haben wir das vor keinem Pokal-Spiel geübt (lacht). Sollte es aber wirklich zu einem Elfmeterschießen kommen und sollte mich der Trainer dann auch noch fragen, ob ich schieße, dann würde ich wohl auch antreten.

Aufrufe: 027.2.2021, 07:00 Uhr
Kilian AmrheinAutor