München – Es wird rappeln im Karton“, hatte Michael Köllner am Dienstag prophezeit. Und der Löwen-Trainer sollte recht behalten. Dreimal rappelte es gestern Abend im Grünwalder Stadion – dummerweise zweimal im Kasten der Blauen. Trotz höherer Spielanteile und klarem Chancenplus verlor der TSV 1860 die Top-Partie des 6. Spieltags mit 1:2 (0:2) gegen den 1. FC Saarbrücken . Ein Standard-Kopfball und ein Konter reichten den Gästen zum vierten Sieg in Serie. Quirin Molls Elfmetertreffer (50.) blieb das einzige Erfolgserlebnis für die Sechziger, die in der Tabelle auf Platz drei zurückfielen. „Wir haben uns heute ein stückweit selber geschlagen“, fasste Köllner die Partie zusammen.
„In der ersten Halbzeit haben wir nicht Gas gegeben, die war miserabel. In der zweiten Halbzeit konnten wir ein anderes Gesicht zeigen, aber wir haben uns das Glück nicht erarbeitet“, bilanzierte Richy Neudecker, der beste Löwe des Abends. Köllner meinte: „Im ersten Durchgang haben wir zu wenig Tempo reingebracht, nach dem Elfmeter haben wir immensen Druck ausgeübt und einige Großchancen liegen gelassen. Schade, da müssen wir unsere Lehren draus ziehen.“
Acht Protagonisten des Relegations-Rückspiels von 2018 hatten es in die Startaufstellungen geschafft – drei auf Seiten der Löwen (Hiller, Wein, Mölders), fünf beim FCS. Und auch der Spielverlauf wies deutliche Parallelen zum 2:2-Krimi auf.
Nach der ersten Großchance der Löwen, als Lex auf Vorlage von Mölders aus kurzer Distanz Keeper Batz anschoss (5.), schlugen die Saarländer bei erster Gelegenheit zu. Müller hob einen Freistoß-Ball von halblinks Richtung Elfmeterpunkt, Mölders stand zu weit weg von Jacob - Kopfball ins lange Eck, 0:1 (14.). Ein perfekter Start für den Aufsteiger, der sich fortan komplett aufs schnelle Umschalten konzentrierte, während die Löwen mit ihrem Kombinationsspiel nur selten ins letzte Drittel vordrangen. Neudecker hatte noch die beste Gelegenheit (27.), bezeichnenderweise durch einen Distanzschuss.
Offensiv ohne Kreativität, defensiv zu naiv – dieses Zwischenfazit zog Co-Trainer Oliver Beer zur Pause. Vorausgegangen war der Konter zum 0:2 (40.), als Wein den Pass von Shipnoski in die Tiefe nicht verhinderte, Moll auf Abseits spekulierte und Breitenbach sich mit seinem ersten Profitor bedankte.
Mit Pusic für Lex erhöhten die Löwen den Druck nach der Pause. Und schon nach sechs Minuten durfte der Taferlmann den Einser nach oben hieven. Uaferro hatte Tallig im Sechzehner gelegt, Moll verwandelte halbhoch links zum Anschluss. Saarbrückens Trainer Lukas Kwasniok echauffierte sich hinterher über seinen Kollegen Köllner: „Dass ein Trainer meinen Spieler als doof bezeichnet, das hat keinen Charakter.“ Köllners Antwort: „In der Hitze des Gefechts darf man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Wir waren selber doof heute.“
Für die Löwen sollte nichts Zählbares mehr folgen. Dressel und Neudecker scheiterten mit ihren Gewaltschüssen in der Schlussphase am Bollwerk der Schwarz-Weißen. Um 20.52 Uhr war die erste Saisonniederlage perfekt. Weiter geht’s am Montag (19 Uhr) bei der SpVgg Unterhaching, die auf Platz elf nur zwei Zähler hinter den Löwen liegt. (LUDWIG KRAMMER)