2024-04-24T13:20:38.835Z

FuPa Portrait
F: Pfeifer
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Regionalliga Südwest: Die Neuen im Portrait

Oberliga-Aufsteiger FK Pirmasens, FC Astoria Walldorf und FC Nöttingen +++ Drittliga-Absteiger 1. FC Saarbrücken und SV Elversberg

Die SG Sonnenhof Großaspach und die Reserve des 1. FSV Mainz 05 schafften den Aufstieg in die 3. Liga. Ansonsten verabschiedeten sich der SC Pfullendorf, der SSV Ulm und die Reserve von Eintracht Frankfurt aus der Regionalliga Südwest. Neu dabei sind die Aufsteiger FC Astoria Walldorf, FC Nöttingen und FK Pirmasens sowie die Drittliga-Absteiger 1. FC Saarbrücken und SV Elversberg. Diese fünf sollen hier kurz beschrieben werden.

FC Astoria Walldorf: (K)ein zweites Hoffenheim

Ein paar Parallelen sind schon zu erkennen, mit einem Durchmarsch des FC Astoria Walldorf bis in die 1. Bundesliga ist aber nicht zu rechnen. Dietmar Hopp ist nicht der Mäzen des FCA, das von ihm mitgegründete Software-Unternhemen SAP ist jedoch groß und breit auf den Trikots der Walldorfer Spieler zu erkennen. Dies ist nicht weiter verwunderlich, ist Walldorf doch Sitz der SAP-Firmenzentrale. Zu erkennen ist die Nähe unter anderem auch durch ein Testspiel am 16. Juli gegen den Bundesligisten aus Sinsheim und dass Dietmar Hopp ab und zu als Zuschauer bei FCA-Spielen zu sehen ist. In der kommenden Regionalliga-Saison geht es für Walldorf dann unter anderem gegen die Reserve-Mannschaft der TSG. Finanziell steht der Meister der Oberliga Baden-Württemberg also gar nicht mal so schlecht da. Zum Fenster werden die Geldscheine dabei aber nicht hinausgeworfen, sondern in einem guten Umfeld entsprechend investiert. Das Trainingsgelände des FC Astoria Walldorf erfüllt gar die Ansprüche einer Nationalmannschaft, wie der von Costa Rica bei der Weltmeisterschaft 2006 und der von Honduras bei einem Trainingslager vor der WM 2010. Das FC-Astoria Stadion fasst 4.000 Zuschauer und auch die Jugendarbeit des Vereins weiß zu überzeugen - auch wenn die A-Jugend gerade aus der Bundesliga abstieg.

Sieben Abgänge hat der künftige Regionalliga-Kader zu verzeichnen. Dabei fallen fünf der Fußballer eher unter die Kategorie "Ergänzungsspieler". Schmerzlich ist da eher der Verlust des Mittelstürmers Cihad Ilhan, der bei 18 Einsätzen auf fünf Treffer kam, und Ex-Profi Roberto Pinto. Der 35-jährige Mittelfeldspieler trug einst das Trikot des VfB Stuttgart, von Hertha BSC, Arminia Bielefeld und dem SV Sandhausen. Mit seinen 129 Erst- und 114 Drittligaspielen wäre er den Walldorfern in der Regionalliga sicherlich eine enorme Hilfe gewesen, dem FCA bleibt Pinto aber zumindest in anderer Form erhalten und behilflich. Erfahrung holte man sich ersatzweise mit Thorben Stadler vom SSV Jahn Regensburg und hat auch sonst noch ein oder zwei bekannte Namen im Kader. Zu nennen sind dabei unter anderem Kapitän Stephan Sieger (105 Zweit- und 104 Drittligaspiele), Abwehrspieler Mario Göttlicher und mit 14 Treffern Top-Torschütze Timo Kern. Aus der Reserve des KSC holte man mit Marcel Carl zudem deren besten Torschützen. Die eigenen Nachwuchstalente sollen auch nicht verheizt werden. Der beste Torschütze der U19, Antonio Sallustio (14 Tore) soll zunächst in der Reserve spielen und der 18-jährige Jonas Malsam (12 Tore in der U19-Bundesliga und 2 Tore bei 4 Einsätzen in der Oberliga) dürfte zunächst weiterhin zwischen A-Jugend und Regionalliga-Kader hin- und herpendeln. Den wohl größten Verlust erlitt Walldorf wohl mit dem Abgang von Trainer Guido Streichsbier. Der 44-jährige Meistertrainer verlässt den FCA nach knapp drei Jahren und übernimmt den Posten des deutschen U18-Nationaltrainers.

Der FC Astoria Walldorf selbst entstammt einer Vereinsspaltung aus dem Jahr 1952. 43 Jahre später fand man dann in der Bezirksliga Heidelberg wieder zusammen und fusionierte 1995 mit dem Ziel, höherklassigen Fußball in Walldorf etablieren zu wollen. Mit dem Aufstieg in die Oberliga im Jahr 2007 und nun dem Double (Regionalliga-Aufstieg und Landespokal) dürfte dies ja nun auch wohl auch gelungen sein.



FC Nöttingen: Der zweite Anlauf

Der FC Nöttingen profitierte von der Regeländerung bei der Qualifikation für die Regionalliga. Während der Aufstieg im vergangenen Jahr exklusiv nur dem Meister einer jeden Oberliga (beziehungsweise dem nächstfolgenden Verein, sofern der Meister verzichtete) vorbehalten war, durften diesmal die Vizemeister in einer Relegationsrunde um einen weiteren Startplatz in der 4. Liga kämpfen. Nachdem sämtliche Kandidaten aus der Hessenliga verzichteten und auch für den Vizemeister der Oberliga Baden-Württemberg, den TSV Grunbach, ein Aufstieg nicht in Frage kam, lief es für den Tabellendritten aus Nöttingen auf zwei Entscheidungsspiele mit dem Vizemeister der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, dem FSV Salmrohr, hinaus. Nach einem 0:0 in Nöttingen wurde der Nöttinger Topstürmer Michael Schürg im Rückspiel zum Helden. Er erzielte den Treffer zum 1:0-Erfolg. Zuvor hatte sich der 29-jährige Stürmer bereits mit 28 Treffern die Torjägerkanone in seiner Liga gesichert. Auf Tore von Schürg hoffen die Nöttinger auch in der Regionalliga. Der Offensivspieler hat höherklassig bereits einige Erfahrung vorzuweisen, spielte für Darmstadt, Ulm und Worms in der Regionalliga sowie für die Stuttgarter Kickers in der 3. Liga. Auch dort bewies er über weite strecken seine Torgefährlichkeit.

Nach einem Sturmpartner für Michael Schürg werden sich die Nöttinger noch umschauen müssen. Mit Yasin Ozan (16 Treffer) verliert der FCN seinen zweitbesten Torschützen. Ozan will sich seinen Traum vom Profifußnball erfüllen und wechselt daher zum türkischen Zweitligisten Orduspor. Den Verein verlassen haben außerdem die Abwehrspieler Thorben Schmidt und Sascha Paseka - beide zum SV Pforzheim. Auf der Suche nach Verstärkungen wurde man bislang zwei mal in Karlsruhe fündig. Von der Reserve des KSC kommen die beiden Offensivspieler Riccardo Di Piazza und Chris Roosevelt Jones. Große Sprünge kann sich der FC Nöttingen nicht erlauben und plant für die Regionalliga mit einem 18-köpfigen Kader. Zwei Spieler fehlen dafür noch, insbesondere ein weiterer Stürmer.

Mit dieser eingeschworenen Truppe will man sich diesmal besser als beim letzten mal in der Regionalliga präsentieren. Der Blick wandert genau zehn Jahre zurück: Im Sommer 2004 gelang den Nöttingern schon einmal der Sprung in die Regionalliga - damals handelte es sich dabei sogar noch um Deutschlands dritthöchste Liga. Nach 34 Spieltagen stand man jedoch weit abgeschlagen mit 16 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz, bei einem Torverhältnis von 29:83.



FK Pirmasens: Zurück zu besseren Zeiten

Die ganz große Zeit des FK Pirmasens liegt bereits ein paar Tage zurück. Vor Einführung der Bundesliga spielte man erstklassig und auch ab 1963 sah es bei den Pfälzern noch ganz gut aus. Bis 1978 spielte man in der 2. Liga. Mit dem Abstieg in die Oberliga Südwest in jenem Jahr etablierte man sich in den folgenden Jahrzehnten als Oberligist - auch wenn diese Bezeichnung mehr und mehr an Bedeutung verlor, damals die 3. und heutzutage die 5. Liga bezeichnet. Der nach langer Zeit erste Blick über den regionalen tellerrand gelang dann im Sommer 2006 mit dem Aufstieg in die Regionalliga Süd (damals 3. Liga) und dem Erreichen der 2. Runde des DFB-Pokals (in Runde 1 gab´s ´nen Sieg über Werder Bremen im Elfmeterschießen). Die Regionalliga-Luft durften die Pirmasenser allerdings nur ein Jahr lang schnuppern, dann stand die Rückkehr in die Oberliga an. Nun gelang mit der Meisterschaft in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar der Sprung in die 4. Liga.

Dann gibt es unter anderem ein Wiedersehen mit Traditionsverein KSV Hessen Kassel. Die beiden Clubs verbinden ein paar wenige, aber prägnante Gemeinsamkeiten. Die Nordhessen stellten einst Karl-Heinz Metzner für den 54´er-WM-Kader ab, vom FK Pirmasens reiste Torhüter Heinz Kubsch mit in die Schweiz. Beide Fußballer kamen bei Deutschlands erstem WM-Triumph allerdings nicht zum Einsatz. Erstmals standen sich die Vereine aus Kassel und Pirmasens dann im Sommer 1964 in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga gegenüber. Jedem gelang jeweils ein klarer Erfolg im Stadion des anderen, die Qualifikation für das neue Fußball-Oberhaus verpassten aber beide. Noch zwei weitere Duelle gab es dann zur bereits erwähnten Saison 06/07 in der Regionalliga Süd, für beide Vereine als Aufsteiger. Die letzte prägnante Verbindung der beiden Clubs ist Torjäger Andreas Haas. Der Stürmer wechselte im Winter 2008 von Pirmasens nach Kassel, blieb dort allerdings nur ein halbes Jahr. Über mehrere Stationen - in der vorletzten Saison schoss er den SVN zweibrücken zum Aufstieg - landete Haas schließlich wieder in Pirmasens, wo er in der vergangenen Spielzeit mit 19 Treffern für Titel und Aufstieg sorgte. Die Regionalliga ist dem 32-jährigen Stürmer mittlerweile aber mit zuviel Aufwand verbunden, so dass er sich für einen Verbleib in der Oberliga (zu Borussia Neunkirchen) entschlossen hat.

Mit Rückkehrer Dennis Gerlinger (vom FC Homburg) wurde ein erster Ersatz verpflichtet, doch sucht man beim FK Pirmasens weiterhin nach Verstärkungen. Eine Absage gab es dabei zuletzt von Ex-Profi Benjamin Auer, der vor zwei Jahren seine Karriere beendete, nun einem Comeback in der Regionalliga aber zunächst nicht abgeneigt war. Doch auch ihm ist der Aufwand zu groß und lässt sich nicht mit Beruf und Familie vereinbaren. Mit Marco Steil (Wormatia Worms) kehrt ein weiterer Spieler nach Pirmasens zurück. Die übrigen bisherigen Neuverpflichtungen kommen allerdings allesamt eher aus den Niederungen des deutschen Amateurfußballs zum FKP. Ein paar erfahrene Spieler müssten wohl schon noch her, damit sich "die Klub" in der Regionalliga hält.



1. FC Saarbrücken: Der Wiederaufstieg als Ziel

Der 1. FC Saarbrücken gehörte einst zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga. Die allererste Saison beendete man jedoch als Absteiger auf dem letzten Tabellenplatz - und in gewisser Weise ähnlich sieht es nun, 50 Jahre später, auch aus. Als Neu-Regionalligist sind die Saarländer der einzige der einstigen 16 Bundesligisten, der heute nicht in einer der ersten drei deutschen Fußballligen spielt. Dies soll sich schnellstmöglich wieder ändern, der direkte Wiederaufstieg wurde als Ziel ausgerufen. Das Umfeld der Saarbrücker hat auch allemal höherklassigen Fußball verdient: Das Ludwigsparkstadion fasst mehr als 35.000 Zuschauer und A- und B-Jugend schafften gerade erst den Aufstieg in die jeweiligen Bundesligen ihrer Altersklassen. Das Saarland ist fußballverrückt und kann sich in der kommenden Saison gleich auf mehrere Derbies freuen. Mit dem FC aus der Landeshauptstadt, der SV Elversberg und dem FC Homburg gesellen sich in der Regionalliga Südwest gleich saarländische Vereine zur Gruppe der Meisterschaftsfavoriten.

Für das erreichen eines der ersten beiden Tabellenplätze hat man beim 1. FC Saarbrücken ordentlich aufgerüstet. Natürlich verließen zahlreiche Spieler den Verein - bei einem Abstieg ja nicht unüblich. Doch verpflichtete man dafür einige Spieler mit mindestens Drittliga-Erfahrung. Für Torgefahr sollen künftig die Stürmer Matthew Taylor (99 Dritt- und 54 Zweitligaspiele sowie mehrere Spielzeiten in den USA) und Felix Luz (44 Zweitligaspiele, vergangene Saison elf Tore für Elversberg) sorgen. Für´s Mittelfeld kamen weitere Spieler mit teils enormer Erfahrung, wie Patrick Zoundi (Duisburg) und Jan Fießer (Arminia Bielefeld). Qualität findet man ebenso auch in Abwehr und Tor. Aus dem Kader vergangenen Saison blieb nahezu keiner übrig, aus der neu zusammengestellten Truppe soll Trainer Fuat Kilic nun eine Einheit formen. Kilic hatte als Co-Trainer von Milan Sasic nach dessen Weggang übernommen, konnte den Abstieg jedoch nicht mehr verhindern.

Für den einstigen Bundesligisten ist es der zweite "Ausflug" in den deutschen Amateurfußball. In der Saison 2006/07 war man als Absteiger aus der 2. Bundesliga direkt bis in die (damals viertklassige) Oberliga durchgereicht worden. Im Zuge der Ligenreform verpasste man dann die Qualifikation für die Regionalliga und spielte 2008/09 für eine Saison sogar fünftklassig - der Tiefpunkt in der Geschichte des Traditionsvereins. Die Personalplanungen für das Projekt Wiederaufstieg sind mittlerweile abgeschlossen, die Vorbereitung läuft. Nun bleibt es abzuwarten, wie die zahlreichen Profis im Kader des 1. FC Saarbrücken mit der Regionalligaluft zurechtkommen... und mit dem Druck, als Top-Favorit in die Saison zu gehen.



SV Elversberg: Anspruch und Wirklichkeit

Bis zuletzt hatte man bei der SV Elversberg noch darauf gehofft, von einem Lizenzentzug eines Drittligisten zu profitieren und somit nachträglich doch noch den Klassenerhalt zu schaffen. Die Saarländer wurden enttäuscht, alle zwanzig Vereine bekamen die Lizenz. So stand die Rückkehr der Elversberger in die Regionalliga Südwest nach nur einer Saison fest. In der Spielzeit 2012/13 hatte man sich als Vizemeister für die Aufstiegsrelegation qualifiziert und sich dort gegen die Reserve des TSV 1860 München durchgesetzt. Die Planungen für die Spielzeit 2014/15 begannen bei der SV Elversberg also vergleichsweise spät. Roland Seitz, der in der Schlussphase der Vorsaison als Trainer gekommen war, übernimmt den Posten des Sportchefs, Willi Kronhardt sitzt von nun an auf dem Trainerstuhl.

Vom Kader der vergangenen Saison sind nur wenige Spieler übrig, darunter die ehemaligen KSV Hessen-Spieler Morten Jensen und Ricky Pinheiro. Einige Spieler wechselten zur direkten Konkurrenz in der Nachbarschaft, dem 1. FC Saarbrücken und dem FC Homburg. Am Kader für die Regionalliga wird derzeit noch fleißig gefeilt. Offiziell haben sich die Elversberger zum Ziel gesetzt, eine gute Saison spielen zu wollen. Mit dem Aufstieg hätte man aber wohl nichts zu tun. Dieser Anspruch entspricht jedoch nicht der Wirklichkeit - zumindest soweit es die bisherigen Neuzugänge betrifft. Die Elversberger bedienten sich nämlich ebenfalls beim Nachbarn. Mit Kevin Maek und Christian Eggert kamen zwei Spieler aus Saarbrücken, an mindestens einem weiteren ist man interessiert. Zudem wechselten einige weitere Fußballer zur Sportvereinigung, die in der vergangenen Saison noch in der 3. Liga spielten, wie beispielsweise der Chemnitzer Torjäger Benjamin Förster und Jeremy Karikari vom VfL Osnabrück. Auch in der 2. Bundesliga wurden die Saarländer fündig und verpflichteten Stürmer Patrick Dulleck vom Karlsruher SC.

Solche Transfers zeigen, dass die SV Elversberg in finanzieller Hinsicht in einer anderen Liga als die meisten Clubs der Südwest-Staffel spielt. Dies verdankt man unter anderem dem einstigen Vereinspräsidenten und derzeitigen Aufsichtsratsvorsitzenden Frank Holzer, dessen Unternehmen die Elversberger als Hauptsponsor unterstützt. Erstmals überregional spielten die Saarländer mit ihrem Aufstieg in die Oberliga Südwest im Jahr 1980. Im höheren deutschen Amateurfußball etabliert, unternahm man dann in den vergangenen Jahren den Versuch in Richtung Profi-Fußball. 2008 misslang der Drittliga-Aufstieg, 2013 gelang er. Und auch wenn die Zielsetzung in Elversberg offiziell eine andere ist, dürfte man in der kommenden Saison zu den Favoriten zählen.

Aufrufe: 026.6.2014, 04:00 Uhr
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