2024-03-28T15:56:44.387Z

Ligabericht
Ein Traum für den Raigeringer Patrick Erras wäre es, einmal in England zu spielen.  Foto: sca
Ein Traum für den Raigeringer Patrick Erras wäre es, einmal in England zu spielen. Foto: sca

,,Oben bleiben und schauen, was geht"

Patrick Erras hat sich in die Zweitliga-Mannschaft des 1. FC Nürnberg gespielt und seinen Vertrag vorzeitig verlängert +++ Erstes Spiel war ein ,,super Gefühl".

Der Raigeringer Patrick Erras hat vor kurzem seinen Vertrag beim 1. FC Nürnberg verlängert, nachdem er mehrere Einsätze in der Zweitliga-Mannschaft hatten. Über den Schritt in das Profi-Team, über seine Karriere und den ,,Club" sprach der 20-Jährige mit der Mittelbayerischen Zeitung.

Wie genau kam es zu der Vertragsverlängerung kurz vor Weihnachten?
Mein Vertrag wäre am Saisonende ausgelaufen, aber nach vier oder fünf Spielen mit der 1. Mannschaft kam der Verein auf mich zu und es gab die ersten Gespräche, ob ich verlängern möchte, ob ich da bleiben möchte. Schließlich konnten wir uns einigen und ich bin froh, dass es geklappt hat.

Wie fühlt es sich an, vor so einem großen Publikum zu spielen, besonders wenn das Pflichtspieldebüt gleich in der Startelf ist?
Schon ein bisserl aufregend, aber als kleines Kind träumt man natürlich davon, mal vor so vielen Leuten zu spielen. Es ist ein schönes Gefühl und es macht auf jeden Fall mehr Spaß, vor 3000 Leuten zu spielen als vor 300.

Was war Ihr bisheriges Highlight im Trikot des 1. FC Nürnberg?
Das erste Spiel gegen den FSV Frankfurt war ein super Gefühl; natürlich mein erstes Tor in Berlin würde ich jetzt auch dazu zählen. Ansonsten sind alle Spiele etwas Besonderes.

Andreas Bornemann, der neue Sportvorstand beim 1. FC Nürnberg, sagte, dass Sie in einer schwierigen Phase ins kalte Wasser geworfen wurden.
Ich habe das selbst nicht als so schwierig empfunden. Es ist klar, dass der FCN nicht so da stand, wie er es gerne gehabt hätte oder wie es sein sollte. Ich fühlte mich nicht ,,ins kalte Wasser geworfen", da ich im Training gut mitgearbeitet habe und sich deswegen ein Einsatz in der Woche vorher schon angedeutet hatte. Also war ich nicht so überrascht. Am Saisonanfang habe ich das auch nicht so erwartet, dass ich in der 1. Mannschaft aufgestellt werde. Aber nachdem ich gute Leistungen in der U21 gebracht habe und mich im Training für den Einsatz empfohlen habe, hat mich der Trainer aufgestellt.

Wie hat sich die Situation seitdem entwickelt und welche Rolle spielt Trainer René Weller dabei?
Allgemein glaub ich, dass sich der FCN mit der neuen Führung und den neuen Vorständen deutlich beruhigt hat und der Verein auch wieder mehr zusammenwächst. Man spürt mehr Zusammenhalt. Ich glaub, dass der Trainer jetzt ruhiger arbeiten kann, und das wirkt sich auch auf uns, die Mannschaft, aus. Man merkt wieder Euphorie im Umfeld und bei den Fans.

Viele Jungs träumen davon, bei einem großen Club zu spielen. Wie kam es dazu?
Ich habe bis zur D-Jugend beim SV Raigering gespielt. Dann kam das Angebot vom FCN, einmal zum Probetraining vorbeizukommen, nachdem ich bei einem Stützpunktturnier in Amberg gesichtet wurde. Ich habe ein- bis zweimal mittrainiert; dann kam das Angebot. Für mich war sofort klar, dass ich die Saison bei Raigering zu Ende spiele und dann zum FCN wechsle, um die Chance wahrzunehmen.

Wie war die Zeit in der Jugendakademie?
Die Zeit ging relativ schnell vorbei, wenn man jetzt so zurück blickt. Ich kam in der U13 zum ,,Club" und hab in der Jugend sehr viel Erfahrung gesammelt. Interessant wurde es ab der U17- und U19-Bundesliga. Das waren tolle Jahre, weil man sich auch mit dem Nachwuchs des VfB Stuttgart und des FC Bayern messen konnte.

Wie fanden das Ihre Eltern?
Die waren am Anfang etwas überrascht vom Anruf des FCN, aber haben mich dann auch voll unterstützt und sofort gesagt, dass ich das machen soll. Sie haben mir über die Jahre hinweg immer geholfen, mich oft nach Nürnberg zum Training gefahren. Ich bin sehr dankbar für ihre Unterstützung.

Wie und wann hat sich dann Ihre Position im Mittelfeld herauskristallisiert?
Ich hab früher schon immer Mittelfeld auf der Sechser-Position gespielt. Es gab mal eine Zeit, wo ich in der Innenverteidigung war. Zwischen diesen Positionen bin ich dann in den letzten Jahren immer wieder mal hin- und hergewechselt. Aber jetzt bin ich froh, dass ich auf der Sechs spiele, weil ich mich im Mittelfeld sehr wohlfühle.

Was hat Sie motiviert? Wer ist Ihr Vorbild und warum?
Eines meiner Vorbilder war Frank Lampard vom FC Chelsea. Wie jeder kleine Junge am Bolzplatz hatte auch ich den Traum, Fußballprofi zu sein. Ich habe halt versucht, immer weiterzumachen und an mir zu arbeiten. Irgendwann habe ich gemerkt, dass der Traum gar nicht so weit weg ist.

Gab es auch einmal Zeiten, in denen sie Zweifel hatten?
Eher weniger. Klar gibt es mal schlechtere Spiele, nach denen man nicht so viel Selbstvertrauen hat, aber es gibt ja auch wieder gute Spiele.

Und wer ist Ihr größter Fan?
Das ist eine gute Frage. Ich denk mal, mein kleiner Bruder ist ein großer Fan. Er sammelt Bilder und Zeitungsausschnitte von mir. Auch meine Mutter und die restliche Familie sammelt kleine Erinnerungsstücke und steht hinter mir.

Der 1. FC Nürnberg muss immer wieder einmal aus wirtschaftlichen Gründen den einen oder anderen Spieler abgeben. Befürchtet man das oder sieht man darin als junger Spieler sogar eine Chance?
Erst einmal ist es richtig, dass der FCN darauf angewiesen ist, mal einen Spieler zu verkaufen. Aber da ja mein Vertrag verlängert wurde, denke ich eher weniger daran. Ich hoffe, dass die Mannschaft jetzt über einen längeren Zeitraum so zusammenbleibt.

Was war verantwortlich für den Turna-round des FC Nürnberg in dieser Saison? Immerhin ist die Mannschaft jetzt seit neun Spielen unbesiegt und hat zuletzt fünf Siege in Folge eingefahren.
Wir haben einen guten Mannschaftsgeist und eine gute Stimmung entwickelt. Es macht Riesenspaß, in der Mannschaft zu spielen, weil jeder für den anderen kämpft und läuft. Wichtig ist auch, dass wir defensiv sehr kompakt stehen und nicht mehr so viele Gegentore kriegen. Außerdem haben wir jetzt eine gute Grundordnung. Da spielt sich es auch leichter nach vorne, wo wir gute Qualität haben und eigentlich stets Tore machen.

Wollen Sie mit dem ,,Club" in dieser Saison aufsteigen?
Jetzt ist ja erst einmal Pause und wir sind Dritter, aber vom Aufstieg brauchen wir noch nicht reden. Wir wollen halt einfach an die guten Leistungen anknüpfen, so lange wie möglich auf der Position bleiben und mal schauen, was geht.

Wofür interessieren sie sich abseits vom Fußballplatz?
Allgemein sehr viel für Sport. Ich bin sehr sportbegeistert, auch Basketball interessiert mich sehr. Ich bin ein großer Fan der NBA. Ansonsten informiere ich mich gerne, was so in der Welt und auch in meiner alten Heimat Amberg passiert.

Apropos: Wie intensiv ist Ihre Verbindung noch zu Amberg und dem Fußball in der Oberpfalz?
Sehr groß. Bei meinem Heimatverein SV Raigering schau ich oft zu, wenn Zeit ist, da ja auch viele Freunde dort spielen. Und da meine Familie und Freunde noch in Raigering leben, ist meine Verbundenheit zur Region schon sehr groß.

Ist es ein Ziel, einmal in einer europäischen Liga zu spielen?
Ich bin jetzt erstmal ganz froh, in der zweiten Liga beim Club zu sein. Ein Traum wäre es, einmal in England zu spielen, weil da ein anderer Fußball als in Deutschland gespielt wird. Dort herrscht eine andere Stimmung im Stadion. Das reizt schon, aber ich bin momentan ganz froh, wie es ist.

Gegen wen würden Sie gerne mal spielen?
Am liebsten gegen mein Vorbild Frank Lampard oder einfach gegen einen Topverein wie Barcelona, Chelsea oder Real Madrid mit den ganzen Topspielern. Das würde mich schon reizen mich, mit denen zu messen. Da kann man sehr viel lernen, denke ich.
Aufrufe: 03.1.2016, 14:00 Uhr
Carina Allacher und Dominik StraubAutor