1. FC Nürnberg - FC Ingolstadt 04 1:1 (0:0)
Der Blick auf den Spielberichtsbogen machte deutlich, wie problematisch die personelle Situation bei den Club-Fußballerinnen derzeit ist. Gegen den FC Ingolstadt, der mit drei Siegen optimal in die Regionalliga-Saison gestartet war, rekrutierten sich drei der vier Auswechselspielerinnen aus der U17, eine zweite Torhüterin fehlte, da alle drei Frauenteams im Einsatz waren, und Bhana Ghebreab kann wegen einer Schulterverletzung frühestens in der Rückrunde wieder eingesetzt werden. Nur noch zehn Spielerinnen aus dem Regionalliga-Kader standen Trainer Norbert Frey zur Verfügung, fällt Luisa Richert - eigentlich im Mittelfeld kaum zu ersetzen - nach einem Kreuzbandriss doch die gesamte Saison aus und auch auf die verletzten Anna-Maria Exner und Helena Sinke muss vorerst verzichtet werden.
Da zudem Marissa Schultz und Katharina Rupp aus privaten Gründen fehlten, war Freys Klage über die personelle Lage, „die Woche für Woche einen Kraftakt erfordert“, nachvollziehbar. Umso größer war die Freude der Spielerinnen und die Erleichterung des Trainers über das 1:1 gegen die Oberbayern, bestätigte der Punktgewinn doch seine Einschätzung, gegen jeden Gegner mithalten zu können, „wenn jede für die Mannschaft arbeitet und ihre Fähigkeiten abruft“. Gegen die Schanzer war eine Portion Glück dabei, denn nach ausgeglichenen ersten 45 Minuten, die sich überwiegend zweikampfbetont im Mittelfeld abspielten, verlor der Club nach der Pause spielerisch den Faden, geriet die Abwehr unter Dauerdruck, weil nach vorne die Entlastung fehlte. Anna Wachal als Sturmspitze stand allzu oft allein auf weiter Flur, weil sich Leonie Vogel verzettelte und Rebecca Leinberger nach ihrer langen Verletzungspause noch die körperliche Verfassung und die Spielpraxis fehlte.
Umso wichtiger war, dass Verlass auf die „Aushilfe“ Paula Bittner (16) - am Vortag schon beim 2:0 der U17-Juniorinnen über Wetzlar in der Bundesliga ein Rückhalt - und auf Tina Zimmermann im Deckungszentrum war. Dieses Duo machte ein weiteres aktuelles Problem der Club-Frauen und zugleich ihre guten Perspektiven deutlich: ihre Jugend und damit fehlende Erfahrung. Die gleichen Positionen nahmen auf der Gegenseite mit Spielertrainerin Simone Wagner (29), die schon beim FC Bayern Bundesligaluft geschnuppert hat, und mit Stefanie Hamberger (27) zwei routinierte Spielerinnen ein. Dennoch wäre sogar noch mehr möglich gewesen, wenn, erstens, Tina Steiner nach einem schönen Konter bei der ersten großen Club-Chance (16.) nicht an Ingolstadts Torhüterin gescheitert wäre. „Das nächste Mal ist er drin“, lautete zwar ein Zuruf von der Seitenlinie, aber er verhallte (vorerst) ungehört. Und, zweitens, Marina Büttel auch die zweite Möglichkeit zum Führungstreffer nach 50 Minuten nicht vertändelt hätte. Und so schien nach dem 0:1 (63.) durch Jana Helmschmidts Kopfball nach einem weiten Freistoß, bei dem die Abwehr einschließlich Torhüterin Michelle Pistoia nicht gut aussah, der Gast auf der Siegerstraße.
Wie so oft im Fußball bekamen sie aber noch eine Chance, weil der Gegner seine nicht nutzte. Und so folgte, drittens, ziemlich unverhofft der Ausgleichstreffer. Im Duett bewiesen Vogel mit einem präzisen Querpass und Leinberger mit einem kaltschnäuzigen Abschluss nach 85 Minuten, dass sie durchaus die Qualität besitzen, um das zu machen, was Trainer Frey etwa eine halbe Stunde vorher einer von ihnen zugerufen hatte, aber für beide galt: „Weitermachen, die Mannschaft braucht dich.“ Hinterher konnte Frey nach sieben Punkten aus vier Spielen, einem Platz im Mittelfeld und einigem Abstand zur hinteren Region zufrieden Bilanz ziehen, sieht die Mannschaft „absolut im Soll und keinerlei Grund zu Hektik“. Damit das so bleibt in der Regionalliga, die bisher mit überraschenden Ergebnissen aufgewartet hat, fordert er weiter harte Arbeit, „denn wir müssen raus aus der Lethargie, die sich bei einigen in der Vergangenheit eingeschlichen hat“. Hilfreich dabei - auch für die stark beschäftigte medizinische Abteilung, ist die Pause bis zum nächsten Heimspiel am 11. Oktober. Der SC Sand II ist als Neuling zwar mit vier Siegen optimal gestartet, immerhin scheint mit dem Ingolstadt-Spiel aber der personelle Tiefpunkt überwunden.
Schiedsrichter: Miriam Bloß (Neunstetten) - Zuschauer: 120