Große Worte gehören im Gespräch nicht zu seinem Repertoire; folgerichtig daher, dass sich Norbert Frey mit Prognosen zurückhält. „Wünsche kann man zwar haben“, sagt der für zwei Jahre verpflichtete Trainer der Regionalliga-Fußballerinnen des 1.FC Nürnberg vor der Saison, seine langjährige Erfahrung im Sport hat den 54-Jährigen jedoch gelehrt, „dass sie sich nicht erfüllen müssen“.
Wichtiger als Wünsche sind ihm Ziele, „sie muss man haben.“ Er als Trainer, mehr aber noch seine Spielerinnen. Also wird gemeinsam mit konzentrierter Arbeit im Training ein neuer Anlauf genommen in Richtung 2. Bundesliga, nachdem Frey nach einem einjährigen Abstecher in den Männerfußball beim TB 88 Johannis zum Frauen-Club zurückgekehrt ist. Das Ein-und Aneinandergewöhnen verläuft ohne große Komplikationen, schließlich kennt und schätzt man sich, hatte Frey als Sportlicher Leiter doch in den drei Jahren zuvor zusammen mit Andreas Exner, dem Vorsitzenden des Vereins, leistungssportliche Strukturen im Nachwuchsbereich geschaffen und die U17-Juniorinnen in die Bundesliga geführt, wo sie seither eine gute Rolle spielen.
Der erste Eindruck des Trainers kommt daher wenig überraschend, haben viele Spielerinnen im Regionalliga- Kader doch beim ihm das Rüstzeug für höhere Aufgaben erworben. „Spielerisch gut ausgebildet“, lautet sein Urteil. Leicht wird die Aufgabe allerdings nicht und wenn er „keine Luftschlösser bauen“ will, sind seine Gründe dafür plausibel. Mit Kim Urbanek, die zum Studium in die USA geht, Torfrau Anke Gülpers (SV Weinberg) und Melissa Ludewig, Sina Bach und Tanja Lehnes (alle zur SG 1883) fallen speziell im Defensivbereich Stammspielerinnen aus.
Von den bisher vier Neuzugängen — mit Bana Ghebreab (24/SV Weinberg) und Lisa Fink (21/SG NürnbergFürth 1883) zwei Torhüterinnen sowie mit Nadine Brunner (21/FC Ingolstadt) und Angela Maier (23/Schwaben Augsburg II) — hat nur die Weinbergerin schon höherklassig Erfahrung aufzuweisen. Für routinierte Verstärkungen, darunter auch Nationalspielerinnen aus dem Ausland, muss auch bei den Frauen „großes Geld“ (Exner) in die Hand genommen werden. Und daher war für den Trainer nach ersten Gesprächen mit entsprechenden Kandidatinnen schnell klar, dass das nicht klappt.
Lieber und dauerhaft Erfolg versprechender ist ihm die weitere Entwicklungsarbeit mit den Eigengewächsen aus dem Bundesliga-Team der Juniorinnen. Mit Gina Steiner, die einen Ausbildungsvertrag beim 1.FFC Frankfurt ausschlug, Rebecca Leinberger, Pia Weiss und Anna Wachal komplettieren vier Talente Freys Team. Von denen weiß er, „dass sie uns passen und was wir an ihnen haben.“ Dennoch hält er Augen und Ohren offen, denn nicht nur wegen verletzungsbedingter Problemfälle hätte er gerne je eine Neue für die Defensive und das offensive Mittelfeld.
Eine Serie von Testspielen auch gegen höherklassige Gegner, gedacht als Anschauungsunterricht und Maßstab für das eigene Leistungsvermögen, begann am Sonntag erfreulich: Beim 1. FC Köln, als souveräner Meister der 2. Bundesliga Aufsteiger in die Eliteliga, zog sich der Club beim 1:2 (Tor: Rebecca Leinberger) gut aus der Affäre. Der nächste von drei Härtetests gegen Zweitligisten folgt beim SV Weinberg, am Valznerweiher sind Crailsheim (9. August) und Würzburg (19. August) zu Gast, bevor die Pflichtspiele mit dem Pokalduell am 22. August beginnen. Zwar nicht mit einem Heimspiel gegen einen Bundesligisten, dafür jedoch mit der Aussicht, sich beim Verbandsligisten SV Hegnach für Runde zwei zu qualifizieren. Um erste Punkte und einen guten Start geht es danach bei Schwaben Augsburg (6. September). Der Trainer hätte dann sicherlich nichts dagegen, wenn sich die Mannschaft sein Motto zu Eigen machen würde: „Ich will immer gewinnen“ — verbunden mit dem Wissen, dass das nicht immer möglich ist.