2024-05-02T16:12:49.858Z

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Liridon Krasniqi ist ein gefragter Mann in Malaysia.  Facebook Liridon Krasniqi
Liridon Krasniqi ist ein gefragter Mann in Malaysia.  Facebook Liridon Krasniqi

Der Bad Boy vom Bau: Liridon Krasniqi erfindet die „Sechzehnerbahn“

„Ich bin ein Star“

Liridon Krasniqi ist ein Star fernab der Heimat. Dennoch kennt der 27-Jährige die Abgründe des Profi-Daseins. Der Mittelfeldspieler über die zwei Extreme seines Lebens.

Die Karriere von Liridon Krasniqi gleicht einer Achterbahnfahrt! Schließlich kennt der Ausnahmekönner eigentlich nur die Extreme - zwischen Ruin und Erfolg, zwischen Baustelle und Fußballstadion. Das Leben des 27-Jährigen vereint das eigentlich Widersprüchliche. Doch am Ende einer langen Odyssee fand der Mittelfeldspieler fernab der bekannten Fußball-Bühnen sein großes Glück. In Malaysia sollte der Rollercoaster letztendlich abrupt stoppen, am für ihn höchsten Punkt der Strecke. Seither ist die Tortur Geschichte oder um es mit den Worten des 27-Jährigen künstlerisch umzusetzen: Die „Sechzehnerbahn“ steht still.

„Das war meine Bad-Boy-Phase“

Bevor er aber die Massen in Asien elektrisierte, war der Kosovare unter anderem beim FC Bayern München, 1860 München und in Nürnberg durch das Raster gefallen. Der Tiefpunkt: Krasniqi wird von der FIFA für zwei Jahre gesperrt, nachdem er in Tschechien Vertragsbruch begangen hatte. „In meinem 18. Lebensjahr habe ich einen Jungprofivertrag bei Slavia Prag bekommen. Danach wurde ich nicht mehr bezahlt. Aus diesem Grund bin ich weg- und einfach heimgefahren. Ich war noch jung. Das war ein Vertragsbruch“, gesteht Krasniqi rückblickend eigene Fehler ein.

So landete das aufstrebende Talent knallhart auf dem Boden der Tatsachen. Statt mit Ball am Fuß die europäische Fußball-Welt im Sturm zu erobern, stand Krasniqi bei jedem Wetter schaufelnd auf dem Bau. „Die Zeit auf dem Bau hat mir viel gegeben, viel Zeit zum Nachdenken. Will ich das mein ganzes Leben lang machen? Auch das Umfeld ist nicht unbedingt gut. Das war meine Bad-Boy-Phase."

Im Nachhinein sei die Erfahrung jedoch maßgebend für seine Entwicklung gewesen, wie der Spieler des malaysischen Vereins Melaka United SA im Ran-Interview erzählt: „Das hat meine Laufbahn geprägt und mir einen Schub gegeben. Vielen Fußballern wird alles in die Wiege gelegt. Das war bei mir nicht der Fall.“

Krasniqi-Hype: Mütter benennen Kinder nach ihm

Danach folgte das Abenteuer Malaysia, die „beste Entscheidung“ seiner Karriere. In Südostasien liegt Krasniqi die Welt zu Füßen: „Mittlerweile sind sechs Kinder nach mir benannt worden. Wenn ich das Land betrete, weiß ich: Hier bin ich der Star.“ Schon bald könnte Krasniqi sogar im Trikot der malaysischen Nationalmannschaft zugejubelt werden. Denn der Mittelfeldspieler könnte in naher Zukunft die Staatsbürgerschaft des Landes annehmen. Doch wäre dies auch eine Option für den 27-Jährigen? „Das ist eine krasse Geschichte. Wenn Malaysia dazukommt, hätte ich für drei Nationalmannschaften gespielt. Ich habe für Albanien und den Kosovo Freundschaftsspiele gemacht. Jetzt stehe ich kurz davor, die malaysische Nationalität anzunehmen und vielleicht auch für die Nationalmannschaft zu spielen.“ Klingt beinahe so, als würde er in Gedanken bereits das Trikot des 173. der FIFA-Weltrangliste überstreifen.

„Ich lebe dort wie ein Ronaldo oder wie ein Messi“

Bleibt die Frage, ob der 27-Jährige nicht doch noch eine Rückkehr nach Deutschland anstrebt? Schließlich ist Krasniqi in seiner Heimat bisher ein relativ unbeschriebenes Blatt. Jedoch scheint er keinerlei Gedanken an ein Comeback zu vergeuden: „Für mich wäre das nichts. Ich habe das auch akzeptiert. Man muss ja auch überlegen: Ich bin jetzt so ein Star da drüben - ich lebe dort wie ein Ronaldo oder wie ein Messi. Ich bin zwar nicht Ronaldo, aber vom Lifestyle her. Dort werde ich angehimmelt.“

Außerdem missfällt Krasniqi die aus seiner Sicht argwöhnische Gesellschaft in der Bundesrepublik: „Deutschland erlaubt keinem, ein Star zu sein. Egal wer du bist. Dort drüben bin ich ein Star.“

Aufrufe: 029.3.2019, 13:54 Uhr
Münchner Merkur / tz / Christoph EnglmannAutor