2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines

"Die Liga darf nicht weiter aufgebläht werden"

So sehen die Trainer von 1. FC Monheim, Ratingen 04/19, Sportfreunde Baumberg und VfB 03 Hilden die aktuelle Situation.

Durch die Verlängerung des Lockdowns bis mindestens 31. Januar aufgrund der politischen Beschlüsse in der Coronavirus-Pandemie dauert die Unterbrechung in der Fußball-Oberliga mindestens drei Monate. Was bedeutet das für die Riesen-Spielklasse mit 23 Mannschaften? Was erwarten die Trainer der vier Klubs des Kreises? Eine Umfrage.

Ratingen 04/19 Martin Hasenpflug äußert auf der einen Seite Verständnis für die Maßnahmen, sagt aber auf der anderen Seite: „Es ist auch ein Einschnitt in die Lebensqualität, seiner Aufgabe nicht nachgehen zu können. Fußball ist in unserer Liga ja mehr als ein Hobby, es geht auch um finanzielle Aspekte. Die Spieler werden zudem ihrem sozialen Umfeld entrissen. Das ist eine Herausforderung auf vielen Ebenen.“ Der 44-Jährige findet, dass die Regularien des Verbandes „klar geregelt“ seien: „Bis 30. Juni muss die Saison beendet sein. Wenn bis dahin 50 Prozent der Spiele absolviert wurden, dann kann sie gewertet werden, Das bedeutet für uns noch 13 Spiele. Da bin ich optimistisch, dass wir die hinkriegen. Das wäre wichtig, damit sich die Anzahl der Vereine nicht noch mehr erhöht. Denn wenn die größte Liga annulliert würde, die anderen Spielklassen aber nicht, kämen Absteiger aus der Regional- und Aufsteiger aus der Landesliga noch dazu. Daher wünsche ich mir, dass wir die 50 Prozent vollkriegen.“ Hasenpflug sieht seinen Tabellenvierten gut gerüstet für einen möglichen Re-Start: „Wir haben eine gute Ausgangsposition und wollen nach der Pause das Beste daraus machen.“

Bis dahin halten sich die Ratinger weiterhin mit drei Trainingseinheiten pro Woche – zweimal über die virtuelle Kommunikationsplattform „Zoom“, einmal mit Laufen – fit. „Das erhält zumindest die Grundfitness und einen Rest an sozialen Kontakten, wenn auch nur virtuell“, sagt Hasenpflug, der ergänzt: „Wir haben jetzt fast drei Monate Pause, das sind fast drei Sommerpausen hintereinander. Da muss man an den einfachen Dingen arbeiten. Das betrifft aber alle Mannschaften.“ Der 04/19-Coach glaubt nicht, dass es bei einem Re-Start einen großen Einbruch geben würde: „Bocholt hat bislang eine überragende Saison gespielt und nur beim 2:2 gegen uns einen Punkt abgegeben. Ich glaube nicht, dass sie nach der Pause einbrechen. Und wir wollen auch so weitermachen wie vor der Unterbrechung.“ Da sei er „zuversichtlich“, denn: „Wir haben keine Abgänge im WInter, alle sind fit und motiviert. Und das Klima in der Mannschaft ist gut.“

Sportfreunde Baumberg Salah El Halimi macht sich keine Hoffnungen: „Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende März kein Spiel machen werden. Der Fokus liegt derzeit auf anderen Dingen als auf dem Fußball. Wir alle sehnen uns nach Normalität“, sagt El Halimi, der ergänzt: „Meines Wissens hat der Verband für alle Szenarien seine Hausaufgaben gemacht. Wir brauchen eine Bewertungsgrundlage und können die Oberliga kommende Saison nicht erneut so aufblähen.“ Der Trainer des Tabellendritten hofft daher, bis Juni noch möglichst viele Spiele bestreiten zu können. Gleichwohl fordert er eine Vorlaufzeit von vier Wochen vom ersten Training bis zum ersten Pflichtspiel. Nach mehrmonatiger Pause reiche die ursprünglich vorgeschlagene Zwei-Wochen-Frist nicht mehr. „Der Körper braucht einfach länger“, sagt El Halimi. „Auf uns Trainer kommt viel Arbeit zu, die Spieler wieder auf einen Stand zu bringen. Es wäre fatal, nach so langer Pause gleich wieder loszulegen.“

1. FC Monheim Dass bis Ende Juni der reguläre Spielplan durchgezogen wird, glaubt Trainer Dennis Ruess nicht. „Für uns wären das noch bis zu 38 Spiele, wenn wir im Pokal weit kämen. Das ist wohl kaum noch möglich.“ Er sieht die realistischste Option darin, dass die Hinrunde beendet wird, um eine Bewertungsgrundlage für Auf- und Abstiege zu haben. Ruess ist wichtig, dass die Oberliga in der kommenden Saison nicht mehr so „aufgebläht“ ist. „Man darf nicht vergessen, dass wir keine Profis, sondern ambitionierte Amateure sind. Mit 23 Mannschaften sind es einfach zu viele Spiele. Es muss im Sommer wieder Absteiger gehen.“ Und weiter: „Ich bin kein Hellseher, aber ich glaube, dass es frühestens im März wieder losgeht – mit dem Vorlauf, der nach so einer langen Pause notwendig ist“, sagt Ruess, der nicht mehr Wochen im Voraus plant: „Wir haben im November Pläne für den 3. Januar erstellt und im Dezember dann für den 11. Januar. Jetzt haben wir erstmal alles ad acta gelegt und warten ab, was passiert. Keiner weiß genau, woran er ist.“

VfB 03 Hilden Trainer Tim Schneider blickt optimistisch nach vorne. „Wenn wir Glück haben und im Februar wieder auf dem Platz stehen, kann ich mir vorstellen, dass wir im März wieder mit dem Spielbetrieb beginnen“, sagt er und bestätigt damit den Fußballverband Niederrhein, der eine längere Vorlaufzeit vor dem Re-Start plant. „Es macht definitiv Sinn, mindestens vier Wochen Vorbereitung zu haben, denn wir sind seit Anfang November im Lockdown. Muskeln, Sehnen und Bänder müssen sich erst wieder an die Start-Stopp-Bewegungen gewöhnen. Gerade, wenn wir vollgepackte Wochen bekommen, müssen wir das Verletzungsrisiko senken“, betont Schneider, der im Hauptberuf Physiotherapeut ist. Er glaubt: „Bis zum 30. Juni haben wir genug Zeit, die Hinrunde zu Ende zu spielen und noch Nachhol- oder Pokalspiele in den Plan zu packen. Das sollte funktionieren, aber es darf nichts mehr dazwischenkommen, sonst wird es eng. Mehr als die Hinrunde zu absolvieren kann ich mir definitiv nicht vorstellen.“, Schneider betont: „Es ist wichtig, dass man nichts übers Knie bricht, sondern eine ordentliche Vorbereitung gewährleistet. Das sportartspezifische Fußball-Training kann man schlecht kompensieren. Die Jungs haben sehr diszipliniert ihre Läufe gemacht, aber wir sind Fußballer und keine Leichtathleten.“

Aufrufe: 010.1.2021, 08:00 Uhr
RP / G. Amend, D. Audersch, S. Bergmann, B. SickerAutor