2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview der Woche
Der neue NOFV-Präsident: Hermann Winkler
Der neue NOFV-Präsident: Hermann Winkler – Foto: Homepage Sächsischer Fußballverband

Neuer NOFV-Boss Hermann Winkler im Interview

Der Grimmaer wird den NOFV zunächst bis zum nächsten Verbandstag im Jahr 2022 führen. Dort soll dann ein neuer (oder vielleicht der alte) Präsident gewählt werden.

Hermann Winkler ist neuer kommissarischer Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV). Anlässlich einer am letzten Donnerstag in Rangsdorf durchgeführten Tagung setzte sich der 57-Jährige bereits im ersten Wahlgang mit acht von 14 Stimmen gegen seine Mitbewerber Jens Cyrklaff (NOFV-Schatzmeister) und Bernd Schultz (Präsident Berliner Fußballverband) durch. Winkler, der aktuell zusätzlich noch das Amt des Präsidenten des Sächsischen Fußballverbandes ausübt, wird somit die Nachfolge von Erwin Bugár antreten, welcher im vergangenen Dezember an den Folgen eines Herzinfarktes leider verstarb.

FuPa: Lieber Hermann, erst einmal recht herzlichen Glückwünsch zur Wahl des kommissarischen NOFV-Präsidenten und ganz viel Glück bei Deinen neuen Aufgaben!

Am Donnerstag, den 21.01.2021, wurde im Rahmen einer Tagung des Nordostdeutschen Fußballverbandes in Rangsdorf die Wahl zum neuen NOFV-Chef durchgeführt. Wie war Dein Gefühl vor der Wahl?

Hermann Winkler: Ich war optimistisch und trotzdem etwas angespannt, denn bei geheimen Wahlen weiß man nie. Zudem standen mit meinen zwei Mitbewerbern zwei langgediente Fußballfunktionäre aus Berlin und Brandenburg zur Verfügung, die ich schätze. Dass sich bereits im Vorfeld so viel Vereine für meine Kandidatur ausgesprochen haben hat mich gefreut und unheimlich motiviert.

FuPa: Anfang Dezember 2020 traf die Nachricht über den Tod des verdienstvollen NOFV-Präsidenten Erwin Bugár ein. Wann stand für Dich fest, für das Amt zu kandidieren?

Hermann Winkler: Nach dem ersten Schock habe ich über die Weihnachtsfeiertage mit vielen Sportfreunden gesprochen und von diesen auch die Ermutigung bekommen, als Nachfolger anzutreten.Viele meinten, dass ich mit der Art und Weise wie ich den Sächsischen Fußballverband führe auch etwas im NOFV bewegen könne.

FuPa: Natürlich liegt in den kommenden Wochen und Monaten jede Menge Arbeit vor Dir. Was sind Deine primären Aufgaben, welche Du zunächst in Angriff nehmen wirst?

Hermann Winkler: Das vordergründige Ziel besteht für mich darin, so schnell es geht wieder den Spielbetrieb in den Spielklassen des NOFV zu beginnen. Wobei ich mir da nichts vormache und weiß, dass wir in der Hand der Politik sind. Aber ohne Punktspiele und Zuschauer bekommen unsere Vereine Probleme. Damit im Zusammenhang steht natürlich die Frage der Wertung der Saison und die Auf- und Abstiegsregelungen. Hier möchte ich Entscheidungen nur im engen Schulterschluss mit dem Spielausschuss und den Vereinen treffen. Wir haben dazu auch eine neue AG Fortsetzung des Spielbetriebs in der Regional- und Oberliga gebildet.

FuPa: Was sind Deine langfristigen Ziele an der Spitze des NOFV?

Hermann Winkler: Ich möchte den Regionalverband als Interessenvertreter der Vereine stärken und den Vereinen damit Rückendeckung geben bei ihren Bemühungen noch anerkannter in der Gesellschaft zu werden. Was in den Vereinen zumeist ehrenamtlich geleistet wird, ist enorm Das hat auch etwas mit Attraktivität in den Kommunen zu tun, in denen unsere Mannschaften spielen. Schließlich kommt es auch darauf an, unsere Probleme gebündelt an die richtigen Adressen zu transportieren.

FuPa: Unabhängig von Deiner neuen Tätigkeit beim NOFV bist Du ja ebenfalls noch Präsident des Sächsischen Fußballverbandes. Sind diese beiden Funktionen überhaupt zeitlich miteinander zu vereinbaren?

Hermann Winkler: Viele Themen überschneiden sich ja und deshalb finde ich es gut, wenn ein NOFV-Präsident auch weiß, was in kleineren Vereinen unterhalb der Oberliga los ist. Die Nachwuchsproblematik oder die Gewinnung von Übungsleitern und Schiedsrichtern kann man vielleicht auch noch besser gemeinsam lösen. Ich bin noch bis 2022 im SFV gewählt und möchte meine sächsischen Sportfreundinnen und Sportfreunde jetzt auch nicht einfach so im Stich lassen in der schwierigen Zeit.

FuPa: Apropos SFV – mit Uwe Dietrich (Spielausschuss-Vorsitzender) und Lutz Mende (Vorsitzender Ausschuss für Prävention und Sicherheit) triffst Du beim NOFV auf Kompetenzträger, mit denen Du schon beim Sächsischen Fußballverband zusammengearbeitet hast. Wie wichtig ist es für Dich, auf vertraute Köpfe zu treffen?

Hermann Winkler: Ich bin ein typischer Mannschaftssportler und bin deshalb gern mit Vertrauten und Freunden zusammen auch, um schwierige Situationen zu meistern. Im Übrigen sind die beiden genannten natürlich alte Hasen im positiven Sinne und ich kann viel von ihnen lernen.

FuPa: Wohnhaft bist Du ja nach wie vor in Grimma. Wie wirst zu Du das demnächst einrichten? Der Sitz des NOFV ist in Berlin. Wie oft wird man Dich nun wöchentlich in der Hauptstadt antreffen?

Hermann Winkler: Ich sehe meine Aufgabe nicht so sehr in den Geschäftsräumen der Berliner NOFV-Zentrale. Da helfen übrigens Videokonferenzen, Fahrzeit zu sparen. Das ist vielleicht das einzige Gute an der Pandemie. Ich möchte auch so oft es geht in den Vereinen vor Ort sein. Da erfahre ich ungefiltert am besten wo es brennt.

FuPa: Durch Dein langjähriges Engagement als Präsident des Landessportbundes Sachsen sowie als jetziger SFV-Präsident verfügst Du natürlich seit Jahren über ausreichend Erfahrung im Sport und hast vieles schon erlebt. Gibt es Anlässe/Veranstaltungen, an die Du Dich sehr gerne erinnerst oder welche gar prägend sind? Gibt es welche, die Du gerne aus Deiner Vita streichen würdest?

Hermann Winkler: Am schönsten finde ich immer die Vereinsbesuche, bei denen ich hautnah erlebe mit wieviel Herzblut und Engagement die Verantwortlichen vor Ort sich mit ihrer Zeit und sehr oft sogar mit ihrem eigenen Geld regelrecht aufopfern für „ihren Verein“. Auch Ehrungsveranstaltungen sind sehr oft richtig bewegend. Natürlich gibt’s auch viele negative Erlebnisse, aber streichen würde ich nichts. Irgendwie machen einen Niederlagen ja auch stärker (meistens jedenfalls 😊).

FuPa: Weiterhin ist bekannt, dass Du das Ohr immer an der Masse hast und Du Dich seit Jahren sehr intensiv für die Belange des Amateur-Fußballs einsetzt. Gerade in der aktuellen Zeit der Corona-Pandemie durchlaufen die unterklassigen Vereine eine sehr schwierige Zeit. Wie kannst Du ihnen Mut machen?

Hermann Winkler: Ich weiß nicht wie das hier alles ausgeht und vor der wirtschaftlichen Zukunft vieler Vereine und vor allem vieler unserer Sponsoren habe ich Angst. Ich sage aber auch, wenn es jemand schafft, dann wir Sportler mit Optimismus, Mut und Zusammenhalt. Wir mussten oft schon improvisieren und sind gestärkt daraus hervor gegangen.

FuPa: Lange Zeit hatte der NOFV beim DFB einen sehr schweren Stand. Wie schätzt Du generell die aktuelle Lage beim NOFV ein? Auf was kommt es in den nächsten Wochen und Monaten an?

Hermann Winkler: Der NOFV ist ein stolzer Regionalverband. Der einzige in Deutschland, der mal Mitglied in FIFA und UEFA war. Unser Anspruch muss es sein noch stärker Gehör zu finden. Da geht es auch darum, für bestimmte Positionen Verbündete zu suchen.

FC Grimma: Gerade die Amateur-Vereine sind natürlich in ihren finanziellen Konzepten auf Zuschauer-Einnahmen angewiesen. Ist für Dich eine Fortsetzung des Spielbetrieb ohne Zuschauer eine Option?

Hermann Winkler: Nein, nicht wirklich. Ich denke noch zwei, drei Spieltage ohne Zuschauer kann ich mir zur Not vorstellen, aber ansonsten sind sie doch das Salz in der Suppe und als Einnahmequelle unbedingt erforderlich.

FuPa: Aufgrund des ungewissen Termins bezüglich der Wiederaufnahme des Spielbetriebes kann man natürlich – sowohl in Regional- und Oberliga – nicht von einer ordnungsgemäßen Beendigung der Saison mit Hin- und Rückrunde sprechen. Welche Möglichkeiten gibt es trotzdem, die Spielsaison bis zum 30.06.2021 werten zu können?

Hermann Winkler: Es gibt einige Modelle, die wir gerade in den AGs diskutieren. Ehrlicherweise muss ich feststellen, dass die einzelnen Vorschläge der Vereine dazu immer auch irgendwie vom aktuellen Tabellenstand abhängen. Aber das ist ja menschlich. Ich persönlich ziehe eine sportliche Lösung einer Lösung am grünen Tisch vor. Schön wäre es, wenn wir wenigstens eine Halbserie zu Ende spielen können.

FuPa: Als Mitglied des FC Grimma siehst Du Deinen Heimatverein aktuell in der Oberliga Süd auf Torejagd gehen. Wie bist Du über die Elf von Trainer Alexander Kunert informiert?

Hermann Winkler: Ich fühle mich sehr gut informiert dank Facebook, Instagram, Lokalpresse und auch persönliche Kontakte und möchte unbedingt mal wieder live bei Alexander Kunert und seinen Mannen dabei sein.

FuPa: Wie verfolgst Du seit Jahren die Entwicklung des FC Grimma?

Hermann Winkler: Der Heimatverein vor der Haustür ist immer etwas Besonderes. Viele Freunde und Bekannte sind Mitglied und auch zu den „Promis“ wie Alexander und Harald Sather oder der Vereinsspitze um Daniel Kurzbach gibt es den kurzen whatsapp-Draht. Das ist schön.

FuPa: Gibt es etwas, was Du unbedingt loswerden möchtest? Gibt es Wünsche, welche Hermann Winkler in den kommenden Wochen und Monaten hat?

Hermann Winkler: Zur Zeit gibt es nur den einen Wunsch, dass dieses Virus besiegt wird und wir wieder unserem geliebten Fußball nachgehen können. Alles andere ergibt sich dann schon.

Lieber Hermann, vielen Dank für das kurze Interview! Ganz Fußball-Nordostdeutschland wünscht Dir viel Erfolg bei Deinen neuen Aufgaben!!!

Aufrufe: 026.1.2021, 17:30 Uhr
Tom RietzschelAutor