2024-04-16T09:15:35.043Z

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Lässt auch wesentlich Jüngere schon mal alt aussehen: Gau-Odernheims Routinier Raul Marincau (links).	Archivfoto: pa/Christine Dirigo
Lässt auch wesentlich Jüngere schon mal alt aussehen: Gau-Odernheims Routinier Raul Marincau (links). Archivfoto: pa/Christine Dirigo

Mehr, als nur gegen den Ball treten

Auch Routiniers, die schon auf die 40 zugehen, stehen im Ligabetrieb erfolgreich ihren Mann

Alzey. Mit Yann Aurel Bisseck, einem Innenverteidiger vom 1. FC Köln, debütierte am vergangenen Wochenende ein 16-Jähriger in der Bundesliga. Hinter Nuri Sahin ist er nun der zweitjüngste Spieler im Fußball-Oberhaus und einer, der damit für den Trend hin zu den Jungspunden steht. Die Zeiten, in denen einige ältere Spieler in den Reihen der Profimannschaften stehen, sind dahin. Es ist eine Tatsache, die jedoch nicht für den Amateurfußball gilt. Dort tummeln sich immer noch viele schon leicht ergraute Routiniers und versuchen Woche für Woche, das bestmögliche Ergebnis herauszuschlagen.

Im Kreis Alzey besitzen gar die zwei ranghöchsten Klubs solche Fußballer, die stramm in Richtung der 40 Lebensjahre unterwegs sind. Beim Verbandsligisten RWO Alzey ist es beispielsweise Torhüter Jens Maaß (37), der dort als feste Größe etabliert ist und immer noch mit zuverlässig guten Leistungen glänzt. In den Reihen des Landesligisten TSV Gau-Odernheim besitzt Raul Marincau, ehemaliger Erstligafußballer aus Rumänien, mit 36 Jahren ein fortgeschrittenes Alter. Neu nach Deutschland gekommen, dauerte es nicht lange, bis Marincau die Lust am ambitionierten Fußball wieder packte. Für TSV-Coach Christoph Hartmüller stellt das hohe Alter dabei nie ein Ausschlusskriterium dar. „Meine Einstellung dazu ist: Im Fußball gibt es kein jung und alt. Da gibt es nur gut und schlecht.“

Dem im Original von der deutschen Trainerlegende Otto Rehhagel stammenden Zitat würde auch Suat Serbest, 47-jähriger Fußballer und Ex-Coach vom B-Ligisten TV Sulzheim, nicht widersprechen. Allerdings, da sind sich beide einig, gilt das Alter bei der Spielweise zu bedenken. Laufintensive Rollen, so Hartmüller, könne er einem Marincau nicht zumuten und wären nicht wirklich sinnvoll. Um seine Funktion als Routinier erfüllen zu können, brauche es sicherlich auch andere Spieler, die einem zuarbeiten, sagt Serbest. Grundsätzlich, da ist sich Hartmüller sicher, bleibt der langfristige Erfolg ohne ältere Spieler aus.

Hierbei erhält er vollste Unterstützung von Sascha Hessinger, dem sportlichen Leiter vom B-Ligisten SG Wiesbachtal. Er ist nämlich sehr froh, selbst über einen 40-Jährigen im Kader zu verfügen. Jan Sauter, der vor der Runde vom TuS Wöllstein zur SG wechselte, nimmt eine wichtige Rolle bei seinem neuen Klub ein. „Jan hat eine große menschliche Qualität und ist den Jungen eine große Hilfestellung.“

Grundsätzlich ist es für die Vereine ein Segen noch Spieler der älteren Generation in den eigenen Reihen zu haben. Dies lässt sich auch wunderbar an den Fußballern im Kreis Alzey beobachten. Bei Sauter, der „1000 Prozent engagiert und verlässlich ist.“ Oder auch bei den drei älteren Kickern in Sulzheim: Serbest, Jörg Baumgärtner (48) und Miroslav Dragun (51). „Für uns ist Fußball mehr, als gegen den Ball treten. Wir haben ein Gen, welches nicht viele haben. Wir versuchen immer, unser Gesicht zu wahren, selbst wenn wir verlieren und das geht nur, wenn man sich optimal vorbereitet“, sagt Serbest.

Und selbst, wenn manche Vereine auch aufgrund mangelnder Alternativen auf ältere Spieler angewiesen sind, so sind sie für die Klubs unverzichtbar. Das berichtet auch Enis Hasani, Trainer von C-Ligist TuS Wörrstadt. Im 51-jährigen Michael Erdmann besitzt er einen Spieler, der ihn fasziniert. „Manchmal kommt er nur für zehn Minuten zum Training. Das ist der Wahnsinn“, beschreibt er die Vorzüge alter Veteranen. Deren Antrieb ist auch mit der Vereinsliebe zu begründen, die die meisten zu dem Engagement treibt. Ob es die schon Erwähnten sind oder Fußballer wie Kurt Gohla (46/TSV Armsheim), Gunter Wahl (51/TuS Nieder-Wiesen), Gebhard Hahn (44/TuS Wendelsheim), Stefan Müller (49/SV Bechtolsheim), Thorsten Scheer (44/TuS Flomborn) oder Stefan Dauscher (37/TSG Weinheim), die schon eine halbe Ewigkeit bei ein- und demselben Klub verbringen und eben die Angewohnheit besitzen, immer da zu sein, wenn der Herzensverein einen braucht. Natürlich ist es aber auch nach wie vor die Freude am Fußball, die die alten Spieler auf den Platz holt. „Es macht Spaß. Und bei den Alten Herren würde mir der Wettkampf fehlen“, so Bernd Fiedler, der 37-jährige Fußballer und sportliche Leiter des A-Ligisten SG Schornsheim/Undenheim.



Aufrufe: 02.12.2017, 12:00 Uhr
Nico BrunettiAutor