Leon van Empel ist in Kleve aufgewachsen. Er hat die Karl-Kisters-Realschule mit der mittleren Reife abgeschlossen. Sein erster Verein war der SV Griethausen. Über den BV DJK Kellen kam er zum 1. FC Kleve. Beim letzten Relegationsspiel der B-Jugend der Rot-Blauen in der Saison 2016/17 um einen Platz in der Niederrheinliga durfte er nicht mehr auflaufen. Die Partie fand am 2. Juli statt, sein Vertrag in Heerenveen lief ab dem 1. Juli. Der 1. FC verlor das Duell gegen den SC Bayer Uerdingen mit 0:1. In den beiden Quali-Spielen zuvor hatte van Empel drei der fünf Klever Tore erzielt.
Im Zuge des Wechsels hat sich für den 16-Jährigen nicht nur sportlich viel verändert. Er ging im Sommer zum niederländischen Erstligisten, und seine Eltern zogen zurück nach Kroatien, in die Heimat seines Vaters. In Kleve wohnt noch eine Schwester. Er kann der Trennung von seinen Eltern auch positive Seiten abgewinnen: "Es fällt mir schwer ohne sie, aber dadurch werde ich auch schneller selbstständiger."
Viel Zeit, um sich eigenständig zu entwickeln, bleibt ihm jedoch nicht. Das Training gibt seiner Woche Struktur. Dienstags und donnerstags stehen zwei Einheiten auf dem Programm, montags, mittwochs und freitags jeweils eine, am Samstag ist das Spiel, und der Sonntag ist frei. Van Empel wohnt in Heerenveen bei einer Gastfamilie, nur ein paar Minuten vom Platz entfernt. Um sieben Uhr beginnt für ihn der Tag. Wenn er nicht Fußball spielt, absolviert der Klever eine Ausbildung an einer Trainerakademie. Drei Jahre dauert sie, am Ende habe er "eine Art Trainerdiplom" erworben, so van Empel.
Das Training beim SC hat die Beschreibung "professionell" verdient. "Wir haben für jeden Bereich einen eigenen Coach. Einer ist nur für die Laufeinheiten zuständig, andere kümmern sich um die Technik. Auch zwei Mentaltrainer gehören zum Team", sagt der Klever.
Nach einem halben Jahr im Kader des SC Heerenveen kennt er seine Stärken und Schwächen noch besser: "Meine Übersicht muss besser werden. Ich sehe zu wenig, was neben mir passiert." Stärken sind Schnelligkeit und Durchsetzungsvermögen. Es sind Spielertypen mit diesen Eigenschaften, die in den Niederlanden derzeit gern genommen werden, da den Jungs im Nachbarland gern ein Mangel an Kraft und Willenstärke nachgesagt wird. Diese fehlenden Merkmale haben Fachleute für das Scheitern der Oranjes bei der EM- und WM-Qualifikation ausgemacht. In der Jugend wird jetzt verstärkt darauf Wert gelegt, Nachwuchsakteure zu formen, die Technik und Kraft vereinen. Ohnehin stehen deutsche Fußballer jenseits der Grenze derzeit hoch im Kurs. Aktuell sind in der Eredivisie so viele Profis mit deutschem Pass aktiv wie in keinem anderen Land.
Auch der Klever spielt in der ersten niederländischen Liga, der Eredivisie, Altersklasse "onder 17". Hier ist alles am Start, was Rang und Namen hat. Von Ajax über PSV bis zu Feyenoord. In der Tabelle steht Heerenveen mit Luft nach oben auf Platz elf. Bevor es in die Winterpause ging, siegte der SC mit 1:0 bei Vitesse Arnhem. Wenn Leon van Empel fit ist, dann spielt er. Meistens vorne links. Was seine Zukunftspläne betrifft, so bewertet er diese, ohne in Euphorie zu verfallen. "Ich werde alles dafür tun, um mich hier durchzubeißen." Keine ungesunde Einstellung. Denn es gibt nicht wenige hoffnungsvolle Nachwuchsspieler, die sich auf dem Weg in die Top-Ligen des Kontinents wähnen. In der Regel kommt ihnen die verflixte Realität dazwischen. Es wäre fatal, wenn der 16-Jährige vom 1. FC Kleve das Angebot der Niederländer nicht angenommen hätte. Denn es ist wohl eine einmalige Chance, die man versuchen sollte, zu nutzen.