2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Der Aindlinger Manfred Paula ist noch bis Ende Juni Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Kaiserslautern. Dann ist für den 54-Jährigen beim Traditionsklub, bei dem er sogar für eine Partie auf der Trainerbank (hier beim Auswärtsspiel bei Union Berlin) saß, Schluss am Betzenberg. 	F.: Soeren Stache
Der Aindlinger Manfred Paula ist noch bis Ende Juni Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Kaiserslautern. Dann ist für den 54-Jährigen beim Traditionsklub, bei dem er sogar für eine Partie auf der Trainerbank (hier beim Auswärtsspiel bei Union Berlin) saß, Schluss am Betzenberg. F.: Soeren Stache

Von Kaiserslautern zu den Löwen

Der Aindlinger Manfred Paula leitet bislang das Pfälzer Nachwuchsleistungszentrum +++ Ab Juli ist er bei einem anderen Traditionsklub unter Vertrag

Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „349 Kilometer sind das.“ Die Frage nach der Entfernung von seinem Wohnort Aindling zu seinem Arbeitsplatz in Kaiserslautern konnte Manfred Paula ohne jegliches Nachsinnen beantworten. Verständlich, denn oft genug hat er in den letzten drei Jahren diese Strecke mit dem Auto zurückgelegt. Seit dem 15. Februar 2016 steht er in Diensten des 1. FC Kaiserslautern, als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ). Ende Juni verabschiedet er sich vom Betzenberg.

In erster Linie, wie er gegenüber unserer Zeitung betont, aus familiären Gründen. Denn derzeit ist es ihm in der Regel nur für einige Stunden pro Woche möglich, Frau und Kinder zu sehen. Paula hat bei den Fahrten in die Pfalz und wieder zurück ins Wittelsbacher Land gut und gerne 1000 Stunden hinter dem Steuer verbracht und dabei über 100.000 Kilometer zurückgelegt. „Ich fahre antizyklisch“, sagt er dazu. Das heißt: Er versucht, dem großen Andrang auf der Autobahn zu entgehen. „Ich fahre um vier Uhr morgens weg, damit ich um sechs Uhr an Stuttgart vorbei bin. Ich habe es schon unter drei Stunden geschafft, manchmal hat es aber auch vier oder viereinhalb Stunden gedauert.“ Am Montag nimmt er sich, sofern es die Aufgaben erlauben, jeweils frei.

Die privaten Überlegungen – zu Beginn seiner Tätigkeit für die Roten Teufel stand ein Umzug mit der Familie zur Debatte – lieferten das eine Argument, die Stelle aufzugeben. Daneben ist es kein Geheimnis, dass es beim 1. FC Kaiserslautern derzeit nicht nach Wunsch läuft. Eine sofortige Rückkehr in die 2. Bundesliga ist längst kein Thema mehr. Dazu kommen Meldungen über die wirtschaftliche Entwicklung, die ebenfalls schon mal besser klangen. Vor diesem Hintergrund haben sich Manfred Paula und Martin Bader, der Geschäftsführer Sport des FCK, zusammengesetzt. Dabei verständigte man sich darauf, dass die Zusammenarbeit Mitte dieses Jahres endet und nicht erst wie zunächst geplant im Juni 2021.

Und wie geht es danach beruflich weiter mit Manfred Paula? Beginnt ab 1. Juli eine längere Phase ohne Arbeit? Sicher nicht, denn Paula hat schon einen neuen Verein gefunden. Ab 1. Juli wird Manfred Paula als Leiter des Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des TSV 1860 München fungieren. „Von einem Traditionsverein zum anderen Traditionsverein“, kommentierte der 54-jährige Aindlinger gegenüber unserer Zeitung lachend diese Nachricht. Beide Klubs gehören der 3. Liga an, in der sie auch in der nächsten Saison spielen werden. Gemeinsam ist ihnen auch, dass sie schon mal bessere Tage gesehen haben – sportlich wie finanziell.

Eigener Aussage zufolge war es für Paula sehr wichtig, mehr Zeit bei seiner Familie in Aindling verbringen zu können. Bei den Sechzigern sollte er jeden Abend die Heimreise antreten können, was bei einer Entfernung von über 300 Kilometern vom Betzenberg in Rheinland-Pfalz ins Wittelsbacher Land nicht denkbar erschien.

Der TSV 1860 München, dessen Fußballer in der Regel blaue Trikots tragen, ist seit Jahren bekannt für seine gute Jugendarbeit. Immer wieder belieferten die „Löwen“ andere Klubs mit Talenten aus ihren Reihen, beispielsweise die Bender-Zwillinge Lars und Sven. Die 29-Jährigen stehen jetzt in Diensten von Bundesligist Bayer Leverkusen. Oder Julian Weigl (Borussia Dortmund) und der Pöttmeser Christoph Daferner (jetzt SC Freiburg). Solche Leute zu entdecken, zu betreuen und zu fördern, wird künftig die Aufgabe von Manfred Paula sein. Ob die dann zum eigenen Team eins aufrücken oder bei Transfers Geld in die Klubkasse spülen, wird sich jeweils zeigen.

Vor zehn Jahren deutete sich schon einmal ein Engagement beim 1860 München an. Damals rief Gerhard Poschner bei Paula an, der den „Löwen“ aber eine Absage erteilte. Zuvor hatte er sich für den SSV Ulm als neuer Trainer entschieden. Paula arbeitete später auch noch für den FC Ingolstadt und den FC Augsburg.

Seine Zeit beim 1. FC Kaiserslautern beurteilt er ausgesprochen positiv: „Ein toller Verein, eine tolle Herausforderung. Wir haben nach wie vor eines der am besten geführten Nachwuchsleistungszentren in Deutschland.“ Bei der Zertifizierung 2018 erhielt diese Einrichtung die höchste Auszeichnung mit drei Sternen. Paula, der früher unter anderem viele Jahre den TSV Aindling trainierte, unterstreicht die Bedeutung des NLZ für den ganzen Verein: „In den letzten gut vier Jahren haben wir mit Nachwuchsspielern Transfererlöse von fast 15 Millionen Euro erzielt.“

Vor zwei Jahren verabschiedeten sich zwei bekannte Talente zu renommierten Klubs, Robin Koch ist seither Stammspieler beim SC Freiburg und Julian Pollersbeck ist die Nummer eins im Kasten des Hamburger SV. Kommt man auf die Tradition in Kaiserslautern zu sprechen, da gerät Paula geradezu ins Schwärmen: „Beim Drittligastart gegen 1860 München hatten wir 42.000 Zuschauer.“ Aus diesem Grund schwingt bei seinem Abgang ein Stück weit auch Wehmut mit: „Ich hoffe, dass es mit dem Verein gut weitergeht.“

Vom Trainergeschäft hat sich Manfred Paula im Prinzip vor einigen Jahren verabschiedet, wenngleich er als Fußball-Lehrer jede Aufgabe übernehmen könnte und ein zukünftiges Engagement als Trainer auch nicht grundsätzlich ausschließt. Er wird also weiter im Bereich Management arbeiten. „Es war schon belastend“, erklärt er zur großen Entfernung zwischen Zuhause und Arbeit: „Aber ich habe es gerne gemacht. Die Aufgabe war es wert.“

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Aufrufe: 02.5.2019, 13:17 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johann EiblAutor