2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligavorschau
Nächster Anlauf nach dem erneuten Nackenschlag. Kosta Runjaic geht die neue Spielzeit in der zweiten Liga motiviert an. Foto: dpa
Nächster Anlauf nach dem erneuten Nackenschlag. Kosta Runjaic geht die neue Spielzeit in der zweiten Liga motiviert an. Foto: dpa

Coach Kosta und die Sehnsucht nach einem Knipser

Zweite Fußball-Bundesliga: Kaiserslauterns Trainer Runjaic im Interview - Was er in der neuen Saison vom Team und von sich erwartet

Verlinkte Inhalte

Wie gut kann der 1. FC Kaiserslautern die erneut knapp verpasste Rückkehr in die Fußball-Bundesliga verkraften? FCK-Trainer Kosta Runjaic (44) fordert im Interview mit TV-Redakteur Mirko Blahak mehr Schwung im Sturm. Torwart Marius Müller traut er derweil eine richtig große Karriere zu.

Im Hunsrück, in der Abgeschiedenheit des Klosterhotels Marienhöh in Langweiler (Kreis Birkenfeld), hat der 1. FC Kaiserslautern sein zweites Trainingscamp der Sommervorbereitung aufgeschlagen. Trotz noch offener Fragen im Kader gibt sich Trainer Kosta Runjaic gelassen. Aller Erwartungshaltung und Ergebnisorientierung zum Trotz will er unbeirrt den Philosophiewechsel bei den Roten Teufeln vorantreiben.

Trainingslager in ehemaligen Klöstern liegen im Trend. Schalke 04 und Hannover 96 zog es in der Endphase der Vorsaison in die Klosterpforte Harsewinkel. Sie logieren mit dem FCK im Klosterhotel Marienhöh in Langweiler. Warum üben alte Mauern solch einen Reiz aus?
Runjaic: Darüber haben wir uns ehrlich gesagt gar keine Gedanken gemacht. Wir wollten wie im Vorjahr mit unserem zweiten Trainingslager während der Vorbereitung in der Region bleiben. Wichtig sind uns vor allem optimale Arbeitsbedingungen, und die haben wir hier.

Viele Teams sind in Österreich - Sie bleiben im Einzugsgebiet vieler FCK-Fans. Welche Rolle spielte das bei der Ortswahl?
Runjaic: Der Vorteil eines Trainingslagers in Österreich oder der Schweiz ist sicherlich, dass man sich dort in Testspielen mit großen, internationalen Vereinen messen kann. Der Nachteil ist die längere Anreise. Wir haben beim FCK einen Philosophiewechsel hin zu einem Kader mit vielen jungen Spielern vollzogen. Diese Basisarbeit soll sich auch im Trainingslager widerspiegeln. Wir bleiben in der Region, nahe an unserer Fanbasis.

In zwei Wochen geht’s schon wieder los. Wie groß ist die Enttäuschung, den Saisonauftakt "nur" in der zweiten Liga gegen Ihren Ex-Club MSV Duisburg - und nicht im Oberhaus gegen Ihren anderen Ex-Verein Darmstadt 98 bestreiten zu können?
Runjaic: Die letzte Saison ist für uns alle abgehakt. Wir haben den verpassten Erstliga-Aufstieg intensiv analysiert und verarbeitet. Nun haben wir das Glück, die Zweitligasaison mit dem Freitagabendspiel eröffnen zu dürfen. Das ist etwas Besonderes. Mit dem MSV Duisburg verbinde ich einige schöne Momente. Ich freue mich für den MSV, dass er wieder in der zweiten Liga spielt.

Haben Sie noch am verpassten Aufstieg zu knabbern?
Runjaic: Wir sind in die Vorsaison mit dem Ziel gestartet, eine junge, hungrige Mannschaft kontinuierlich weiterzuentwickeln. Das ist uns gelungen. Mehrere Spieler haben den Sprung zur U-21-Nationalmannschaft geschafft.
Wir haben einen ansehnlichen Fußball gespielt. In mehreren Bereichen waren wir statistisch unter den Top drei der Liga - etwa bei der Zahl der herausgearbeiteten Großchancen, bei der Passquote, bei der Zweikampfstärke. Letztlich hat es tabellarisch nicht ganz gereicht - obwohl wir mit der jungen Mannschaft zwei Punkte mehr geholt haben als im Jahr davor mit einem erfahreneren Kader. Das verarbeitet man natürlich nicht in zwei Tagen. Aber inzwischen schauen wir wieder nach vorne.

Welche Rückschlüsse ziehen Sie für die anstehende Saison?
Runjaic: Wir müssen auf allen Positionen mehr Torgefahr entwickeln. Und bei Standards können wir effektiver werden. Wir haben in vielen Spielen einen großen Aufwand betrieben. Dafür war der Ertrag nicht immer so, wie wir ihn gerne gehabt hätten. Vielleicht hat uns in der Endphase der vergangenen Saison ein Spieler gefehlt, der den Unterschied ausmacht. So einer wie Pascal Groß, der beim FC Ingolstadt der überragende Mann war.

Stichwort mangelnde Chancenverwertung. Welcher Stürmer im aktuellen Kader ist ein Garant für zehn bis 15 Saisontore?
Runjaic: Rein statistisch gesehen haben wir momentan keinen, der diese Quote zuletzt erreicht hat. Wir sind aber optimistisch, dass zum Beispiel Stefan Mugosa oder Kacper Przybylko in diese Rolle schlüpfen können.
Insgesamt sind wir im Sturm noch nicht so breit aufgestellt, wie wir uns das vorstellen. Aber Sportdirektor Markus Schupp ist rund um die Uhr im Einsatz und versucht weiter, geeignete Spieler für unseren Kader zu finden.

Vierter 2014, Vierter 2015: Kann der FCK in der nächsten Spielzeit in den Aufstiegskampf eingreifen?
Runjaic: Ob es geklappt hat, kann ich Ihnen nach der Saison sagen … Wichtig ist für uns zunächst, auch mit dem neuen Kader, der erneut einer der jüngsten in der Liga sein wird, unseren Spielstil zu pflegen und weiter zu optimieren. Wir wollen aktiv sein, den Ball laufen lassen, nicht nur auf Fehler des Gegners warten. Jeder wünscht sich das ganz Große, den Aufstieg. Ich kann aber keine Prognose abgeben, wo wir am Ende landen. Dazu ist diese Liga zu ausgeglichen.

Tobias Sippel, Marc Torrejon, Srdjan Lakic, Karim Matmour, Willi Orban, Dominique Heintz - wer soll nach dem Weggang wichtiger Figuren binnen der vergangenen zwölf Monate die Rollen als Führungsspieler einnehmen?
Runjaic: Mit Patrick Ziegler, Stipe Vucur und Daniel Halfar haben wir Spieler geholt, die vorweggehen sollen. Dazu zählen auch etablierte Spieler wie Markus Karl und Alexander Ring. Oder Chris Löwe, der auch intern sehr aktiv in der Kommunikation ist. Nicht zu vergessen Tim Heubach, der in seinem ersten Jahr bei uns anfangs Pech mit einer Verletzung hatte. Jetzt, im zweiten Jahr, wird er eine andere Rolle spielen. Spieler brauchen eine gewisse Zeit der Anpassung.

Wie beherrschbar ist das Wagnis, im Tor mit Marius Müller (21) auf einen Jungspund zu setzen?
Runjaic: Wir sind mit unseren beiden Torhütern zufrieden. Mit Marius - und Zlatan Alomerovic. Marius hat einen leichten Vorteil, weil er schon länger bei uns dabei ist. Er ist ein kompletter Torwart. Er besitzt körperliche Größe, Sprungkraft, gute Reflexe und ist gut beim Rauslaufen. Wir wollen das moderne Torwartspiel mit variantenreichen Spieleröffnungen weiter forcieren.
Wenn Marius das alles im Wettkampf umsetzt, wird er eines Tages ein sehr gefragter Torwart sein. Aber auch Zlatan hat das Zeug dazu.

Die zweite Mannschaft war in der Vergangenheit ein gutes Reservoir für die nachrückende Garde. Mit Robin Koch ist nun der Sohn einer FCK-Ikone - Harry Koch - von Eintracht Trier in die U 23 des FCK gewechselt. Kennen Sie ihn schon? Und was trauen Sie ihm zu?
Runjaic: Er ist mir ein Begriff, aber ich kenne ihn noch nicht persönlich. Wenn sich ein Talent positiv entwickelt, gibt es ganz schnell ein Feedback von unserem sportlichen Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Konrad Fünfstück.
Wir haben in den vergangenen drei Jahren schon viele junge Spieler aus unseren Jugendmannschaften entwickelt: Sebastian Jacob, Marius Müller, Willi Orban, Dominique Heintz, Jan-Lucas Dorow, Michael Schindele, Jean Zimmer. Das dokumentiert die exzellente Nachwuchsarbeit beim FCK. Ich bin überzeugt davon, dass auch in Zukunft diverse Talente aus der Betze-Schmiede ihren Weg nach oben erfolgreich gehen werden.

Aufrufe: 010.7.2015, 22:16 Uhr
volksfreund.de Autor