2024-04-25T10:27:22.981Z

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Jürgen Kind ist ein „Betze-Bub“. Wegen des Rückzugs von Thomas Gries ist der Trierer vorübergehend in den Vorstand des FCK gerückt. Foto: 1. FC Kaiserslautern
Jürgen Kind ist ein „Betze-Bub“. Wegen des Rückzugs von Thomas Gries ist der Trierer vorübergehend in den Vorstand des FCK gerückt. Foto: 1. FC Kaiserslautern

Aus der Westkurve in den Vorstand

Trotz der prekären Lage lebt der kommissarisch an die Clubspitze gerückte Trierer Jürgen Kind beim 1. FC Kaiserslautern derzeit seinen Traum. Mit dem TV sprach der 53-Jährige über den neuen (Sport-)Boss, Neuzuänge und die Zukunftsaussichten der Roten Teufel.


„Mensch, der Kind!“ ist man angesichts dieses Aufstiegs geneigt zu sagen. Früher Westkurvengänger, seit 1997 Vereinsmitglied beim 1. FC Kaiserslautern, Ex-Autor beim FCK-Blog „Der Betze brennt“ unter dem Pseudonym ,Altmeister‘, Mitglied im Aufsichtsrat der Roten Teufel zwischen 2012 und 2014 sowie seit 2015 und nun kommissarisches Mitglied im Vorstand des Traditionsvereins an der Seite von Michael Klatt.

Jürgen Kind hat einen famosen Sprung nach oben hingelegt. „Ich hätte beim besten Willen nicht damit gerechnet, mal in den Vorstand zu rücken – wenn auch nur für ein paar Wochen. Das kam absolut überraschend“, sagt der in Saarburg geborene und in Trier aufgewachsene 53-Jährige.

Das bisherige Vorstandsmitglied Thomas Gries ist weg, aber noch kein neuer (Sport-)Vorstand da – satzungsgemäß musste ein zweiter Mann neben Klatt einspringen. Der neue Aufsichtsratschef Patrick Banf fragte Kind, weil er am längsten im Gremium aktiv ist. „Ich musste keine 20 Sekunden überlegen, ob ich das mache“, erinnert sich Kind. Trotz des Stresses, der nun für ihn als selbstständigem Unternehmer (in Köln führt er mit seiner Frau eine Firma, die Ernährungskonzepte auf den Grundlagen der traditionellen chinesischen Medizin vermittelt) größer geworden ist. Ganz zu schweigen von der Verantwortung beim kriselnden, weil akut abstiegsgefährdeten Fußball-Zweitligisten.

Der Verein braucht ein neues Vorstandsmitglied, Punkte, neue Spieler und Geld.

„Einen Sport-Vorstand zu installieren ist die ganz entscheidende Personalie für die nächsten Jahre – unabhängig, ob der Klassen­erhalt noch gelingt oder nicht“, sagt Kind, der von drei, vier guten, erfahrenen Personen spricht, die noch in der engsten Auswahl sind. Namen nennt er nicht, er sagt nur: „Man kennt sie aus der Fußball-Szene, sie schrecken auch nicht vor der dritten Liga zurück. Es ist keiner dabei, der in der Vergangenheit eine größere FCK-Karriere hingelegt hat.“

Kind fand es schade, dass im vergangenen Sommer der Plan, Hans-Peter Briegel für eine Übergangszeit als Vorstand zu installieren, fehlgeschlagen war: „Wir würden jetzt besser dastehen, wenn es damals geklappt hätte.“

Kind hofft, dass der Neue im Vorstand in den nächsten zwei bis drei Wochen seinen Dienst antritt. Schnell gehen muss es auch bei noch geplanten Wintertransfers – am kommenden Mittwoch (18.30 Uhr) geht`s schon bei Darmstadt 98 weiter.

Mit Ruben Jenssen und Jan-Ingwer Callsen-Bracker sind bereits zwei Routiniers da. Einer, wenn nicht noch zwei sollen folgen. Kehrt Halil Altintop zurück zum FCK? Der Verein hat Interesse, doch die finanziellen Hürden bei einer Vertragsauflösung bei Slavia Prag, wo der 35-Jährige keine Zukunft mehr hat, erscheinen hoch. Kind äußert sich nicht explizit zu Altintop, allgemein sagt er: „Es ist unglaublich schwierig in unserer Situation, gestandene Spieler zu bekommen.“

Geld im laufenden Etat für Neue ist indes da – auch dank viel weniger gezahlter Prämien wegen der bislang mageren Punkteausbeute und der Übernahme von Gehältern verletzter Spieler durch die Berufsgenossenschaft.

Grundsätzlich ist der FCK aber finanziell klamm. Deshalb sagt Kind: „Ich war traditionell eher skeptisch, was eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung angeht. Inzwischen bin ich der Meinung, dass es keine andere Lösung für den FCK gibt, um auf Dauer im Profifußball zu überleben. Es gibt einen potenziellen Investor. Der ist kein Fake. Es besteht die Möglichkeit, dass er in das Fritz-Walter-Stadion investiert, aber auch in den Verein.“ Hinzu müssten aber weitere Säulen kommen, beispielsweise stille Teilhaber. „Das Sparprogramm von Michael Klatt läuft gut, alleine durch Einsparungen werden wir aber keine schwarze Null erreichen“, sagt Kind, der auch die im August 2019 fällig werdende Rückzahlung der Fan-Anleihe im Hinterkopf hat: „Es gibt mehrere Lösungsansätze, wie man sie auszahlen kann.“

Der 53-Jährige, dessen Eltern in Trier leben und der immer noch sehr verwurzelt mit der Moselregion ist, glaubt noch an den Klassenerhalt. Doch blauäugig ist er nicht: „Natürlich laufen parallel auch schon Planungen für den Fall eines Abstiegs.“ Und dann? Kind sähe nicht das Totenglöcklein für den FCK läuten: „Ich gehe – Stand jetzt – davon aus, dass wir die Drittliga-Lizenz bekämen.“ An anderer Stelle sieht er Signale der Entspannung: „Im Moment verbessern sich die Beziehungen zwischen dem FCK und der Stadt merklich.“ Zurückzuführen sei dies auch auf die Freundschaft zwischen Aufsichtsratschef Banf und dem Oberbürgermeister von Kaiserslautern.

Noch aber besteht die Chance auf den Klassenerhalt. Kind, der in Köln lebt, hat Anschauungsunterricht vor der Haustür: „Wir brauchen wie der 1. FC Köln in der Bundesliga einen guten Start mit einem Aha-Erlebnis. Wir benötigen vier Punkte aus den ersten beiden Spielen. Gelingt das, wachsen Hoffnung und das Selbstvertrauen. Dann kommt auch wieder mehr von den Fans.“

An Trainer Jeff Strasser, so der Eindruck von Kind, sollte es jedenfalls nicht scheitern: „Ich erlebe ihn extrem motiviert. Man muss ihn fast schon bremsen. Wir haben ihm schon gesagt, er muss auch schauen, dass er mal entspannt und den Kopf freibekommt. Er passt zum FCK. Er steht intern in keinster Weise zur Debatte.“

Aufrufe: 018.1.2018, 05:05 Uhr
Mirko BlahakAutor