2024-04-19T07:32:36.736Z

Aufreger der Woche
– Foto: Alexander Fischer

Eifelfußball und Corona: Zwischen Zustimmung und Vorwürfen

Nach der coronabedingten Absage von zwei kompletten Spieltagen gehen im Fußballkreis Eifel die Meinungen auseinander.

Gerade war der Kreisfußball in der Eifel auf Touren gekommen, da müssen die heimischen Kicker auch schon wieder in die Röhre schauen: Die für das vergangene und das nächste Wochenende geplanten Partien der Kreisligen A bis D wurden auf das Ende der Hinrunde verlegt (FuPa berichtete).

Geisterspiele, wie sie im Eifelkreis Bitburg-Prüm aufgrund der erhöhten Corona-Zahlen nur noch erlaubt sind, hätte der Kreisvorstand noch geschluckt. Da die Tabelle aber bereits jetzt wegen coronabedingter Ausfälle in Schieflage geraten ist, erhofft man sich durch die knapp zweiwöchige Pause, dass „die Anzahl der in Quarantäne befindlichen Spieler erheblich reduziert wird“. 50 Prozent der Partien, so die Einschätzung von Kreissachbearbeiter Fritz Skambraks in einem dem TV vorliegenden Schreiben an die Vereine, hätten in jedem Fall wegen der Spielerausfälle abgesagt werden müssen. Ein einheitlicher Nachholtermin mache auch Doppelspieltage mit Begegnungen der zweiten Mannschaft besser möglich. So könne man auch vielerorts unbeliebte (weitere) Nachholtermine inmitten der Woche umgehen.

Was sagen die Eifel-Kicker zur Entscheidung des Kreisvorstandes, wie sehen sie generell die Situation des Fußballs während der zweiten Corona-Welle und was halten sie von den im November wohl stattfindende Partien ohne Publikum? Der TV hat sich bei Aktiven, Trainern, Verantwortlichen und Schiedsrichtern umgehört.

Andreas Klink, Trainer des A-Ligisten SG Fließem: „Die Entscheidung, die beiden Spieltage abzusagen, ist richtig. Der Trainer unserer zweiten Mannschaft, Martin Finken, unser Torwarttrainer Michael Schlöder und ich verzichten auf unser Gehalt – bis Zuschauer wieder zugelassen sind – aber grundsätzlich kann kein Verein ohne Einnahmen überleben. Generell finde ich, dass der Fußballverband in der Corona-Krise versagt. Wir hätten die letzte Saison im Sommer zu Ende spielen sollen. Dann wären wir jetzt kurz vor dem Abschluss der letzten Saison und bekämen die restlichen Spiele noch dieses Jahr über die Bühne. Im März hätten wir dann mit der neuen Saison begonnen – und fertig. Einen Abbruch wird es nicht geben, weil der Verband sich dann ins eigene Bein schießt. Eine Verkürzung ist in meinen Augen wahrscheinlicher als die Saison zu Ende zu spielen. Die Jungs haben bis zum 26. Oktober frei. Jeder muss sich individuell fit halten.“

Sebastian Lorsbach, Spieler und Geschäftsführer des C-I-Ligisten SV Roth bei Prüm: „Wir begrüßen die Entscheidung sehr, dass die beiden kommenden Spieltage verlegt wurden. Gerade in den Herbst-/ Wintermonaten wären aus meiner Sicht Alternativen denkbar. Damit nicht noch eine Saison verloren geht, halte ich es persönlich für sinnvoll, die Saison zu verlängern und eventuell weiter in den Sommer hinein zu spielen. Die Mannschaft hat gerade vom Trainer einen Trainingsplan erhalten, der individuell zu Hause umgesetzt werden soll.“

Michael Schaal, Torwart des B-II-Ligisten SG Lambertsberg: „Solch ein Vorgehen sollte im gesamten Verbandsgebiet abgestimmt sein. Im Übrigen stellt sich die Frage, wann die ganzen Spiele gemacht werden sollen – es werden ja nicht die letzten Spiele sein, die ausfallen. Dass die Saison zu Ende gespielt wird, glaube ich schon. Die Frage ist nur, wie lange sie dauern wird und wie viele Zuschauer die Spiele zu sehen bekommen. Von einer Verkürzung oder einem erneuten Abbruch halte ich gar nichts. Meiner Meinung nach hätte man auch besser die letzte Saison zu Ende gespielt. Was das Training angeht: Wir machen weiter.“

Maurice Hartmann, Schiedsrichter des FSV Arzfeld: „Auch im Hinblick auf die Entwicklung der Corona-Pandemie im Eifelkreis ist das eine richtige Entscheidung. Fußballspiele in Zeiten von Corona sind mitunter die einzige Veranstaltung, bei denen auf dem Land viele Menschen zusammenkommen. Durch eine kurze Pause kann so viel bewirkt, und die Ausbreitung kann verlangsamt werden. Sowohl eine Saisonverkürzung als auch ein Abbruch wären sportlich gesehen nicht fair. Aber gerade eine Verkürzung könnte eine Lösung sein. Die Frage ist dann das Wie.“

Hans Scherberich, Schiedsrichter des SC Bleialf: „Die Maßnahme finde ich falsch. Eine Maskenpflicht wäre für die Zuschauer eine Lösung. Für die Sportler wären mehr Verantwortung und Aufklärung wichtig. Ich bin klar fürs Weiterspielen.“

Oliver Fuchs, Vorsitzender der DJK Utscheid und Spieler des A-Ligisten SG Utscheid: „Wegen der aktuellen Corona-Lage hätte eine Fortsetzung des Spielbetriebs den sportlichen Wettkampf unfair gestaltet. Während einige Mannschaften gespielt hätten, wären die Mannschaften mit Verdachtsfällen und Quarantänemaßnahmen benachteiligt gewesen. Diese hätten in kurzer Zeit mit Wochenspieltagen die verpassten Partien nachholen müssen. Der Kreisvorstand gibt sein Bestes, aber wenn der Spielbetrieb über die Kreisgrenzen hinausgeht, sind ihm die Hände gebunden. Problematisch wird es im Fall unserer Frauenmannschaft in der Kreisklasse: Hier spielen Mannschaften aus den Kreisen Mosel, Trier-Saarburg und Eifel. Wenn unsere Frauen jetzt gegen eine andere Mannschaft aus dem Kreis Eifel spielen, darf das Spiel dann stattfinden? da fehlt mir die Unterstützung des Verbandes. Ein Gespräch zwischen Kreisvorstand und Vereinsvertretern wäre sinnvoll, damit die Rahmenbedingungen mit allen Beteiligten ausgehandelt werden können. Es wäre jetzt zu einfach zu sagen, wir hätten die Saison 2019/20 einfach zu Ende spielen und nicht abbrechen sollen. Besonders der Jugendspielbetrieb sollte noch bis zur Winterpause gespielt werden. Kreisliga-Fußball ohne Zuschauer ist wie die DJK Utscheid ohne sein Urgestein Josef Scholtes. Für die Vereine gab es in diesem Jahr schon große Einnahmeeinbußen. Ein Spielbetrieb ohne Zuschauer verschärft die Lage. Unser Trainingsbetrieb wird weiter stattfinden – unter den aktuellen Auflagen der Corona-Verordnungen.“

Volker Klares, Trainer des D-II-Ligisten SG Bleialf/Mehlental II: „Ich finde es richtig, die zwei Spieltage zu verlegen. Allerdings habe ich Zweifel, ob das ausreicht. Da es in der vergangenen Saison nach dem Abbruch viele Unklarheiten gab und auch Unzufriedenheit über die Entscheidungen herrschte, bin ich mir sicher, dass der Fußballverband alles Mögliche daran setzen wird, die Saison zu Ende spielen zu lassen. Eine Saisonverkürzung könnte nur heißen, dass nach der Hinrunde Schluss wäre, weil dann hätte einmal jeder gegen jeden gespielt.“

Dieter Conrad, Fußball-Abteilungsleiter SV Badem: „Die Gesundheit steht über allem. Ich bin aber langsam gespannt, wie wir die Saison noch normal zu Ende bringen wollen. Was bei einem eventuellen Abbruch auf keinen Fall passieren darf, ist, die Ligen bei einem ausgesetzten Abstieg aufzublähen. Dann wird die Belastung nur noch größer. Gerade in dieser Zeit würde es sich lohnen, noch einmal darüber nachzudenken, die Saison mit dem Jahr zu spielen – also von Frühjahr bis Herbst. Es geht aber im Fußball um viel Geld. Die Interessen der Basis sind dem DFB nicht so wichtig. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu spielen, halte ich für sehr problematisch. Einerseits brauchen die Vereine dringend die Einnahmen. Andererseits geht so viel Motivation für die Spieler verloren.“

Thomas Clemens, Trainer des A-Ligisten SV Neunkirchen-Steinborn: „Ich weiß nicht, wie sich der Fußballkreis das vorstellt – der Plan wird immer enger. In unseren Breitengraden gibt es schließlich auch noch so etwas wie einen Winter. Dann kann auf vielen Plätzen nicht mehr gespielt werden. Andererseits habe auch ich die Gefahr gesehen, dass die Tabellenbilder angesichts der Corona-Fälle und Quarantäne-Maßnahmen immer schiefer werden. Es ist eine schwierige Gemengelage. Über allem steht der Gesundheitsaspekt. Ich hoffe aber einfach, dass wir in zwei Wochen wieder spielen können. Wenn es jetzt wieder zu einer monatelangen Pause kommt, wird das dem Fußball wohl wieder einige Spieler kosten. Auch das Sozialleben leidet darunter. Vom Training her schalten wir sogar noch etwas hoch, um gut aus der Unterbrechung herauszukommen.“

Nico Demuth, Vorsitzender des FC Prüm: „Wir finden die Entscheidung des Kreisvorstandes vernünftig. Ich erhoffe mir allerdings eine etwas größere Flexibilität, was den Spielplan anbelangt. Hier beziehe ich mich besonders auf die Winterpause, die man sicherlich kürzer ausfallen lassen kann. Die Witterung jedenfalls lässt dies zeitweise zu. Was eine Verkürzung der Saison/einen Abbruch angeht: Es wäre fahrlässig, wenn man beim Fußballkreis nicht über weitere Möglichkeiten nachdenken würde. Ich würde eine Saisonverkürzung präferieren. Es kann und wird zeitlich sehr, sehr eng, wenn weitere Spieltage ausfallen. Wir vertrauen aber dem Kreisvorsitzenden und seinem Team. Im Seniorenbereich (SG Prümer Land, d. Red.) wird bei uns weiter trainiert.“

Aufrufe: 019.10.2020, 10:21 Uhr
Andreas ArensAutor