2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Oberliga-Affäre: Seelow und Strausberg kritisieren den NOFV scharf

Die Nicht-Abstiegsentscheidung für Frankfurt sorgt in den Chefetagen von Victoria und dem FCS für Unverständnis.

Die Entscheidung des Nordostdeutschen Fußballverbandes, dass der 1. FC Frankfurt in der Oberliga Nord verbleiben kann, stellt den Verein vor neue Herausforderungen. Kritik an der Entscheidung kommt aus Seelow und Strausberg.

So ganz können Markus Derling, der Präsident des 1. FC Frankfurt, und sein Vize Thomas Bleck die Aufregung um den Verbleib der 1. Männermannschaft in der Oberliga Nord nicht verstehen. "Nachdem Germania Schöneiche seinen Rückzug aus der Oberliga bekannt gegeben hat, hatten wir Fragen zur Auslegung des Regelwerkes. Die haben wir dem Verband in einem Brief mit der Bitte gestellt, eventuelle Regelungslücken zu klären", beschreibt Derling. Bleck ergänzt: "Wir haben keine Rechtsmittel zum Verbleib unserer Mannschaft eingelegt. Letztlich hat der Verband unsere Rechtsauffassung bestätigt."

Im Verein ist die Einstellung eindeutig: Zu Frankfurt gehört Oberliga-Fußball. Selbst, wenn es der Verein trotz seines sportlichen Abstiegs zum zweiten Mal eher glücklichen Umständen zu verdanken hat, in der fünfthöchsten deutschen Fußballliga verbleiben zu können (2016: 15. Platz/21 Punkte, 2017: 16./14 Punkte). Kommt man in Gesprächen auf die vielen Niederlagen und die anscheinend zu junge, nicht Oberliga-reife Mannschaft zu sprechen, wiederholt Markus Derling: "Chancen muss man nutzen. Wir wissen, dass es schwer wird und gehen als Underdogs ins Rennen. Aber wir haben zuvor eben auch elf Jahre gebraucht, um aufzusteigen." Thomas Bleck weiß: "Die Brandenburgliga hat viele gute Mannschaften. Es ist viel schwerer, sich von unten hochzuarbeiten."

Der FCF-Vorstand verfolgt mit dem Verbleib in der Oberliga ein weiteres Ansinnen: Er will dem Vereinsnachwuchs sein Vertrauen schenken. 16 Spieler aus den eigenen Reihen sind in der letzten Saison aufgelaufen. Das hat kein anderer Verein geschafft. Nach einem Jahr Oberliga-Erfahrung der meisten könne man "noch keine Wunder erwarten", so Derling. "Aber man muss die Jungen stark reden, ihre Motivation hochhalten, Chancen bieten. Oberliga ist auch ein Anreiz, hier zu bleiben."

Für den Verein heißt es nun, eine spielfähige Mannschaft zu bekommen, nachdem mehrere Spieler Frankfurt in Richtung anderer Oberliga-Vereine verlassen (Tobias Fiebig, Florian Matthäs und Pawel Zielinski zu Victoria Seelow, Dennis Hildebrandt zum Oberliga-Neuling VfB Krieschow). Der Großteil der Mannschaft bleibt aber zusammen. Die Aufgabe ist laut Derling klar: "Für die neue Saison brauchen wir insbesondere in der Innenverteidigung, im Mittelfeld und vor allem im Sturm Spieler mit Oberliga-Niveau."

Am Montagabend fand mit dem Neu-Trainer Peter Flaig und der Mannschaft ein erstes Gespräch statt. "Alle wollen die Herausforderung ohne Druck angehen", teilte Thomas Bleck mit.

Am Freitag um 18.45 Uhr hatte der bisherige Trainer des Brandenburgligisten FC Eisenhüttenstadt, Harry Rath, die Nachricht ob des ihrerseits unverhofften Ligaverbleibs erhalten. Staffelleiter Ingo Widiger habe ihn gefragt, ob der FC Eisenhüttenstadt in der Brandenburgliga bleiben möchte. "Wir haben im Laufe der Saison so viele Geschenke verteilt, da nehmen wir auch mal eines an. Viele haben sich mit uns gefreut. Der Ligaverbleib hat keine Auswirkungen auf den geplanten Trainingsaufwand sowie die Spielerwechsel." Bei der sportlichen Konkurrenz ist die Meinung klar: "Ich kann eine derartige Entscheidung nicht nachvollziehen. Es geht nicht um den 1. FC Frankfurt, sondern einzig um die Entscheidungsträger beim Nordostdeutschen Fußballverband. Wieder einmal haben Funktionäre im stillen Kämmerlein etwas beschlossen, was sie besser in andere Hände gelegt hätten. Der Spielausschuss, besetzt mit Fachleuten in Sachen Regelwerk, wäre die richtige Entscheidungsinstanz gewesen", zeigte Roland Bienwald, Vorsitzender bei Victoria Seelow, kein Verständnis für das Vorgehen des NOFV. Der Seelower fiebert dem Verbandstag am 8. Juli entgegen. "Da werden einige in Erklärungsnöte kommen."

Vom FC Strausberg gibt es eine ähnliche Stellungnahme. Holger Ohde, Sportlicher Leiter, kann die Entscheidung ebenfalls nicht nachvollziehen. "Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was wir in dieser Situation machen würden. In Frankfurt hat man für die Brandenburgliga geplant. Oberliga ist doch ein ganz anderer logistischer und auch finanzieller Aufwand. Ich verstehe zudem die Haltung der Funktionäre nicht, die seit Jahren immer für ein 16-Starterfeld in den Ligen votiert haben. Jetzt mit 17 Mannschaften hat ein Verein immer spielfrei. Frankfurt gönne ich es natürlich. Man hätte seitens des Verbandes alles viel früher regeln können."

Aufrufe: 028.6.2017, 07:48 Uhr
Kerstin Bechly, Udo Plate, Edgar NemschokAutor