2024-04-25T10:27:22.981Z

Vereinsnachrichten
Meistens mittendrin, statt nur dabei, wenn es gefährlich wird für das gegnerische Tor: Robin "Grothi" Grothe mit der Nummer 9. Foto: Brokowski
Meistens mittendrin, statt nur dabei, wenn es gefährlich wird für das gegnerische Tor: Robin "Grothi" Grothe mit der Nummer 9. Foto: Brokowski

"Grothi" – ein Techniker und Spezialist

Mit 23 Jahren schon eine Führungspersönlichkeit

Mit seinen 1,71 Metern ist Robin Grothe kein Riese von Wuchs, aber eine anerkannte Größe beim 1. FC Frankfurt hinsichtlich Technik und Taktik. Beim Dritten der Fußball-Brandenburgliga ist er ein Freistoß- und Eckenspezialist, der so manche gegnerische Defensive in Schrecken versetzt.

Dabei ist „Grothi“, wie ihn alle nur nennen, gerade mal 23 Jahre alt. „Er ist in unserem Spielsystem ganz wichtig, beidbeinig stark, schon eine echte Führungspersönlichkeit auf dem Fußballplatz und daneben“, urteilt Trainer Jan Mutschler. Der Gelobte selbst gibt sich eher bescheiden: „Mit 23 gehöre ich ja schon zu den älteren Spielern in der Jung-Truppe, da muss man dann schon eine gewisse Verantwortung übernehmen. Ich hau‘ mich rein.“

Geboren in der Havel- und Baumblütenstadt Werder, durchlief er ab 2009 an der Frankfurter Sportschule den Nachwuchsbereich beim FCF-Vorgänger Viktoria. Mathias König war fast durchgängig sein Trainer. Die ersten Männer-Einsätze hatte er als Noch-17-Jähriger in der Spielserie 2013/14, als der 1. FCF unter Frieder Andrich in der Brandenburgliga Sechster wurde und in der folgenden Saison in die Oberliga aufstieg. Von den damaligen Akteuren sind heute noch Erik Huwe, Artur Aniol, Tobias Fiebig und eben Grothe im aktuellen Kader. Ein Zeichen für personelle Umbrüche und für die Schnelllebigkeit im Fußball allgemein.

Der offensive und kreative Mittelfeldmann, der bei Bedarf hinten aushilft, ist seit zehn Jahren in Frankfurt und beim Verein fest verwurzelt. In der FCF-„Ahnengalerie“ nimmt der junge Grothe hinter Fiebig (205), Aniol (166) und Kapitän Huwe (141) mit 114 Männer-Einsätzen schon den 4. Platz in der Liste der aktuellen Dauerbrenner ein. Ganz oben thronen seit Langem (und für immer?) die Strategen mit über 300 Berufungen: Stefan Reich, Sven Theis, Fred Garling und Sascha Geister.

Jetzt ist „Grothi“ drauf und dran, seine vielleicht beste Saison zu spielen. Fünf Treffer hat er in 15 Vergleichen bis zur Winterpause erzielt – so viele wie noch nie in einer ganzen Saison. Und mit präzisen Flanken und schlauen Pässen war er sechsmal der Tore-Vorbereiter für Aniol, Henning, Sauer & Co. „Alles reine Übungssache“, begründet er. Und räumt mit einer Legende auf. „Ich habe nicht vier Eckstöße direkt ins Tor verwandelt, da war hier und da noch ein Bein dazwischen, vielleicht auch ein Eigentor.“

Dass mit Mathias Reischert ein Routinier mit Qualitäten nicht nur bei Freistößen wegen der Familie und des Jobs zum FC Strausberg gewechselt ist, findet er schade. „Ein Typ, der zu uns passte. Er war zuletzt unzufrieden mit seiner Einwechslerrolle, das kann man verstehen. Das ist doch normal für einen, der immer spielen will – ich auch.“

Fußball könne man nicht sein Leben lang betreiben, auch nicht als Hobby. Irgendwann müsse man andere Prioritäten setzen, meint der Sportschul-Abiturient, der jetzt noch in der Ausbildung zum Versicherungskaufmann steckt. „Im Mai sind Prüfungen, die Perspektive ist noch etwas unklar. Ich hoffe aber, dass ich nach dreijähriger Lehre hier in der Region bleiben kann.“ Ein Job sei ganz wichtig, und eine eigene Familie komme irgendwann dazu. Noch aber lebt „Grothi“ in einer Wohngemeinschaft mit „Fiebs“ (Tobias Fiebig) und „Schobi“ (Damian Schobert) in Altberesinchen, zieht mit ihnen gern mal um die Häuser im Kiez.

Seine schlimmste Zeit erlebte er ab dem 2. Spieltag 2017. Der 18. August wurde für ihn zum schwarzen Freitagabend. Bei der 1:3-Niederlage unter Flutlicht in Malchow musste er nach einer halben Stunde vom Platz getragen werden. „Da war, wie man mir später sagte, mein rechtes Wadenbein angebrochen, ich schleppte mich noch ein paar Meter, dann brach es völlig“, erinnert sich Grothe ungern. Kurz darauf schon wieder mit leichtem Lächeln: „Der Arzt meinte, ich hätte noch Glück gehabt, lieber richtig gebrochen als angebrochen ...“. Die Leidenszeit „mit Mitfiebern und dem Nur-zugucken-müssen“ dauerte acht Monate. Dazwischen war er bei allen Heimspielen und sogar bei den meisten Auswärtspartien auf der Tribüne oder neben der Trainerbank dabei – lange auf Krücken. „Das Dabeisein war für mich selbstverständlich“, sagt er.

„Ja, es läuft derzeit gut für die Mannschaft und für mich“, urteilt Grothe. „Nach holprigem Beginn haben wir uns gefunden, stabilisiert, sind nach dem 0:3 in Seelow elfmal ungeschlagen geblieben. Diesen Schwung, dieses Selbstbewusstsein wollen wir in die Rückrunde mitnehmen. Da ist noch keiner oben durch, da ist noch alles möglich. Wir gehen es entspannt an.“ Fragt man den eher ruhigen Zeitgenossen, zu welchem Typ er sich zähle, antwortet er nach kurzem Nachdenken nur: „Ich bin kein Choleriker, denke immer positiv. Schlechte Laune ist kacke.“

Aufrufe: 024.2.2019, 09:00 Uhr
MOZ.de / Eberhard FehlandAutor