2024-04-25T10:27:22.981Z

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Erfolgsteam: Johannes Steigmüller, Dennis Hildebrandt, Tony Schnürer, Narciel Mbuku, Angelo Müller, Felix Matthäs, Erik Huwe, Martin König (hinten v.l.), Felix Kieschnick, Felix Henschel, Norbert Pawlowicz, Marcel Georgi, Alexander Bernwald, Tobias Fiebig  ©Winfried Mausolf
Erfolgsteam: Johannes Steigmüller, Dennis Hildebrandt, Tony Schnürer, Narciel Mbuku, Angelo Müller, Felix Matthäs, Erik Huwe, Martin König (hinten v.l.), Felix Kieschnick, Felix Henschel, Norbert Pawlowicz, Marcel Georgi, Alexander Bernwald, Tobias Fiebig ©Winfried Mausolf

Frankfurt setzt auf die Jugend

Nach dem Aufstieg wird der Nachwuchs eine große Rolle spielen

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Die Oderstadt spielt nach zwölf Jahren wieder in der Fußball-Oberliga. Der 1. FC Frankfurt als einstige graue Maus der Brandenburgliga hat sich gemausert und sorgte in der abgelaufenen Saison für einige Superlative: beste Rückrunde, Spitze in der Offensive und in den Auswärtspartien.

"Ja, das war eine richtig geile Saison mit einem glücklichen Ende", urteilt der scheidende Trainer Frieder Andrich. Aus Altersgründen wollte sich der 66-jährige Fußball-Lehrer, der in Beeskow lebt, nicht für weitere drei Jahre binden lassen. In den zweieinhalb Jahren am Regiepult der Oderstädter aber hat er einiges bewegt. Aus unguten Erfahrungen der Vorjahre, als der 1. FCF immer nur schlecht aus den Startlöchern gekommen war, hatte er Lehren gezogen: "Nicht so viel Kondition, Ausdauer bolzen, sondern mehr spielerische Formen üben und so körperlich und geistig frischer die Anfänge angehen." Zwei Auftaktsiege in Folge gaben ihm recht.

Die Mischung macht's. Die Frankfurter schickten neben Oranienburg und Neuruppin das jüngste Team ins Rennen. Einstige A-Junioren wie die 19-jährigen Zwillinge Florian und Felix Matthäs, Robin Grothe oder Erik Huwe haben sich im zweiten Männerjahr an der Seite solcher Routiniers wie Torjäger Artur Aniol, Technicus Marcel Georgi und Kapitän Fred Garling gut entwickelt, gehören zum Stamm. "Ja, die Jugend hat viel Freude gemacht", urteilt Andrich. Mit Aniol (21 Treffer) hätte der 1. FCF vielleicht sogar den besten Torschützen Andor Müller (Sachsenhausen/23) übertreffen können, wenn sich der Pole nicht am vorletzten Spieltag in Falkensee die Rote Karte eingehandelt hätte. Mit dem kleinen, aber dynamischen und wieselflinken Paul Jäkel hat der Club ein weiteres Sturm-Ass im Ärmel. Wegen eines Kreuzbandrisses konnte der 20-Jährige nur siebenmal eingesetzt werden, machte aber vier Tore.

In der Winterpause profitierten die Frankfurter von einem Glücksfall: Narciel Mbuku. Den Schwarzafrikaner hatte die Liebe an die Oder verschlagen. Seine polnische Freundin Patricia studiert Jura an der Europa-Universität Viadrina. Mit seinen Freistößen, Eckbällen und Vorlagen ist der gerade 25 Jahre alt gewordene Kongolese, den alle nur Rudi nennen, eine starke, vom Gegner unberechenbare Offensiv-Bereicherung, machte in 15 Einsätzen acht Treffer.

Freilich, es gab es auch Nackenschläge. "Beim denkwürdigen 4:7 daheim gegen den EFC Stahl am rabenschwarzen 13. September spielten wir zu offensiv, liefen taktisch ins Verderben", so Andrich. Auch das 0:2 in Teltow offenbarte enttäuschende Defensivschwächen. "Aber solche Rückschläge steckte die Mannschaft weg, rappelte sich auf und geriet nie in ein Niederlagental", lobt der erfahrene Ex-Coach.

Auf der Torhüterposition hat der Club die Qual der Jugend-Wahl zwischen Philipp Reschke (22) und Rocco Zalenga (18). Tony Schnürer (26) will nach Bandscheibenvorfall noch mal angreifen. Man lese und staune: Auch bei den Zuschauern nimmt der 1. FCF die führende Position ein. 4238 Besucher wollten die 15 Heimvergleiche sehen (Schnitt 282). Die Magneten waren der EFC Stahl (950) und das Saisonfinale gegen Miersdorf (980). Und doch zeigt sich auch Andrich mit der Resonanz unzufrieden. "Hier gibt es immer ein Spektakel, guten Offensiv-Fußball, viele packende Strafraumszenen und viele Tore - das soll und muss doch mehr Zuschauer locken."

Der neue Platzhirsch in Ostbrandenburg unter Neu-Trainer Michael Pohl freut sich auf alte Bekannte wie Fürstenwalde, Strausberg, Schöneiche, Altlüdersdorf und Mitaufsteiger Seelow. Alte Rivalitäten werden neu belebt. Allein sieben junge FCF-Akteure waren zur Saison 2012/13 nach Seelow gewechselt, gehören zum Stammpersonal. Der jetzige Vizemeistertitel ist ein Zeichen für stabile Entwicklung des SV Victoria, aber auch ein Gütesiegel für gute Fußballförderung an der Sportschule.

Mit einem Blick voraus ahnt Andrich, der 1999 den EFC Stahl in der Regionalliga rettete, was den 1. FCF in der Oberliga erwartet. "Spielerisch kann die Mannschaft sicher mithalten, aber in der Athletik, in der Robustheit wird sie zulegen müssen. Viermal Training die Woche scheint unausweichlich, aber da habe ich so meine Bauchschmerzen." Das Pokalaus gegen Oberligist Altlüdersdorf (0:4) habe Nachholebedarf gezeigt. Hinsichtlich der Rahmenbedingungen schätzt der einstige FCV-Spieler ein: "Das Umfeld hat sich große Mühe gegeben, verfügt über einen neuen Sozialtrakt mit Tribüne, aber auch diesem Amateurverein fehlt es an einigen Stellen an Professionalität. Es gibt keinen Physiotherapeuten, keinen Torwart-Trainer, keine Anlage für Fußball-Tennis ... Eine Frage des Geldes."

Frieder Andrich selbst liebäugelt nicht mit einem neuen Posten als Coach. Aber der Trainerfuchs bewirbt sich bei der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main um eine Beobachterstelle für den Bundesliga-Nachwuchs (A- und B-Junioren). Andere Trainerkollegen wie Heinz Werner machen das auch. "Jetzt bleibt mehr Zeit für die Familie und für solides Training bei den Frankfurter Tennis-Herren der über 60-Jährigen in der Verbands-Oberliga Berlin-Brandenburg."

Aufrufe: 021.6.2015, 16:11 Uhr
MOZ.de / Hans EberhardAutor