2024-04-23T06:39:20.694Z

Allgemeines
Volle Ränge auf der Westkampfbahn: Als Düren 99 im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf (oben) und Alemannia Aachen (unten) gespielt hat, waren mehr als 5000 Zuschauer dabei. Der damalige Trainer Leo Engelshat in einer Kladde alle Spiele dokumentiert. Foto. Kin, Maassen
Volle Ränge auf der Westkampfbahn: Als Düren 99 im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf (oben) und Alemannia Aachen (unten) gespielt hat, waren mehr als 5000 Zuschauer dabei. Der damalige Trainer Leo Engelshat in einer Kladde alle Spiele dokumentiert. Foto. Kin, Maassen
Sparkasse

Zusammenhalt, Kampfgeist und Tore

Vor dem FVM-Pokal-Halbfinale: Horst Maaßen hat in den 60er Jahren bei Düren 99 gespielt – auch gegen Alemannia

Verlinkte Inhalte

Wenn der 1. FC Düren am Mittwoch, 1. Mai, ab 15 Uhr im Pokal-Halbfinale des Fußballverbandes Mittelrhein gegen Alemannia Aachen antritt, wird auch Horst Maaßen aus Birgel an der Westkampfbahn sein. Der 78-Jährige wird sich ein hoffentlich spannendes Fußballspiel ansehen und sich dabei ganz sicher auch an die glorreichen Zeiten von Düren 99 erinnert. Maaßen hat von 1960 bis 1969 selbst bei Düren 99 gekickt, ist mit seiner Mannschaft zweimal Mittelrheinmeister geworden und hat im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf, Borussia Mönchengladbach und auch Alemannia Aachen gespielt.
„Das waren besondere Spiele“, erzählt der gelernte Speditionskaufmann. „Aber wir waren auch eine besondere Truppe.“ Trainiert wurde die Mannschaft von Leo Engels, dem Vater des späteren Bundesligaprofis Gert Engels. „Engels war sehr korrekt“, sagt Maaßen. „Er hatte eine dicke schwarze Kladde, in die er jedes Spiel mit Aufstellung und Toren geschrieben hat. Außerdem gab es Listen, wo jeder Spieler mit Trainingszeiten, Fehlzeiten und Erfolgen dokumentiert war.“ Bei aller Genauigkeit und Strenge sei Engels aber vor allem auch der Zusammenhalt innerhalb seiner Mannschaft wichtig gewesen. Maaßen: „Der wollte, dass wir uns untereinander gut verstehen.“ Und genau das, ergänzt Maaßen, sei es auch gewesen, was sein Team ausgemacht hat „Wir waren eine Mannschaft mit einem riesigen Zusammenhalt. Und genau das brauchst du, wenn du im Pokal gegen einen Bundesligisten bestehen willst. Du kannst nur als Mannschaft und mit Kampfgeist gewinnen. Und, wenn du das ein oder andere Tor schießt. Fußballerisch sind die anderen einfach besser.“

Dass das funktionieren kann, haben die Dürener in der Saison 1964/65 gegen Borussia Mönchengladbach gezeigt. Die „Fohlen-Elf“ wurde damals vom legendären Hennes Weisweiler gecoacht, zur Mannschaft gehörten Stars wie Günther Netzer, Bernd Rupp, Werner Waddey und Jupp Heynckes. „Das war der beste Sturm in der Bundesliga. Und Gladbach ist mit seinem Top-Team nach Düren gekommen, weil wir damals als Pokalschreck verschrien waren.“ Natürlich, ergänzt Maaßen, seien er und seine Mitspieler vor dem Spiel gegen Gladbach aufgeregt gewesen. „Ich habe zwar als Jugendlicher in der Mittelrheinliga mit Karl-Heinz Schnellinger und Dieter Danzberg gespielt, der später zum FC Bayern gegangen ist, kannte also schon berühmte Fußballer. Trotzdem war es etwas sehr Besonderes, mit Heynckes und Rupp aufs Spielfeld zu laufen.“ Seiner Mannschaft, ergänzt Maaßen, sei von Anfang an klar gewesen, dass sie gegen Mönchengladbach nichts zu verlieren hätte. „Und unser Trainer hat uns eingetrichtert, dass es bei diesem Spiel auf Kampfgeist und Zusammenhalt ankommt. ‚Einer für alle, alle für einen’ war unsere Devise. Und das hat funktioniert. Am Ende haben wir mit 3:2 gewonnen.“

Unvergessen sind für Maaßen die Momente in der Kabine – während der Halbzeitpause und unmittelbar nach dem Spiel. „Die Gladbacher und wir waren direkt nebeneinander. Wir haben unmittelbar mitbekommen, was für eine mehr als deutliche Ansage Weisweiler seinen Jungs gemacht hat. Für uns war das großartig.“ Klar, dass bei der Partie weit mehr als 5000 Fans an der Westkampfbahn waren. „Das war viel, aber für uns nicht ungewöhnlich. 3000 Zuschauer bei einem normalen Heimspiel in der Liga waren für uns keine Seltenheit. Ich finde es schön, dass es am Mittwoch auch noch einmal so voll werden soll.“ Auch wenn Maaßen aus eigener, bester Erfahrung weiß, dass Pokalspiele im Fußball immer ihre ganz eigenen Gesetze haben, glaubt er nicht, dass der 1. FC Düren am Maifeiertag als Sieger vom Platz geht. „Ich habe mir drei oder vier Spiele des 1. FC Düren angeschaut“, sagt der frühere Verteidiger. „Die Jungs sind einfach noch keine Mannschaft. Vielleicht ist das bei so einem fusionierten Verein, den es noch nicht lange gibt, auch schwierig. Ich glaube aber, dass das so am Mittwoch nichts gibt.“

VIelleicht liegen Maaßens Pessimismus aber auch daran, dass „seine 99er“ und er, die sich übrigens auch heute immer noch mindestens einmal im Jahr treffen, nach dem unglaublichen Sieg gegen Gladbach im folgenden Pokalspiel im Winter auf Alemannia Aachen getroffen sind. „Das war bitter“, sagt Maaßen. „Wir haben 0:4 verloren. Und die Zeiten vom Pokalschreck aus Düren waren vorbei.“

Aufrufe: 030.4.2019, 06:00 Uhr
Sandra Kinkel | AZ/ANAutor