Der Höhenflug ist in vielerlei Hinsicht eine Überraschung. Da gab es zunächst die Vorbereitung, in der aus verschiedenene Gründen praktisch nie alle Mann an Bord waren. Da gab es anschließend die Hängepartie um die Besetzung der Trainerposition. Der vorherige Co-Trainer Francisco Carrasco und der Sportliche Leiter Redouan Yotla teilten sich die Aufgabe, ehe der Verein eine offizielle Lösung verkündete: „Ab sofort ist Herr Redouan Yotla als Trainer für die erste Mannschaft verantwortlich.“ Das hat mit der Wirklichkeit weniger als nichts zu tun, denn die direkte Arbeit mit den Spielern leitet Carrasco, der mithin als oberster Trainer zu gelten hat. Und Yotla ist eindeutig eher für die emotionalen Momente verantwortlich. Beides zusammen kommt offensichtlich ganz gut an bei den Spielern an. Führungskräfte wie Kapitän Ivan Pusic und dessen Stellvertreter Kosi Saka haben es nicht nur einmal betont: „Sie machen das überragend.“
Yotla gibt das Kompliment gerne zurück: „Es ist unglaublich positiv, wie die Mannschaft das macht. Und wir ziehen das jetzt durch.“ In seinem persönlichen Traum gehen die aktuell mit 29 Zählern ausgestatteten Baumberger mit 35 Punkten in die Winterpause – was ein ziemlich hohes Ziel ist, aber nicht von einem anderen Stern. Nach der Aufgabe beim Dritten Bocholt (28 Zähler) folgen die Spiele gegen den Viertletzten Speldorf (18. November), beim Neunten SC Velbert (2. Dezember), beim Elften SC Union Nettetal (9. Dezember) und gegen den Spitzenreiter VfB Homberg (15. Dezember). Sollten tatsächlich alle Puzzleteile passen, hätten die Baumberger sogar die Chance, das Wunder von 2017 zu wiederholen. Seinerzeit eroberten sie am 16. Dezember durch ein 3:0 bei TuRU Düsseldorf zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die Tabellenspitze in der Oberliga. Diesmal müsste Baumberg erstens an Homberg danbleiben und zweitens den Abstand ein bisschen verkürzen. Dann wäre das Heimspiel gegen den VfB am 15. Dezember genau zwölf Monate später womöglich der prickelnde Abschluss eines Fußball- und Kalenderjahres.
Der Weg dahin wird allerdings ein sehr weiter sein. Trainer Carrasco und sein Team haben eine glänzende Serie im Rücken, allerdings seit einiger Zeit beträchtliche personelle Probleme. Verletzte Stammkräfte wie Kosi Saka, Roberto Guirino oder Torhüter Daniel Schwabke fallen aus. Außerdem hat eine Erkältungswelle die Mannschaft erfasst (wie viele andere Klubs). Besonders getroffen ist Trainer Francisco Carrasco (Bronchien), den deshalb Kapitän Pusic und Routinier Hayreddin Maslar zurzeit massiv in der Trainingsarbeit unterstützen.
Alle zusammen haben viel Respekt vor Bocholt. „Das ist eine der Top-Mannschaften in der Oberliga“, findet nicht nur Carrasco, „ich rechne ich mit einem geilen Top-Spiel. Wir müssen die Chancen nutzen, die wir bekommen. Wir wollen oben dranbleiben.“ Nach Bocholt wollen sich die Baumberger dann dem nächsten Top-Spiel widmen, das ein Jahres-Höhepunkt werden soll: Am kommenden Donnerstag (15. November, 18.30 Uhr) trifft der Oberligist im Stadion des Garather SV an der Koblenzer Straße im Testspiel auf den Bundesligisten Fortuna Düsseldorf. Der Herbst scheint für Baumberg atemberaubend zu werden.
In jedem Spiel ein Tor besser als der GegnerDer Oberligist SF Baumberg (SFB) hat die attraktivste Mannschaft in der Oberliga. Das hat in diesem Fall aber weniger mit dem Aussehen der zum Kader gehörenden Spieler zu tun, sondern mit deren Leidenschaft für den möglichst offensiven Fußball – was 38:25 Treffer in 14 Spielen eindrucksvoll untermauern. Im Durchschnitt fallten in den Partien mit Baumberger Beteiligung genau 4,5 Treffer. Die Sportfreunde erzielen mit der besten Offensive der Klasse 2,7:1,78 Tore innerhalb von 90 Minuten. Damit liegen sie theoretisch fast immer einen Treffer besser als der Gegner und dürften bisher so gut wie nie verloren haben. Stimmt auch: Der Tabellenzweite unterlag in dieser Saison erst einmal und ist seit dem 1:2 am 15. August beim VfB Homberg ungeschlagen.