2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Bei der DJK Vilzing war Uli Karmann etwas mehr als drei Jahre Trainer.
Bei der DJK Vilzing war Uli Karmann etwas mehr als drei Jahre Trainer. – Foto: Dirk Meier

Uli Karmann: Ein Verfechter des Offensivfußballs

Trainer, die man kennt (44): Der A-Lizenzinhaber steht für eine moderne und mutige Herangehensweise

Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im 44. Teil: Uli Karmann (54), der den SV Riedlhütte als 31-jähriger Jungspund in die Landesliga führte und später unter anderem den 1. FC Bad Kötzting, die SpVgg Hankofen-Hailing und die DJK Vilzing in der Bayernliga betreute.

Schönste Saison Deiner Trainer-Laufbahn?
Ich möchte das nicht auf eine Saison begrenzen. Die Anfangszeit meiner Trainerlaufbahn beim SV Riedlhütte war top. Wir sind in der Saison 1996/1997 mit nur drei Saison-Niederlagen souverän vor dem SV Schalding-Heining Bezirksoberliga-Meister geworden und sind dann in der damals bärenstarken Landesliga dreimal hintereinander Sechster geworden.


Welcher Spieler, hat Dich in Deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?
Ich durfte schon zahlreiche tolle Fußballer trainieren. Besonders imponiert haben mir aber Spieler, die aus ihren Möglichkeiten das Optimale herausgeholt haben. Wie sich beispielsweise Christian Schedlbauer und Sepp Holler entwickelt haben, war schon beeindruckend. Charakter und Mentalität haben diese beiden Spieler ausgezeichnet.



Bei welchem Verein hattest Du Deine schönste Zeit?
Wie bereits erwähnt war es beim SV Riedlhütte nahezu perfekt. Obwohl wir jedes Jahr nach der Winterpause wochenlang durch halb Niederbayern tingeln mussten, um überhaupt trainieren zu können, war es schon eine tolle Zeit. In der Mannschaft hat es zu 100 Prozent gepasst und das ganze Drumherum im Verein war ebenfalls einzigartig. Sehr gut haben mir aber auch die zwei Jahre bei der SpVgg Hankofen-Hailing gefallen. Ein familiärer Klub, bei dem man in Ruhe arbeiten kann und bei dem jedes Heimspiel etwas Besonders ist.


Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast Du besonders gerne zusammengearbeitet?
Richard Maierhofer von der SpVgg Hankofen-Hailing. Wir haben uns nicht nur menschlich gut verstanden, sondern waren vor allem sportlich immer auf einer Linie. Beeindruckend ist das gute Auge und Gespür, das Ritsch für junge Talente hat. Das ist ein Hauptgrund, dass Hankofen mittlerweile seit Jahren die Nummer zwei in Niederbayern ist.


Welcher Trainer hat Dich in deiner aktiven Zeit besonders geprägt?
Ich habe eigentlich keinen Trainer gehabt, der mich besonders geprägt hat oder an dem ich mich orientiert habe. Sehr geholfen hat mir mein Sportstudium und auch die Tatsache, dass ich sehr viele andere Sportarten betrieben habe. Dadurch habe ich oft andere Einblicke bekommen und meinen eigenen Weg gefunden.

Bei der SpVgg Hankofen-Hailing hatte Karmann eine erfolgreiche Zeit.
Bei der SpVgg Hankofen-Hailing hatte Karmann eine erfolgreiche Zeit. – Foto: Charly Becherer


Hast Du irgendetwas in Deiner Laufbahn bereut?
Ich hätte ab und zu konsequenter sein müssen. Mit Deggendorf sind wir 2003 in die Landesliga aufgestiegen und haben dann kurz vor dem Vorbereitungsstart völlig überraschend fast unsere komplette Stammmannschaft verloren. Aus Verbundenheit zu den verbliebenen Spielern und zum Verein habe ich dennoch weitergemacht, obwohl ich wusste, dass wir eine Liga höher keine Chance haben werden. Letztendlich hat sich meine Einschätzung dann auch bestätigt und wir sind als Vorletzter sofort wieder abgestiegen.


Gibt es ein Spiel, das Du nie vergessen wirst?
Ein echter Krimi war das entscheidende Relegationsspiel um den Landesliga-Aufstieg 2003 in Ascha gegen den TSV Kareth-Lappersdorf. Nach 120 Minuten stand es 1:1-Unentschieden und im Elfmeterschießen konnten wir den zweiten Aufstieg in Folge perfekt machen.


Früher war im Fußball alles besser - wie denkst Du über diese heutzutage gerne aufgestellte Behauptung?
Solche Thesen sind absoluter Quatsch. Im Amateurfußball hat sich in den letzten 30 Jahren nicht viel verändert. Das Interesse ist nach wie vor groß, wenngleich es traurig ist es, dass die Zuschauerzahlen deutlich nach unten gegangen sind. Daran sind aber die vielen TV-Übertragungen ein großes Stück weit schuld. Im höheren Amateurbereich wurde auch in den 80er und 90er Jahren schon Geld bezahlt und das oft nicht wenig. Der Fußball hat sich stark weiterentwickelt: In den 70er Jahren sind Mittelfeldspieler im Profibereich fünf, sechs Kilometer gelaufen - heutzutage mehr als doppelt soviel.


Welche Art der Mannschaftsführung favorisiert Du?
Ich versuche immer, ein Miteinander zu finden und auch mal in die Mannschaft zu horchen. Zudem ist es mir wichtig, allen Spielern gegenüber gerecht zu sein und keine Sonderrollen zu verteilen. Trotzdem muss ein Trainer natürlich die Richtung vorgeben und klare Entscheidungen treffen.


Wie hat Dich ein Spieler auf die Palme bringen können?
Durch Undiszipliniertheiten und Egoismus.


Gibt es im Profibereich einen Trainer, den Du richtig gut findest?
Pep Guardiola. Er war in vielerlei taktischer Hinsicht der Vorreiter. Vor etlichen Jahren hat er in Barcelona schon Gegenpressing spielen lassen, Dortmund hat das dann übernommen und Jürgen Klopp wurde dafür gefeiert.


Größte Enttäuschung Deiner Karriere?
Ich bin in meiner Trainer-Laufbahn zweimal abgestiegen und auch schon entlassen worden, das waren sicherlich keine angenehmen Situationen. Am meisten enttäuscht bin ich aber davon, wie unkollegial sich manche Trainer-Kollegen und Funktionäre heutzutage verhalten. Bestimmte Äußerungen sind unterste Schublade und so etwas gehört sich einfach nicht.


Was hältst Du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?
Ich bin der Meinung, dass ein Spielertrainer leistungsmäßig deutlich stärker als seine Teamkollegen sein muss. Wenn das der Fall ist, hat er aber eigentlich in der jeweiligen Liga nichts verloren. Gerade junge Fußballer sollten alles probieren, um so hoch wie möglich zu spielen und an ihr Limit zu kommen.

Seit ein paar Monaten ist der A-Lizenzinhaber wieder Coach beim 1. FC Bad Kötzting.
Seit ein paar Monaten ist der A-Lizenzinhaber wieder Coach beim 1. FC Bad Kötzting. – Foto: Simon Tschannerl


Zur Person:

Uli Karmann wurde bereits als 30-Jähriger zum Coach des SV Riedlhütte gemacht, den er 1997 in die Landesliga Mitte führte. Dort etablierten sich die Waidler unter der Regie des Metteners und landeten dreimal in Folge auf Tabellenplatz sechs. Nach einer einjährigen Pause wurde Karmann Trainer bei der SpVgg Deggendorf, die er fünf Jahre betreute. In dieser Zeit feierte der ehemalige Drittliga-Keeper mit den Donaustädtern drei Aufstiege, musste allerdings auch zweimal mit ihnen aus der Landesliga absteigen. Nach seiner Zeit an der Trat stieg Karmann ins DFB-Talentförderprogramm ein und betreute jahrelang verschiedene Ost-Bayernauswahlmannschaften. Im Sommer 2009 wurde der Blondschopf Übungsleiter beim Bayernligisten 1. FC Bad Kötzting, bei dem er aber bereits nach ein paar Monaten wieder entlassen wurde.

Von 2013 bis 2015 stand Uli Karmann an der Seitenlinie der SpVgg Hankofen-Hailing und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die "Dorfbuam" in der Bayernliga Süd mit erfrischendem Offensiv-Fußball zu überzeugen wussten. Dann wechselte der A-Lizenzinhaber zum Ligakonkurrenten DJK Vilzing, bei dem er etwas mehr als drei Jahre auf der Kommandobrücke stand. Im August 2018 ging die Ära Karmann am Huthgarten zu Ende und seit Anfang 2020 steht der 54-Jährige wieder in Diensten des Landesligisten 1. FC Bad Kötzting.

Aufrufe: 030.7.2020, 11:50 Uhr
Thomas SeidlAutor