2024-04-19T07:32:36.736Z

Interview
Marco Dellnitz wurde beim 1. FC Bad Kötzting nicht glücklich  F: Dirk Meier
Marco Dellnitz wurde beim 1. FC Bad Kötzting nicht glücklich F: Dirk Meier

Marco Dellnitz packt aus

Übungsleiter stellt FCK-Rücktrittsgründe klar und spricht über mögliche Bernried-Rückkehr

Der Absprung von Marco Dellnitz (39) beim 1. FC Bad Kötzting hat für viel Wirbel gesorgt. Dem A-Lizenzinhaber wird ein unrühmlicher Abschied unterstellt - per SMS soll er sich mehr oder weniger heimlich, still und leise aus dem Staub gemacht haben. Im FuPa-Interview infomiert der Deggendorfer über seine Rücktrittsgründe und nimmt zu den Rückkehrgerüchten zum Ost-Bezirksligisten SV Bernried Stellung.

FuPa: Marco, dein Abgang beim 1. FC Bad Kötzting sorgte für viel Wirbel. Die Verantwortlichen der Rot-Blauen um Vorstand Hans Kucher waren sehr enttäuscht über deinen frühzeitigen Abschied. Vor allem die Art und Weise - du sollst Kuchler nur per SMS informiert haben - sorgte für viel Unverständnis. Kannst du etwas Licht ins Dunkel bringen?
Marco Dellnitz (39): Bereits vor zwei Wochen habe ich Vorstand Hans Kuchler und den Spielerrat in einem persönlichen Gespräch darüber informiert, dass ich bei einer Niederlage im Kellerduell beim SV Seligenporten II mein Amt zur Verfügung stellen werde. Vereinsboss Kuchler hat mir daraufhin gesagt, dass es von FCK-Seite her keine Trainerdiskussion gibt und man unter allen Umständen mit mir weiter zusammenarbeiten möchte. Es gab dann aber in den Tagen vor dem Spiel keine weiteren Gespräche mehr, nur Ehrenvorstand Gerhard Schröder hat nochmal zwei Tage vor der richtungsweisenden Partie lange mit mir geredet und auch bekräftigt, dass der Klub voll hinter mir steht. An meiner Grundhaltung hatte sich aber nichts geändert und nach der 1:3-Niederlage war für mich klar, dass ich nicht mehr weitermachen werde. Der Spielerrat hat aber scheinbar die anderen Akteure nicht über meine Absichten informiert.

Warum hast du dann die darauffolgende Trainingseinheit am Dienstag noch geleitet?
Ich bin am Montag von Vorstandschaftsmitgliedern in mehreren Telefonaten gebeten worden, das Training am Dienstag zu halten. Kuchler und Schröder weilten in dieser Zeit bei einem gemeinsamen Rom-Aufenthalt. Ich habe mich breitschlagen lassen und bin ein letztes Mal nach Bad Kötzting gefahren. Am Mittwoch habe ich dann nochmal eine Stunde mit Schröder telefoniert und ihm erklärt, dass sich an meinem Entschluss wohl nichts mehr ändern wird. Per Handy-Kurzmitteilung habe ich dann Vorstand Kuchler ein paar Stunden später über meine endgültige Entscheidung informiert. Ich wollte einen Schlussstrich ziehen, denn sonst hätte man mich wohl wieder überredet. Darum habe ich diesen Weg gewählt und ihm lediglich eine SMS geschrieben. Alle maßgebenden Beteiligten wussten also über meine Absichten schon mehr als eine Woche Bescheid, denn ich habe bereits vor dem Seligenporten-Match eine klare Aussage getroffen.

Warum bist du letztendlich zurückgetreten?
Ich habe die Aufgabe in Bad Kötzting mit großer Freude angetreten, wobei es im Vorfeld schon viele Probleme gab. Die Position des sportlichen Leiters konnte nach dem Rücktritt von Peter Lanzinger nicht neu besetzt werden. Es kann nicht sein, dass ein ambitionierter Landesligist keinen Mann findet, der diesen wichtigen Posten ausübt. Zudem wollte ich professionelle Strukturen schaffen, beispielsweise eine funktionierende Scouting-Abteilung aufbauen. Ich bin oft an den trainingsfreien Tagen nach Bad Kötzting gefahren und es gab sehr viel Gespräche. Passiert ist leider wenig. Das zermürbt über Dauer, denn die Arbeit soll Spaß machen. Deshalb ist der Entschluss bereits länger in mir gereift - unabhängig von der sportlichen Situation.Ich hoffe, dass man im Verein jetzt endlich aufwacht. Ich wünsche es dem 1. FC Bad Kötzting, dass man die Kurve noch kratzen kann, sonst brechen sportlich ganz schwere Zeiten an.

»Es gab sehr viele Gespräche. Passiert ist leider wenig.«

Funktionierende Strukturen sind sehr wichtig - aber ein Spieler kickt nicht besser, wenn es im Klub einen sportlichen Leiter gibt... Mit deiner sportlichen Bilanz kannst du nicht zufrieden sein, oder?
Nein, auf keinen Fall. Wir wussten, dass es keine einfache Saison wird. Aber die Punktebilanz unter meiner Regie ist nicht zufriedenstellend. Ich bin ein selbstkritischer Mensch, der sich das auch eingesteht. Die Mannschaft hat im Training sehr gut gearbeitet, aber leider konnte sie ihr Potenzial im Wettkampf zu selten zeigen. Gerade im heimischen Stadion lief fast gar nichts zusammen, was mittlerweile aber auch schon ein Kopfproblem ist. Außerdem konnte man nicht erwarten, dass die Spieler meine Philosophie von heute auf morgen verwirklichen. Wir wollten mit einem gepflegten Kurzpassspiel zum Erfolg kommen, was für die Mannschaft eine gewaltige Umstellung bedeutete.

Man hat dir vorgeworfen, dass du bei der Kaderzusammenstellung auf den ein oder anderen etablierten Spieler, wie beispielsweise Anton Prancl, verzichtet hast. Hast du die Qualität der Neuzugänge bzw. des vorhandenen Personals überschätzt?
Von dem ein oder anderen Spieler hätte man sich zweifelsohne mehr erwartet, keine Frage. Ich habe zwar ligenunabhänig zugesagt - aber man hat bei meiner Verpflichtung schon immer noch mit der Bayernliga geliebäugelt. Leider wurde der Aufstieg verpasst und hauptsächlich deswegen konnten wir die Transfers von einigen Wunschspielern nicht realisieren. Die Bayernliga wäre halt eine andere Hausnummer gewesen. Wir mussten froh sein, dass wir den Kader voll bekommen, wobei wir mit der Qualität unserer "Neuen" nicht unzufrieden waren. Wir wollten eine junge, schlagkräftige Truppe mit Spielern aus der Region aufbauen. Gerne hätte ich es aber gesehen, wenn erfahrene Haudegen wie Petr Stoilov oder Yavuz Ak weiter für uns gespielt hätten, aber leider haben sie den Verein aus beruflichen Gründen verlassen. Prancl war innerhalb der Mannschaft ein Reizthema - deshalb hat man sich von ihm getrennt. Wenn man etwas Neues aufbauen will, dann muss man auch mal alte Zöpfe abschneiden und Maßnahmen ergreifen, die vielleicht nicht jeder versteht.

Rückkehr nach Bernried vorprogrammiert: Dellnitz unterstützt Schäfer bei Trainingsarbeit.

Bei deinem Ex-Verein SV Bernried ist dein Nachfolger vor vier Wochen zurückgetreten. Du hast unter Interimstrainer Andreas Schäfer ein paar Mal als Ersatzspieler ausgeholfen. Die Gerüchteküche brodelt - kehrst du zum SVB zurück?
Ich will nicht um den heißen Brei herumreden. Mein Verhältnis zu den Bernrieder Spielern und Teammanager Andreas Schäfer ist hervorragend. Schäfer würde es gerne sehen, wenn ich ihn sofort ablösen würde, weil er sich wieder auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren möchte. Das kommt aber für mich nicht in Frage, da er einen Super-Job macht und ich den Kopf erst wieder freibekommen muss. Ich werde ihn aber etwas in der Trainingsaarbeit unterstützen, das habe ich ihm zugesichert.

Also wird die Rückkehr dann in der Winterpause perfekt gemacht?
Das will ich nicht ausschließen, aber auch nicht bestätigen. Nach der schwierigen Zeit in Bad Kötzting ist für mich wichtig, dass ich den Spaß am Fußball wieder finde.

Aufrufe: 015.10.2012, 15:13 Uhr
Thomas SeidlAutor