2024-04-24T13:20:38.835Z

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Ein Loch im Tornetz, zwei Platzverweise für den CfR und mächtig viel Dampf auf dem Holzhof – in den vergangenen beiden Derbys zwischen dem FC Nöttingen und dem 1. CfR Pforzheim war allerhand geboten.
Ein Loch im Tornetz, zwei Platzverweise für den CfR und mächtig viel Dampf auf dem Holzhof – in den vergangenen beiden Derbys zwischen dem FC Nöttingen und dem 1. CfR Pforzheim war allerhand geboten.

Zehn Gründe, warum das Derby ein Knaller wird

Pforzheim empfängt Nöttingen

Es ist DAS Derby in der Region: 1. CfR Pforzheim gegen FC Nöttingen. Am heutigen Freitag um 18 Uhr treffen die beiden Fußball-Oberligisten im Holzhofstadion – nach einem Jahr Pause – wieder aufeinander. Vom Papier her sind die Rollen klar verteilt. Nöttingen kommt als Tabellenführer und demnach mit breiter Brust nach Pforzheim.

Der CfR belegt Platz 15 und befindet sich nach dem Umbruch im Sommer noch in der Findungsphase. „Doch im Derby gibt es keinen Favoriten“, sagt Nöttingens Trainer Dubravko Kolinger. Der Ausgang der Partie ist also völlig offen – und die Erinnerungen an das spektakuläre 4:4 vor zwei Jahren in Nöttingen und das nicht weniger spannende 0:0 auf dem Holzhof noch allgegenwärtig.

1: Was war das für ein Spiel am 9. Oktober 2015 in Nöttingen. Zwei Treffer in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, zwei Platzverweise für den CfR, der schon 4:1 führte, am Ende aber trotzdem über ein 4:4 jubelte. Dazu ein Phantomtor, als Niklas Hecht-Zirpels Freistoß über die Latte segelte, aber den Weg ins CfR-Tor über ein Loch im Netz fand. „So ein Spiel wird es in den nächsten 10 bis 15 Jahren nicht mehr geben“, meinte der damalige Nöttinger Trainer Michael Wittwer. Von wegen – heute wird es noch dramatischer: Vier Elfmeter schon in den ersten fünf Minuten, Nöttingen spielt ab der 70. Minute mit drei Mann weniger, führt aber bis zur 89. Minute mit 6:5. Dann zieht Dominik Salz ab, es fällt ein Tor – allerdings auf den Boden, der Pfosten ist kaputt. Der Schiri bricht die Partie ab. Sie wird am Samstagmorgen zur Frühschoppenzeit nachgeholt. Alle Zuschauer übernachten auf dem Holzhof.

2: Wir dürfen gespannt sein, wer heute seiner Liebsten einen Heiratsantrag macht. Beim Rückrundenspiel am 22. April 2016 stellte CfR-Betreuer Andreas Schenker seiner Beate in der Halbzeitpause die Frage aller Fragen. Unter dem tosenden Beifall der fast 3000 Zuschauer sagte sie „Ja“. Auch heute werden sie wohl im Stadion sein – angeblich aber noch unverheiratet.

3: Wer macht heute den Flitzer? Nach dem 0:0 damals drehte ein gut gebauter Bursche eine Runde auf dem Rasen. CfR-Boss Markus Geiser meint nur: „Hört bloß auf, ich habe keine Lust auf periphere Überraschungen.“

4: Einige Pforzheimer Anhänger sind schon richtig heiß. Gestern gossen sie mit einem Plakat im Internet etwas Öl ins Derbyfeuer. Zu sehen ist die US-Comicfigur Captain America. Auf seinem Schutzschild das FCN-Logo im Fadenkreuz, dazu der Kommentar: „Pforzheim ist komplett anti-violett. Alle raus in den Holzhof.“ Zur Info: Eingefleischte CfR-Fans haben das Plakat wohl nicht angefertigt, sonst wäre darauf nicht das FCP-Logo zu sehen.

5: Die Hütte wird voll sein. Rund 3000 Zuschauer passen ins Holzhofstadion. CfR-Vorsitzender Markus Geiser rechnet mit „2000 und mehr“. „Wir freuen uns auf die große Kulisse. Das pusht“, sagt Pforzheims Coach Adis Herceg. „Es wird abgehen, auf und neben dem Platz“, glaubt sein Trainerkollege aus Nöttingen, Dubravko Kolinger.

6: Geht es nach Adis Herceg, erwartet die Zuschauer heute ein Offensivspektakel. „Ich wünsche mir einen offenen Schlagabtausch“, so der CfR-Coach, der von seiner Spielweise mit aggressivem Pressing nicht abrücken will. Die Frage ist, spielt Nöttingen mit? Damals beim 0:0 rührten sie überraschenderweise gewaltig Beton an. Kolinger meinte gestern nur: „Wir werden sehen.“ 16 Saisontore bisher sprechen allerdings nicht für eine defensive Spielweise der Nöttinger.

7: Coole Gäste: nach dem optimalen Start mit vier Siegen in vier Spielen herrscht bei den Lilahemden eitel Sonnenschein, die Jungs von Dubravko Kolinger grüßen von der Spitze. „Wir wissen aber, was im Derby auf uns zukommt. Der CfR steht unter Druck, das wollen sie gegen uns ändern. Wir sind deshalb fokussiert und konzentriert bringen aber auch eine gewisse Lockerheit mit“, so der FCN-Coach.

8: Angespannte Gastgeber: der Start mit nur einem Sieg, einem Remis und drei Niederlagen lief für den CfR alles andere als optimal. Vor allem das 2:7-Debakel gegen Balingen schockte die CfR-Anhänger. Beim jüngsten 2:2 in Göppinger sah man allerdings Fortschritte. Auf dem Platz wurde endlich auch mehr miteinander gesprochen. „Die Mannschaft hat Leben gezeigt“, freut sich Herceg über den Entwicklungsprozess. Sagt aber auch: „Wir brauchen noch ein bisschen. Im Derby haben wir nichts zu verlieren. Viele erwarten wohl auch, dass wir gegen Nöttingen nichts holen.“

9: Derbys sind prädestiniert für kuriose Ereignisse. Sehen wir heute etwa wieder ein Phantomtor? „Vielleicht“, schmunzelt Adis Herceg, „unsere Netze sind allerdings neu.“

10: Es knistert zwischen beiden Vereinen: Klar, immerhin will jeder die Nummer eins in der Region sein. Nöttingen führt, doch der CfR holt auf. Stadioneubau, neue sportliche Ausrichtung – mal sehen, wer nach dem Derby bis zum Rückspiel am 16. März die Vormachtstellung für sich in Anspruch nehmen kann.

Aufrufe: 07.9.2017, 19:09 Uhr
Pforzheimer Zeitung / Dominique JahnAutor