2024-04-25T14:35:39.956Z

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Steht dazu, dann und wann Joints zu rauchen: Stanley Ratifo vom CfR.  Foto:  Eibner
Steht dazu, dann und wann Joints zu rauchen: Stanley Ratifo vom CfR. Foto: Eibner

Wirbel um Drogen-Geständnis: Was der 1. CfR Pforzheim zum Ratifo-Interview sagt

Club-Chef Markus Geiser bittet den 24-jährigen Fußballer zum Gespräch

Pforzheim. Bei einem letzten Blick ins Internet hat Markus Geiser am Mittwochabend seinen Augen kaum getraut. Das „11Freunde“-Interview, in dem Stanley Ratifo einräumt, Joints zu rauchen, findet der Vorsitzende des 1. CfR Pforzheim ärgerlich.

„Bestimmte Passagen habe ich dreimal lesen müssen“, sagte Geiser der PZ. So schnell wie möglich will der Vereins-Chef den Stürmer und Rapper zum Gespräch bitten. „Ich habe detaillierte Fragen an ihn und will eine genaue Auskunft.“ Vielleicht klappe es schon Montag mit einer Aussprache. Geiser geht davon aus, dass er mit seinen Vorstandskollegen Ratifo sowie dessen Produzenten und Berater Serkan Ertugrul gegenüber sitzen werde.

Um den Schlaf gebracht habe ihn die Sache immerhin nicht, so Geiser. „Nach einem 15-Stunden-Arbeitstag“ sei er einfach müde gewesen, ansonsten sei er nach acht Jahren im Amt nicht mehr so leicht zu erschüttern. Klar ist für Geiser, dass „mit den Leitlinien des CfR“ ebenso wie Rassismus oder Gewalt auch das Drogenthema „gar nicht konform“ ist.

Kein Schnellschuss geplant

„Ich hätte keine Probleme damit, ihn regelmäßig zum Drogentest zu schicken“, sagt Geiser. Im Grunde will er sich über mögliche Konsequenzen aber noch nicht auslassen: „Es gilt die Unschuldsvermutung.“ Dass Ratifos Aussage nicht der Wahrheit entspricht, sondern nur ein „Marketing-Gag“ war, hält Geiser für denkbar.

In eine ähnliche Richtung denkt Benny Stumpp. Der CfR-Jugendleiter zeigte sich sehr überrascht, als er Donnerstagvormittag im Gespräch mit der „Pforzheimer Zeitung“ von den heiklen Interview-Passagen Kenntnis erlangte. „Ich behaupte mal, es ist Provokation“, sagte Stumpp am Ende. Drogenkonsum passe nicht zum Bild, das er von Ratifo habe.

Stumpp beteuert, der CfR sei sich der Verantwortung für rund 300 Nachwuchskicker bewusst. Falls er einen Jugendspieler im CfR-Umfeld rauchen sehe, habe der ein Problem. Strafmaßnahmen und im Extremfall sogar ein Vereinsausschluss seien denkbar. „Regelmäßiger Alkoholkonsum“ sei „nicht gern gesehen“, das wisse auch jeder. Stumpp sagt außerdem, man versuche, Jugendliche „in gewisse Bahnen zu lenken“. Der 34-Jährige verheimlicht aber nicht, dass er selbst Raucher ist.

Wie mehrere andere Gesprächspartner sagt Stumpp, jeder Erwachsene sei fürs eigene Tun verantwortlich. Torhüter Manuel Salz, der sich bisher als einziger CfR-Spieler zum brisanten Thema äußerte, sagte: „Es muss jeder selber wissen, was er macht.“ Ansonsten sei Ratifo ein „Gute-Laune-Typ“ und im Team beliebt.

Spieler und Berater schweigen

Von dem 24-Jährigen selbst war am Donnerstag keine Stellungnahme zu erhalten. Die telefonische Kontaktaufnahme scheiterte, da Ratifo eine neue Mobilfunknummer hat. Die musste sich übrigens auch Präsident Geiser erst besorgen. Einen Maulkorb-Erlass werde es beim CfR nicht geben, doch Ratifo solle sich nun besser erst einmal nicht äußern: „Das lege ich ihm nahe.“ Berater Serkan gab sich schmallippig. Zumindest vorerst werde man nichts sagen.

Das 2:1 des Fußball-Oberligisten im Testspiel bei Verbandsligist Calcio Leinfelden-Echterdingen am Mittwoch hatte Ratifo verpasst. Laut Trainer Gökhan Gökce ist der Stürmer in Sachen Musik unterwegs. Gökce sagte, nach dem Testspiel sei er dann „kurz vor Mitternacht“ beim Surfen im Internet auf das Interview gestoßen.

Angesprochen darauf, was der CfR-Coach zu Ratifos Texten über Drogenerfahrung sage, hatte der Stürmer unter anderem erklärt: „Er feiert meinen Sound auch.“ Das ist möglicherweise eine Fehleinschätzung, denn Gökce sagte der PZ dazu: „Mir ist egal, was er singt.“ Vor dem Training am Freitag hat Gökce nicht vor, Kontakt zu Ratifo aufzunehmen. Er wolle den Spieler bei seinen Musik-Aktivitäten „nicht stören“.

Für Pforzheims Schiedsrichter-Obmann Jörg Augenstein gehen Sport und Drogenkonsum überhaupt nicht zusammen. Ratifos Äußerungen sprächen aber immerhin dafür, dass der Spieler „eine ehrliche Haut“ sei.

An Ratifos Verhalten sei nie etwas zu beanstanden gewesen, sagt CfR-Betreuer Edgar Schneider. Der Ex-Bayern-Profi, Sozialpädagoge und sechsfache Vater empfiehlt, das Thema nicht zu hoch zu hängen. Ratifo sei ein „Super-Typ“ und erst recht ein exzellenter Kicker: „Wir können froh sein, wenn so ein Guter zu uns kommt.“

Aufrufe: 024.1.2019, 20:43 Uhr
Pforzheimer Zeitung / Ralf KohlerAutor