Nun mag es unterhaltsam gewesen sein, wie der CfR zuvor spielte, gerade daheim. Die Fans erinnern sich noch an das wilde 4:3 gegen den SV Oberachern und das vogelwilde 2:7 gegen die TSG Balingen. Trainern hingegen bereiten solche Ergebnisse Kopfzerbrechen. Schließlich gilt es nicht als sonderlich erfolgsversprechende Taktik, nach Möglichkeit immer mehr Tore als der Gegner zu erzielen. Viel erfolgsversprechender ist es, mit einer sattelfesten Abwehr zunächst einmal Gegentore zu verhindern. Und das gelingt dem CfR plötzlich ganz gut. Das Spiel, so scheint es, ist nun auf seine Beine gestellt.
Zuschauer mit viel Geduld
Der Unterhaltungswert leidet natürlich. Aus der Torflut (26 Tore insgesamt in den ersten fünf Spielen mit Pforzheimer Beteiligung) wurde eine Ebbe mit nur noch zwei Toren in drei Spielen. Das 0:0 am Samstag gegen den SSV Reutlingen war ein Paradebeispiel dafür, wie es ist, wenn sich zwei defensiv stabile Mannschaften nicht aus der Reserve locken lassen. Erstaunlich, wie viel Geduld die meisten der 370 Zuschauer am Samstag im Holzhofstadion aufbrachten und zeitweise selbst mickrigeste Schussversuche mit freundlichem Applaus bedachten.
Die Pforzheimer Abwehrreihe kommt bei ihrem Selbstfindungsprozess voran. Zu Saisonbeginn fielen die als Stammkräfte eingeplanten Robert Stark und Eldin Hadzic aus, Benjamin Sturm wurde erst spät geholt. Zusammen mit Akiyoshi Saito bilden sie jetzt eine Viererkette, die an der sich noch mancher Gegner die Zähne ausbeißen wird. Der Wandel im Pforzheimer Spiel zeigt sich aber auch an der Personalie Joao Tardelli. Der Allrounder im CfR-Team begann die Saison als Innenverteidiger, gegen Reutlingen war er auf der Spielmacherposition angelangt. Viel Impulse konnte er dem Spiel nicht geben. Der Spielaufbau von hinten blieb mangelhaft, in der Spitze wurden Dominik Salz (verletzt) und Nico Charrier (angeschlagen) vermisst, die zusammen sechs der elf Saisontore erzielt haben.
Prediger: herzlicher Empfang
So trennten sich zwei Mannschaften mit vielen freundschaftlichen Verbindungen schiedlich-friedlich 0:0. Pforzheims Julian Grupp ist einst in Reutlingen groß geworden. Mit Dirk Prediger, Janick Schramm und Filip Milisic standen drei Spieler in der Reutlinger Startformation, die vergangene Saison noch das CfR-Trikot trugen. Nervös sei er vor der Rückkehr gewesen, gestand Prediger später ein, der Empfang im Holzhof sei aber herzlich gewesen. „Nur meine Leistung hat nicht gepasst“, zeigte sich der zur Halbzeit ausgewechselte Offensivspieler selbstkritisch.
Fehlte nur noch Sidy Niang. Der dunkelhäutige Angreifer hatte die Spielzeit beim CfR begonnen (zwei Einsätze), dann ging es zum SSV, wo er auch schon dreimal spielte. Gegen Pforzheim stand er nicht im Kader. Das hatte man beim Wechsel wohl so vereinbart.