2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Weiß genau, wo es hingehen soll: Marco Fischer, der neue Trainer von 07 Ludwigsburg. Foto: Baumann
Weiß genau, wo es hingehen soll: Marco Fischer, der neue Trainer von 07 Ludwigsburg. Foto: Baumann

07 setzt auf die "Fischer-Formel"

Der Ludwigsburger Traditionsverein hat den ehrgeizige Marco Fischer vom TSV Münster verpflichtet

In Ludwigsburg weht ein frischer Wind. Zur Rückrunde hat sich die Sportvereinigung mit einem neuen Trainer verstärkt. Bei den 07ern – derzeit in der Landesliga nur einen Rang vom Relegationsplatz entfernt – soll es mit Marco Fischer wieder bergauf gehen. Denn der neue Übungsleiter bringt Vieles mit, was auf eine erfolgreiche Zukunft hoffen lässt.

„Höchst professionell, jung, dynamisch, erfolgreich“ – die Vereinsverantwortlichen sparen nicht mit Lob, wenn sie von Marco Fischer sprechen. „Er ist ein gereifter junger Mann, der weiß, von was er redet“, erklärt Jürgen Friedrich, Sportlicher Leiter der Ludwigsburger. Und ein Trainer mit „dem Ehrgeiz, immer die beste Mannschaft auf's Feld zu bringen“, findet Mathias Beck, Fußball-Abteilungsleiter des TSV Münster. Dabei ist Fischer erst 32 Jahre alt. Und dennoch hat der gebürtige Stuttgarter in seiner Karriere schon einiges durchlebt.

Das Fußballspielen begann Fischer zunächst beim TSV Münster, bevor er 1996 zum VfB Stuttgart ging. Drei Jahre später wurde er mit bekannten Größen wie Kevin Kuranyi und Andreas Hinkel deutscher B-Jugend-Meister. 2001 wechselte Fischer in die damalige vierte Liga zu seinem heutigen Klub 07 Ludwigsburg. Nach fünf Jahren folgte ein einjähriges Intermezzo bei der SG Sonnenhof Großaspach. Daraufhin zog es den einstigen Abwehrspieler erneut zu den Ludwigsburgern, denen er als aktiver Spieler weitere vier Jahre erhalten blieb. Schließlich führte sein Weg dorthin zurück, wo alles begann – zum TSV Münster. Die Entscheidung, seine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, hatte Fischer damals schon längst getroffen. „Wenn man in der vierten Liga fünf Jahre gespielt hat und es tut sich nach oben nichts mehr, muss man sich irgendwann Gedanken machen“, erklärt Fischer.

Eine Trainerkarriere mit Höhen und Tiefen

So studierte er Sportwissenschaften und arbeitete parallel an seiner Trainerlizenz, um in ebendieser Funktion für den TSV tätig zu werden. 2011 wurde Fischer schließlich im Alter von 28 Jahren erstmals Spielertrainer. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Schon nach der ersten Saison feierte das Team den größten Kluberfolg der letzten drei Jahrzehnte: Der TSV sicherte sich den Pokalsieg sowie die Meisterschaft und stieg erstmals nach 27 Jahren wieder in die Landesliga auf. Doch darauf folgte der erste Rückschlag: Der Verein stieg ein Jahr später als Drittletzter wieder ab.

Die Zielvorgabe für die folgende Spielzeit war klar: Es sollte wieder nach oben gehen. Und tatsächlich spielte die Mannschaft bis zum vorletzten Spieltag in der Bezirksliga um den Relegationsplatz mit. Doch durch ein Unentschieden gegen Calcio Leinfelden-Echterdingen verpasste Münster die Möglichkeit. Innerhalb der ersten Jahre konnte Fischer somit aus sportlicher Sicht etliche wertvolle Erfahrungen sammeln. „Im ersten Aufstiegsjahr hat man gelernt, wie man mit dem Druck an der Tabellenspitze umzugehen hat“, reflektiert der Trainer: „In der nächsten Saison habe ich wertvolle Erfahrungen im Abstiegskampf sammeln können." Auch das folgende Jahr habe positive Aspekte für einen Trainer gehabt. „Als Absteiger muss man ganz anders auftreten als der Rest der Liga. Es gilt, erst einmal Fuß zu fassen. Und das haben wir auch gut hinbekommen. Durch unseren Pokalsieg haben wir auch viel in puncto K.O.-Spielen dazugelernt. Ich hatte also das Glück, in vier Jahren eigentlich alle für einen Trainer wichtige Szenarien zu erleben“, resümiert er.

Fischer möchte den nächsten Schritt machen

Als besonders wird er auch die aktuelle Saison in Erinnerung behalten. Die Hinrunde beendete er mit dem TSV als Herbstmeister. Zusätzlich steht der Verein aktuell noch im Pokalviertelfinale. Doch dann erlag er den Lockrufen aus Ludwigsburg- „Kurz vor Weihnachten ist Marco auf uns zugekommen mit der Nachricht, dass er bei Ludwigsburg zugesagt hat. Wir waren natürlich sehr überrascht“, erzählt Beck. Der 57-Jährige wusste zwar, dass die 07er bereits öfters angefragt hatten, doch er ging weiterhin von Fischers Verbleib aus. Allerdings war sich der Fußball-Abteilungsleiter auch bewusst, dass Fischer dank einer Im vertrag verankerten Ausstiegsklausel jederzeit wechseln konnte.

Für die Zeit beim TSV ist Fischer dankbar. „Es hat Spaß gemacht und wir waren eine tolle Mannschaft. Auch die Verantwortlichen haben ihr Möglichstes gegeben. Das hat sich auch im Erfolg widergespiegelt. Es war ein homogenes Umfeld“, sagt Fischer und ergänzt: „Das Tolle an Münster war auch, dass man viele Aufgaben inne hatte, etwa Spielertransfers in die Wege leiten oder sich der Spielbeobachtung widmen.“ Letztendlich entschied sich Fischer aus emotionalen und sportlichen Gründen für den plötzlichen Wechsel nach Ludwigsburg: „Das hätte ich für keinen anderen Klub gemacht“, sagt er. Außerdem wolle sich die Sportvereinigung auf lange Sicht nicht mit der Landesliga zufriedengeben. „Ich habe die Möglichkeit, den nächsten Schritt zu machen und gemeinsam mit einem engagierten Team etwas auf die Beine zu stellen.“

Mit der „Fischer-Formel“ zum Erfolg

Mit Fischer erhoffen sich die 07er zunächst aus der hinteren Tabellenregion herauszukommen und sich dann im Mittelfeld zu etablieren. Langfristig soll eine stabile Mannschaft entstehen, mit der man den Blick nach oben richten kann. „Wenn sie ihn auch in Ruhe arbeiten lassen, könnte das dort funktionieren“, glaubt Beck. Fischer möchte die Herausforderung wie seine letzten Aufgaben angehen und weiß demnach, worauf es ankommen wird. „Ein Trainer muss topmotiviert sein und das Training entsprechend aufbereiten, sodass jeder Lust an der Sache hat.“ Darüber, was seine Spieler erwartet, gibt er bereits Aufschluss. „Ich lasse gerne guten Offensivfußball spielen und dafür muss man viel trainieren. Und hinten muss möglichst oft die Null stehen. Eine ganz einfache Formel“, erklärt er. Als Trainer ist ihm dabei besonders wichtig, seine eigene Philosophie zu entwickeln. „Man sollte dabei aber keine Scheuklappen aufhaben, sondern immer versuchen, sich weiterzuentwickeln“, betont Fischer.

Zum 1. Februar wird er seine Arbeit in Ludwigsburg aufnehmen: „Ich bin richtig motiviert, die Aufgabe anzugehen.“ Der Trainer ist sich bewusst: Den bisherigen Erfolg mit Münster muss er nun auch in Ludwigsburg bestätigen. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ich das hinbekomme“, zeigt er sich zuversichtlich.

Aufrufe: 029.1.2015, 10:00 Uhr
Holger LayerAutor