2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche

"Ich möchte weiter oben mitspielen"

Ein Interview mit Maike Umlauf vom SV Blau-Weiß Oedekoven

Maike ist 19 Jahre alt und spielte einige Jahre beim SC Bad-Neuenahr, der Kaderschmiede im Frauenfußball. Aktuell ist sie für den SV BW Oedekoven aktiv und zeigt dort ihr fußballerisches Können. In der Frauen Kreisliga Bonn erzielte sie letzte Saison 28 Treffer und 24 Assist in nur 21 Partien, was aber wenig verwunderlich ist, wenn man ihre Vita kennt.

Beim TuS Roisdorf fing sie an, Fußball zu spielen, bis sie von ihrem ehemaligen Trainer zum SC 07 Bad Neuenahr gescoutet wurde, zu der Zeit eine absolute Topadresse im Frauen-Fußball.

Seit vorletztem Jahr spielt die Abiturientin bei ihrem "Heimatverein" und führt auch diese Saison wieder die Torschützenliste mit zehn Treffern nach fünf Spielen an. FuPa Bonn/Sieg sprach mit ihr über die aktuelle Saison, ihre zukünftigen Pläne und die aktuelle Situation des Frauen-Fußballs.


Bevor wir zum Fußball kommen, was machen sie im Moment in ihrem Leben außerhalb des Fußballplatzes?

Umlauf: Ich werde bald anfangen, zu „jobben“ und vielleicht nochmal ein Praktikum bei einem Kindergarten zu machen. Sonst nutze ich im Moment meine freie Zeit, um viel mit meinen Freunden zu unternehmen.

Sie und Ihre Mannschaft, der SV BW Oedekoven, sind mit zwölf Punkten aus fünf Spielen erfolgreich in die Saison gestartet. Sie könnten soweit zufrieden sein, oder?

Ja, im Grunde genommen bin ich zufrieden mit dem Auftakt. Allerdings hätten wir, das Spiel gegen Pech - unsere einzige Niederlage - auch gewinnen können, wenn wir ein wenig mehr Ehrgeiz gezeigt hätten. Generell würden wir noch viel erfolgreicher spielen, wenn die Trainingsbeteiligung besser werden und alle Spielerinnen auch zu den Spielen kommen würden. Unser Kader besteht aus 20 Leuten, wobei davon nur um die 13 Spielerinnen zu den Partien antreten. Das finde ich etwas ärgerlich.

Wie sehen ihre persönlichen Saisonziele aus?

Mit meiner Mannschaft möchte ich natürlich weiter oben mitspielen, am besten um die ersten beiden Plätze. Ich persönlich würde mich darüber freuen, weiter zu treffen, um bis zum Ende die Torschützenliste anzuführen.

Sie haben letzte Saison ganze 52 Scorerpunkte in nur 21 Partien in der Frauen Kreisliga Bonn gesammelt. Ich nehme an, sie hatten viele Anfragen von höher klassierten Vereinen vorliegen. Was war der Grund für Ihren Verbleib?

Natürlich kommen immer wieder Anfragen von den anderen Klubs, vor allem hier aus der Umgebung. Es fragen mich auch viele alte Teamkolleginnen, mit denen ich in Bad Neuenahr zusammen gespielt habe, ob ich nicht zu ihrem aktuellen Verein wechseln möchte. Ich habe mich erst mal entschieden zu bleiben, weil ich mich eigentlich ziemlich wohl fühle in Oedekoven. Ich kenne im Verein einfach jeden, weil ich hier direkt um die Ecke aufgewachsen und so mit den meisten auch groß geworden bin. Es ist ganz schön, für das eigene „Dorf“ zu spielen.

Nun ganz allgemein zum Sport. Fußball wird ja in der Gesellschaft oft als „Männersport“ abgestempelt. Wie kamen sie zum Fußball spielen?

Das kam alles durch meinen Bruder, weil der schon seit den Bambinis Fußball spielt. Irgendwann hat er mich dann mal mitgenommen in den Garten und hat mir einige Übungen gezeigt. Nachdem ich dann auf die weiterführende Schule kam, bin ich beim Training meines Bruders und seinen Freunden oft mitgegangen, bis ich mich dann schließlich beim Verein angemeldet habe.

Sie haben ja bereits viele Vereine und damit verbunden auch viele unterschiedliche Ligen kennengelernt. Wie hat sich Ihrer Meinung nach, der Frauen-Fußball in den letzten Jahren entwickelt?

Ich habe mir letztens die U-20 Weltmeisterschaft der Frauen genau angeschaut, da ich auch mit der Nationalspielerin Rebecca Knaak (18, Bayer 04 Leverkusen) gut befreundet bin, und dabei ist mir aufgefallen, wie sich das Niveau, vor allem in den Jugendnationalmannschaften, gesteigert hat. Insbesondere die jungen Spielerinnen haben meiner Meinung nach immer mehr Potenzial.

Sie sind, wie sie bereits angesprochen haben, mit Nationalspielerinnen befreundet. Sie haben in Bad Neuenahr gespielt und sind in Bonn aufgewachsen. Genauso wie Europameisterin und Fußballerin des Jahres 2012 Celia Sasic (früher Okoyino da Mbabi). Bei solcher Prominenz in ihrer unmittelbaren Umgebung – hatten sie selber nie den Wunsch Fußballprofi zu werden?

Ja klar habe ich schon einmal darüber nachgedacht. Vor allem als ich den Auswahlmannschaften gespielt habe, hat man sich schon vorgestellt, wie es wäre, noch eine Stufe höher zu spielen. Aber bei mir ist und war schon immer das Problem, dass ich oft nicht gut mit Drucksituationen umgehen kann. Es muss bei mir einfach alles passen. Das Umfeld, der Trainer, die Mannschaft und die gesamte Atmosphäre müssen stimmen. Das klappt halt nicht immer, wie zum Beispiel bei Bad Neuenahr.

Glauben sie, dass es in der Zukunft eine Frau schaffen wird, in der Herren Fußball-Bundesliga zu debütieren?

Ich weiß nicht, ob das möglich sein wird, aber die Leistung dürfte nicht das Problem sein. Ich kenne persönlich viele Spielerinnen, auf alle Fälle im technischen Bereich, im Herrenfußball mithalten können. Auf körperlicher Ebene kommt man natürlich noch nicht ganz ran, aber ich könnte mir vorstellen, dass es in Zukunft Spielerinnen geben könnte, die den Männern Paroli bieten können.

Eine abschließende Frage: Maike Umlauf in 10 Jahren?

Ich hoffe, dass ich dann noch meine Leistung bringen kann, in einer starken Liga, bei einem guten Verein. Bis dahin will ich auch meine Ausbildung als Erzieherin abgeschlossen haben, oder eventuell auch mein Sozialpädagogik-Studium, was ich aber noch nicht angefangen habe. Mit 29 Jahren sollte ich dann auch ausgezogen sein, hoffentlich mit einem Freund, wenn nicht sogar als verheiratete Frau.

Aufrufe: 03.10.2014, 10:00 Uhr
Won Song / FuPa Bonn/SiegAutor