2024-05-24T11:28:31.627Z

Ligabericht
Mike Keitel (r.) verlässt die SG Waibstadt zum Saisonende.
Mike Keitel (r.) verlässt die SG Waibstadt zum Saisonende. – Foto: Siegfried Lörz

Zum Abschluss winkt die Meisterschaft

Kreisliga Sinsheim +++ Mike Keitel hört zum Rundenende auf +++ Eine dreizehnjährige Ära geht zu Ende

Die deutsche Fußballnationalmannschaft begeisterte mit ihrem unbekümmerten Spielstil die ganze Welt. Engländer (4:1) und Argentinier (4:0) wussten im Achtel- und Viertelfinale der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika nicht wie ihnen geschah, so schnell kombinierten sich Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose durch deren Abwehrreihen. Die Erinnerung daran wirkt angesichts vom erneuten frühen WM-Aus vor sechs Wochen Lichtjahre entfernt.

Zeitgleich begann in diesen Tagen im Sommer 2010 beim frischgebackenen Kreisligisten SG Waibstadt eine Ära, die diesen Sommer zu Ende geht. Mike Keitel, damals frisch 44 Jahre alt geworden, hört im Juni 2023 als SG-Coach auf. Heute ist der Familienvater 56 Jahre alt, er hat die jüngste Vereinsgeschichte in Waibstadt geprägt wie kein anderer.

Dennoch und trotz der Aussicht Ende dieser Runde mit der Kreisliga-Meisterschaft einen riesigen Erfolg feiern zu können, hat er eine Entscheidung getroffen, mit der nicht zwingend zu rechnen gewesen ist. Lange hat er nachgedacht, ehe er sie dem Vorsitzenden Markus Stumpf mitgeteilt hat. "Man überlegt jedes Jahr, ob man verlängert, das ist doch klar. Dieses Mal ist die Erkenntnis gereift, dass es einfach richtig ist aufzuhören", begründet Keitel seinen Entschluss.

Die Zeit in Waibstadt hat ihn sportlich, aber auch persönlich reifen lassen. "Hier habe ich über ein Viertel meiner sportlichen Zeit verbracht", rechnet er vor. Ehe er 2010 die SG übernahm, coachte er den SV Ehrstädt, den TSV Michelfeld, den SV Rohrbach/S., den VfB Wiesloch und den TSV Dühren.

Auch wenn das Ende noch knapp fünf Monate in der Zukunft liegt, spricht er schon jetzt einen großen Dank aus: "Ich bin hier in einem super geführten Verein toll aufgenommen worden und habe vom ersten Tag an großes Vertrauen gespürt. Ich hatte stets Leute um mich herum, die mich haben machen lassen. So ein Gefühl übermittelt zu bekommen ist das ist das A und O für einen Trainer. Wir hatten immer ein sehr offenes Verhältnis miteinander, speziell zu Markus Stumpf, der erst mein Spieler und dann als Vorstand mein Vorgesetzter war."

Keitels Abschied ist eine Zäsur für die SG Waibstadt. Am vergangenen Samstag rief der Klub eine Mannschaftssitzung ein, um alle rund um das Team zu informieren. Im Hintergrund ist längst eine Trainerfindungskommission am Werk.

"Wir mussten erst einmal in Ruhe besprechen, wie es weitergeht. Das kam selbstverständlich überraschend für uns, gleichzeitig haben wir aber Verständnis dafür, dass Mike womöglich auf dem Höhepunkt abtreten möchte", sagt Stumpf. Der erste Vorsitzende scharrte zügig seine Kollegen aus der sportlichen Führung um sich, um "Kriegsrat" zu halten. Er verrät: "Wir waren ja quasi noch nie in der Situation einen neuen Trainer suchen zu müssen." Schnell war klar: Die SG will einen Spielertrainer.

Erste Kandidaten wurden besprochen, nun geht alles seinen Weg. "Richtigkeit geht vor Schnelligkeit", erläutert Stumpf. Ein neuer Cheftrainer soll trotzdem zügig, in erster Linie aber passend für den Verein, seine Mannschaft und das Umfeld ausgewählt werden.

An Interessenten dürfte es nicht mangeln. Die SG ist auf Kreisebene einer der spannendsten Vereine. Als Kreisliga-Spitzenreiter winkt neben der Meisterschaft ein Aufstieg in die Landesliga Rhein-Neckar. Es wäre ein weiteres ruhmreiches Kapitel der Vereinsgeschichte, von denen in den vergangenen Jahren unter Keitels Federführung einige Erfolgreiche geschrieben wurden.

"Mit Mike haben wir sehr, sehr viel erreicht und sind ihm unendlich dankbar für alles, was er für unsere SG geleistet hat", so Stumpf und verweist auf drei Pokalfinals sowie die Vizemeisterschaft 2017. In Bargen 2016 (1:0 gegen Treschklingen) und in Reichartshausen 2018 (1:0 gegen Helmstadt) reckte die SG jeweils den Kreispokal in die Höhe. Die Aufstiegsrelegation 2017, die mit einer unglücklichen Niederlage nach Verlängerung gegen die SpVgg 06 Ketsch endete, hätte beinahe auch eine Meisterschaft sein können. Damals wurde Waibstadt nur aufgrund des schlechteren Torverhältnis Vizemeister. "Nicht zu vergessen zwei Meisterschaften mit der zweiten Mannschaft, die sich einmal sogar in der Kreisklasse A halten konnte", sagt Keitel und zeigt damit, wie wichtig ihm die Zweite in all den Jahren gewesen ist.

In der verbleibenden Rückrunde könnte mit der Meisterschaft der perfekte Abschied gelingen. "Wir haben noch etwas vor und am meisten hätte Mike den Titel verdient", so Stumpf.

Der Scheidende macht aus dem Ziel keinen Hehl und sagt: "Natürlich wollen wir unseren jetzigen Platz halten."

Aufrufe: 015.1.2023, 09:00 Uhr
red.Autor