2024-06-04T08:56:08.599Z

Allgemeines
Zehn Minuten Denkpause: In den Amateurfußballligen unterhalb der Verbandsliga wird die Zeitstrafe eingeführt und sorgt für reichlich Gesprächsstoff.	 Foto/Montage: Mario Luge
Zehn Minuten Denkpause: In den Amateurfußballligen unterhalb der Verbandsliga wird die Zeitstrafe eingeführt und sorgt für reichlich Gesprächsstoff. Foto/Montage: Mario Luge

Zeitstrafe im SWFV: Comeback der Denkpause

Aktive: Nach knapp 30 Jahren wird Zehn-Minuten-Zeitstrafe wieder eingeführt +++ Passkontrolle ist ebenfalls zurück

Kreis Bad Kreuznach. Es kommt Neues und Altes zu auf die Fußballer im Verband. Kreis-Schiedsrichterobmann Torsten Bauer erläuterte auf der Vorrundenbesprechung der A- bis C-Klassen die Änderungen. Wichtigste Punkte: Ab sofort gibt es wieder – wie vor Corona – die obligatorischen Passkontrollen. Auf dem Feld steht dem Schiedsrichter mit der Zehn-Minuten-Strafe eine zusätzliche Option zur Verfügung. Drittes Themenfeld, das bei einigen Vereinen noch nicht angekommen zu sein scheint: Schiedsrichter-Nachwuchs wird dringend benötigt. Tatsächliche Regeländerungen fallen minimal aus. Die den Spielbetrieb betreffenden Unterbrechungen, etwa beim Torjubel, sollen konsequent, aber nicht übertrieben lange nachgespielt werden.

Auch im Kreis Kreuznach drohen Spiele ohne Schiri

Der Schiri-Mangel ist eklatant. „C- und B-Klasse werden die ersten Leidtragenden sein, stehen irgendwann ohne Schiedsrichter da“, prognostizierte Bauer. Die nicht vorhandene Breite gehe in Konsequenz auch zu Lasten der Qualität, befürchtete er und appellierte an alle Vereine, aus eigenem Interesse heraus Schiedsrichter zu stellen.

Gleichzeitig bestehe aktuell der mehr als zweifelhafte Trend der Abwerbung. Deshalb: „Kümmert euch um eure Schiris, denkt auch mal an deren Trikotausstattung“, so Bauer. Eine Möglichkeit sei, im Verein Lehrgänge abzuhalten, in die auch Spieler integriert werden könnten. Aktuell besteht der offiziell dem Obmann zur Verfügung stehende Schiri-Pool im Kreis auf dem Papier aus rund 110 Namen. Aktiv ist dabei allerdings nicht einmal die Hälfte. Bauer leitete in der vergangenen Woche ein mehrtägiges Schulprojekt am Kreuznacher Stama-Gymnasium, fand dabei einige Interessierte. „Junge Schiedsrichter musst du intensiv begleiten“, berichtete er von seinen Erfahrungen. Ideal wäre es, B- oder A-Jugendliche begeistern zu können. Die vom stellvertretenden Kreisvorsitzenden Werner Ehle vorgestellte Initiative „Junges Ehrenamt“ hat im Kreisverband noch nicht eingeschlagen. „Aktuell haben wir nur ganz wenige unter 20-Jährige. Das ist auch perspektivisch alles andere als ideal“, so Bauer.

Betrugsfälle bei Spielerpässen sollen verhindert werden

Passkontrollen sieht Bauer als positiv und deeskalierend an. Die Wiedergeburt hänge auch damit zusammen, dass es in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zu Betrugsfällen gekommen sei. Möglich ist das Vorlegen auch in digitaler Form. Das Vorzeigen von Spielberechtigungslisten dagegen kann sich schwierig gestalten, wenn ein Verein mit mehreren Mannschaften am Start ist. In jedem Fall gilt: Mängel und Unvollständigkeiten in den Listen werden festgehalten und kosten Geld.

Zwei Handzeichen mit fünf ausgestreckten Fingern. Die älteren Fußballer kennen das Zeichen noch gut. 32 Jahre nach ihrer Abschaffung ist sie nach vorhergehenden Tests in einigen Verbänden nun auch im SWFV wieder da und gilt bis hoch zur Verbandsliga in allen Klassen und im Pokal: die Zehn-Minuten-Strafe, die sich ausschließlich an Spieler richtet, die auf dem Feld stehen. Sie gibt dem Schiedsrichter einen größeren Ermessensspielraum, fordert von ihm allerdings auch ein Mehr an Aufmerksamkeit.

Ersatz der Ampelkarte

Die Zeitstrafe ersetzt quasi die Ampelkarte. Mit dem Unterschied, dass für sie keine Vorbelastung notwendig ist. Verhängt wird die Zeitstrafe, wenn ein Spieler zu heftig reklamiert, wenn ein Foul für einen Feldverweis noch nicht ausreichend erscheint, eine Verwarnung als zu wenig erachtet wird, etwa beim Stoßen innerhalb einer Rudelbildung, oder wenn ein bereits verwarnter Spieler ein weiteres verwarnungswürdiges Foul begeht. Nach der Zeitstrafe gibt es in Konsequenz nur noch glatt Rot. Was bisher rotwürdig war, bleibt es auch jetzt. Was bisher Gelb war, etwa ein taktisches Foul, Zeitspiel oder das unerlaubte Betreten des Feldes, bleibt Gelb.

Über das Ende entscheidet der Schiedsrichter

Was, wenn fünf Spieler sich beim Torjubel ihres Trikots entledigen? Muss das Spiel abgebrochen werden, weil dann die Pflichtstärke der Mannschaft nicht mehr erreicht ist? „Nein. Dann wird nur der erste bestraft“, beruhigt Bauer. Über das Ende der zehn Minuten entscheidet allein der Schiedsrichter. Spielunterbrechungen etwa wegen Verletzungen oder Torjubel verlängern die Bestrafung nicht. Tricky wird es, wenn ein Torwart bestraft wird. Dessen Position muss neu eingenommen werden. Bei der Rückkehr ist der Bestrafte nicht automatisch wieder Torwart, sondern – geschieht das außerhalb einer Spielunterbrechung – Feldspieler, wobei er auch ein solches Trikot braucht. In Spielunterbrechungen kann ausgewechselt oder gewechselt werden, der Torwart wieder für einen Feldspieler, der übernommen hatte, zwischen die Pfosten gehen. Gibt es diesbezüglich Auswechslungen, muss natürlich das Kontingent beachtet werden.



Dieser Text wird euch kostenlos zur Verfügung gestellt von Allgemeine Zeitung.

Aufrufe: 027.7.2023, 10:00 Uhr
Jochen WernerAutor