2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Eines der Gesichter von Bayernliga-Neuling Neudrossenfeld: Anton Makarenko (links).
Eines der Gesichter von Bayernliga-Neuling Neudrossenfeld: Anton Makarenko (links). – Foto: Wolfgang Zink

Wird Neudrossenfeld kategorisch unterschätzt, Anton Makarenko?

Der 35-Jährige Co-Spielertrainer des TSV Neudrossenfeld im Interview.

Anton Makarenko kennt man nicht nur als Co-Spielertrainer von Bayernliga-Aufsteiger TSV Neudrossenfeld. Der 35-Jährige kann auf eine facettenreiche Karriere zurückblicken. Er wurde u.a. beim Club, in Augsburg, Chemnitz und Cottbus ausgebildet. Später war der Mittelfeldspieler eines der Aushängeschilder der SpVgg Bayreuth. Makarenko weiß also, wovon er spricht, wenn es um den gehobenen Amateurbereich geht...

Anton, nach neun Spielen ist die SpVgg Bayreuth als Absteiger und Profimannschaft nur Neunter der Regionalliga. Enttäuschend, oder?
Das war nach einem so gut wie kompletten Umbruch im Sommer zu erwarten gewesen. Die Mannschaft muss sich erst finden. Von Wiederaufstieg hat dort auch keiner gesprochen.

Welche Verbindungen hast Du noch zur Altstadt, wo Du 2015 bis 2022 die Entwicklung vom Viertliga-Kellerkind zum Aufstiegsaspiranten miterlebt und mitgeprägt hast?
Aktuell besteht wenig Kontakt. Ich verfolge aber natürlich die Ergebnisse der Altstadt und freue mich für die Jungs, wenn sie gewinnen. Ab und an sehe ich den ein oder anderen von meinen ehemaligen Mitspielern - wie zuletzt gegen Gebenbach Edi Schwarz und Christoph Fenninger. Es freut mich natürlich, wenn sie mal bei uns vorbeischauen.

Was entgegnest Du denjenigen, die behaupten, Neudrossenfeld sei lediglich ein Ableger der SpVgg Bayreuth?
Diese Bezeichnung höre ich zum ersten Mal. Sie klingt ein wenig abwertend. Aber es liegt auf der Hand, dass ein junge Bundesliga-Spieler, der wenig zum Einsatz kommt, in die 2. oder 3. Liga wechselt, um Spielpraxis zu bekommen - und dann vielleicht zurückkehrt. In den Ligen darunter ist es nicht anders. Natürlich haben einige Jungs bei uns Altstadt-Vergangenheit. Bayreuth ist aber auch der einzige Verein, der noch höher spielt als wir.

Der 35-Jährige führte Bayreuth u.a. als Kapitän an.
Der 35-Jährige führte Bayreuth u.a. als Kapitän an. – Foto: Peter Mularczyk

Was unterscheidet aus Deiner Sicht die "Drusserfelder" und die "Oldschood" - fernab der Historie und der Spielklassen-Zugehörigkeit?
Diese Frage habe ich schon wiederholt gestellt bekommen. Ich mag diesen Vergleich nicht. Die Altstadt ist natürlich größer - siehe Zahl der Mitglieder, die Zahl der Einwohner. Die Altstadt ist direkt an der Schnittstelle zum Profifussball, wir versuchen uns in der Bayernliga zu etablieren. Unser Verein hat aber in den vergangenen paar Jahren aufgeholt. Die Trainingsbedingungen und das familiäre Umfeld in Neudrossenfeld sind mega und ich denke, dass sich der Verein in den nächsten Jahren noch weiterentwickeln wird.

Findest Du, dass alleine der Ortsname "Neudrossenfeld" für einen gewissen Außenseiter-Status sorgt, den der TSV aber gar nicht verdient hat?
Es gibt in vielen Ligen, sogar noch im Profibereich, Namen von Vereinen, von den man zunächst denkt, sie gehören nicht in diese Liga. Der SV Sandhausen z.B. ist jetzt schon länger im Profifußball unterwegs. Auch in Regionalliga-Staffeln findet man solche Vereinsnamen. Ob wir wegen dem unterschätzt werden? Wenn ja, werden wir uns den womöglich fehlenden Respekt noch erarbeiten.

Warum ist der TSV Neudrossenfeld kein "One-Hit-Wonder" in der Bayernliga?
Weil ich sowohl im Team aber auch im gesamten Verein ein gewisses Potenzial und eine Entwicklung sehe.

Ihr habt etwas gebraucht, um Euch in der Bayernliga zurecht zu finden - zumindest, was die Ergebnisse betrifft. Warum?
Ja, wir haben eine gewisse Zeit gebraucht, um in der Liga anzukommen. Wir kennen die Gründe genau, es war für uns nicht so überraschend. Aber jetzt schauen wieder nach vorn. Wichtig in den nächsten Wochen wird sein, dass wir weiter fleißig sind und demütig bleiben, aber vor allem auch gierig nach weiteren Erfolgen sind.

Was waren denn die Gründe?
Die Verletztensituation war in der Vorbereitung in die Saison besonders stark ausgeprägt. Wir haben die komplette Vorbereitung mit nur 12, 13 Feldspielern bestritten.

Mit Gebenbach und Hankofen konnten zuletzt zwei Titelaspiranten geschlagen werden: Zufall?
In der Bayernliga kann jeder jeden schlagen. Das sieht man Woche für Woche. Wir müssen in jedem Spiel ans Limit gehen - wie gegen Gebenbach oder Hankofen. Dann ist es kein Zufall, dass man diese Spiele auch gewinnt. Mit 10 Prozent weniger verliert man vermutlich auch gegen das Schlusslicht.

Du bist im Herbst Deiner Karriere halb Spieler, halb Trainer - kurz und knapp: Co-Spielertrainer. Suggeriert dieser Titel, dass Du künftig als Trainer aktiv sein willst?
Es bleibt beim Co-Spielertrainer - und das ist auch gut so. Ich habe gerade mein Referendariat als Fachlehrer begonnen und möchte mir in den nächsten Jahren in dem Bereich etwas aufbauen. Ein wenig Zeit möchte ich auch mit meiner Familie verbringen. Daher muss ich schauen, dass ich meine Ressourcen richtig einteile. Für die nächsten Jahren sehe ich mich definitiv nicht als Cheftrainer.

Wie schwer ist es, als Spieler Leistung zu bringen - und gleichzeitig als Trainer zu agieren?
Die Rolle als Co-Trainer und Spieler sehe ich unproblematisch. Für mich zählt der Leistungsgedanke - genauso wie für jeden Spieler auch.

Abschließend der Blick in die Zukunft: Was wird aus Anton Makarenko? Was wird aus dem TSV Neudrossenfeld?
Privat-Beruflich: In zwei Jahren bin ich hoffentlich ein fertiger Fachlehrer. Und in Sachen Co-Spielertrainer: Der TSV Neudrossenfeld wird ein etablierter Bayernligist.

Vielen Dank für das Interview - und alles Gute für die Zukunft.

Aufrufe: 019.9.2023, 07:55 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor