2024-06-06T14:35:26.441Z

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Steht mit seiner Mannschaft des FC Türk Sport Garching im Zentrum einer Kontroverse: Trainer Ugur Alkan
Steht mit seiner Mannschaft des FC Türk Sport Garching im Zentrum einer Kontroverse: Trainer Ugur Alkan – Foto: Jenni Maul

„Wettbewerbsverzerrung“: Münchner Teams wegen Türk Garchings Spielsperre „stocksauer“ auf Verband

Erheblicher Einfluss auf Auf- und Abstiege

Zwei Spielabsetzungen hebeln den sportlichen Wettbewerb in der Kreisliga 1 München aus – die benachteiligten Vereine wehren sich gegen das Unrecht.

München/ Garching – Der FC Türk Garching, der im Niemandsland der Kreisliga 1 München festhängt und weder nach unten noch nach oben schauen muss, könnte sowohl im Aufstiegsrennen als auch im Abstiegskampf eine entscheidende Rolle eingenommen haben. So kam es an den letzten beiden Spieltagen zu Absetzungen der Spiele des FC, einmal gegen München 54, und das andere gegen Karlsfeld. München 54 kämpft noch um den Aufstieg mit Untermenzing und Lohhhof, während Karlsfeld mitten im Abstiegskampf steckt gegen Günding und Weichs.

Garching wird für zwei Spiele gesperrt

Zu den Spielabsetzungen kam es aufgrund von ausbleibenden Zahlungen der Garchinger an den BLSV. Die Frist verstrich und der BFV musste alle Herrenmannschaften des Vereins sperren. „Da wurde das irgendwie übersehen“, so Garching-Trainer Ugur Alkan. „Das wurde gleich beglichen, am selben Tag.“ Die Zahlungen kamen aber zu spät und seine Mannschaft wurde für die zwei Spiele gesperrt.

„Ja, mein Gott, bei uns ging es um gar nichts mehr, deswegen war es für uns jetzt kein großes Thema.“

Ugur Alkan

Durch die Tabellensituation des FC Türk Garching sei er aber nicht sehr verstimmt: „Ja, mein Gott, bei uns ging es um gar nichts mehr, deswegen war es für uns jetzt kein großes Thema.“ Nach eigener Aussage hätten er und seine Mannschaft die beiden Spiele gerne bestritten. Der Vorstand, der laut Alkan verantwortlich sei für den Fehler bei der Registrierung der Spieler, wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Thema äußern.

Die halbe Liga tut sich zusammen gegen die „Wettbewerbsverzerrung“

Bei den betroffenen Vereinen ist die Gemütslage eine komplett andere. Konkret geht es um Günding, Weichs und Olympiadorf im Tabellenkeller sowie Untermenzing und Lohhof an der Spitze. Die Verantwortlichen dieser Mannschaften finden es nicht im Sinne des Sports, dass München 54 und Karlsfeld „die Punkte geschenkt bekommen haben“, sagt Daniel Kreitmair, Abteilungsleiter SV Günding. Das „Hauptproblem“ bestehe darin, dass der BFV „aktiv in den laufenden Spielbetrieb eingreift, indem man die Punkte dem anderen Verein zuschreibt.“ Durch dieses „Schenken“ der Punkte haben sowohl Karlsfeld als auch München 54 einen erheblichen Vorteil gegenüber ihren direkten Konkurrenten in der Tabelle.

Die Verantwortlichen sind sich außerdem einig: Man wolle für die Zukunft auf jeden Fall schauen, dass die Frist nicht mehr zu diesem Zeitpunkt so gelegt werden könne, auch damit es später mal anderen Vereinen nicht so ergehe. Dafür müsse aber eine Satzungsänderung beim BLSV eingeleitet werden, um die Frist in die neutrale Zeit während der Vorbereitung zu legen. Auch in diesem Punkt sind sich die Vereine alle einig.

Offizielles Schreiben bleibt unbeantwortet

„Wir stehen einer gemeinsamen und gerechten Lösung entgegen.“

Aus der Pressemitteilung der zusammengeschlossenen Vereine

In einem Schreiben an den BFV vom 10.05. machen die Vereine ihre Position deutlich. „Durch die nicht geleisteten Beiträge an den BLSV (…) sollte eigentlich der FC Türk Sport Garching bestraft werden.“ Stattdessen „werden fünf Vereine bestraft, die sich (…) an alle Regeln halten und das ist absolut inakzeptabel.“ In diesem Zusammenhang wird auch von „Wettbewerbsverzerrung“ gesprochen. Abschließend schreiben die Vereine: „Eine derartige Wertung spiegelt keinesfalls die Grundwerte des Breitensportes da, nämlich Fairness! Wir sehen einer gemeinsamen und gerechten Lösung entgegen.“

Eine Antwort des BFV lässt aber weiter auf sich warten. Die einzige Kommunikation an die Vereine waren zwei E-Mails. Aus der vom 10.05. – nach der ersten Absetzung – geht der Ausschluss von Garching hervor, die andere vom 13.05. – nach der zweiten Absetzung – informiert über die Wiedereingliederung der Garchinger in den regulären Spielbetrieb.

Der BFV sieht seine Hände gebunden

„Jede Punktevergabe am grünen Tisch ist schlecht für den Sport.“

Frank Ludewig

Der Kreis-Vorsitzende und Pressebeauftragte des BFV für den Kreis München Frank Ludewig steht jedoch Rede und Antwort. Zuallererst macht er klar: „Den Unmut der Vereine verstehe ich voll. Jede Punktevergabe am grünen Tisch ist schlecht für den Sport.“ Außerdem findet er den „Zeitpunkt der Entscheidung des BLSV maximal unglücklich“. Man müsse darüber nachdenken, diesen in Zukunft besser zu wählen, das ganze Thema sei aber ein „Folgeproblem einer BLSV-Entscheidung“.

Zugleich dämpft der Kreis-Vorsitzende aber auch die Hoffnungen auf eine sportliche Lösung in dieser Saison: „Weil die Saison schon so weit fortgeschritten ist, glaube ich, dass es die ideale Lösung nicht gibt.“ Laut eigener Aussage würde er Garching nicht bestrafen, unabhängig davon, dass dieses Recht dem BFV vorenthalten sei, sondern den zuständigen Gerichten.

Wunschszenario wirkt unrealistisch

Angesichts des eng getakteten Spielplans und der Tatsache, dass die Relegationsspiele kurz bevorstehen, scheint es im Augenblick unwahrscheinlich, dass die Partien noch nachgeholt werden. So wird dieses Wunschszenario der benachteiligten Vereine – die Spiele sollten nachgeholt werden – wohl nicht in Erfüllung gehen. Ihnen bleibt nur die Hoffnung auf eine Regeländerung und damit eine Besserung in der Zukunft.

Aufrufe: 017.5.2024, 15:35 Uhr
Nikolaus RalleAutor