2024-05-24T11:28:31.627Z

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Salvatore Trovato wechselt im Sommer von Poll nach Zündorf.
Salvatore Trovato wechselt im Sommer von Poll nach Zündorf. – Foto: keepgoing_arts (Instagram)

Salvatore Trovato: Zündorf "ist reif für den nächsten großen Schritt"

Bezirksliga, Staffel 1: Salvatore Trovato geht als erfolgreicher Coach mit einem lachenden, aber auch weinenden Auge von Poll nach Zündorf.

Salvatore Trovato (42), noch in Trainerdiensten beim Bezirksligisten VfL Poll, wechselt bekanntlich am 1. Juli zum Liga-Konkurrenten FC Germania Zündorf. Nach drei Jahren in Poll sucht er eine neue Herausforderung beim alten Traditionsclub in Zündorf. Für den Porzer Fussballticker waren das Gründe genug, dem erfolgreichen Coach mal auf den Zahn zu fühlen.

Hallo Salva, besten Dank, dass Du Dir für ein kleines Interview etwas Zeit nimmst. Die erste Frage ist wahrscheinlich die meist gestellte: Wie siehts aus mit der Bezirksliga-Vizemeisterschaft?
Salva Trovato: Ja, die Bezirksliga-Vizemeisterschaft ist natürlich schon eine Hausnummer, aber das wird am Sonntag in Altenberg schwierig genug für uns. Konkurrent BW Köln spielt in Flittard, also da ist insgesamt alles offen, aber wir haben es selbst in der Hand. Ich muss allerdings auch sagen, wenn es am Ende der dritte Platz wird, ist das für uns auch ein Riesending. Und wenn man bedenkt, dass man dann am Ende mit diesem Ergebnis die beste Saisonleistung der letzten 70 Jahre in Poll auf die Beine gestellt hat, dann ist das wirklich eine ganz tolle Geschichte. Ich glaube, wir haben hier in Poll ein wenig Fußballgeschichte geschrieben und dafür waren einfach ganz viele Leute mitverantwortlich. Natürlich wissen wir alle wie es jetzt weitergeht und deswegen wird es wahrscheinlich auch so etwas für lange Zeit nie wieder geben. Aber so ist das halt im Fußball. Wir werden nie wieder so wie in diesem Jahr zusammenspielen, aber dass es am Ende dann so eine runde erfolgreiche Saison wird, ist für den gesamten Club eine unglaubliche Sache, auf die wir alle sehr stolz sein können. Wir werden am Sonntag noch mal alles raushauen.

Bevor wir die Aktualität beleuchten: Erinnerst Du Dich noch, fast genau vor zehn Jahren, am 10. Juni 2012, bist Du als noch aktiver Spieler mit dem FC Prometheus Porz in die Bezirksliga aufgestiegen. Wie das bei den Griechen so üblich war, wurden die Meisterschaft und der Aufstieg tagelang gefeiert. Ihr wart im direkten Zweikampf mit der Zweitvertretung des SV Schlebusch und musstet das letzte Heimspiel gegen die Spoho unbedingt gewinnen. Hast Du an diesen Tag noch gute Erinnerungen? Mit welchen Spielern oder Funktionären hast Du noch Kontakt?
Trovato: Natürlich kann ich mich an diese Dinge noch sehr gut erinnern. Ich glaube wir haben eine Woche lang durchgefeiert, ich erinnere mich an diesen gelben englischen Schulbus, womit wir grölend durch Köln und Porz gefahren sind. Wir haben in Urbach das Vereinsheim „gestürmt“, diese Tour, die war einfach megaüberragend, sie war fantastisch. Und dann haben wir mit den Fans zusammen gefeiert, an der Stresemannstraße auf diesem Aschenplatz. Oh ja, da kommen gerade ganz viele Bilder in meinen Kopf. Natürlich ist die Verbindung zu damaligen Spielern und Funktionären geblieben. Meinen damaliger Trainer Angelo Mule treffe ich jetzt in Zündorf als Sportlichen Leiter wieder. Adam Barowski, Alex Ramig, „Saki“ Spanidis sind Freunde, mit denen ich natürlich immer noch Kontakt habe. Marten Brünemann, die Seipp-Brüder, der Bene Habroune, David Knauf, Felix Tamme, Jens Meseck und wie sie alle hießen, viele sehe ich auch heute noch und man erinnert sich gerne an die ausschweifenden Feiern.

2014 bist Du dann als Trainer beim FC Pesch II eingestiegen und hast in der Folgesaison 2015/2016 den Aufstieg in die Kreisliga A geschafft. 2016 klopfte der GSV Prometheus Porz bei Dir an, wo Du nicht nein sagen konntest und Du hast auch dort gleich im ersten Trainerjahr erneut den Aufstieg in die A-Liga geschafft. Nach drei Jahren Prometheus zog es Dich dann zum Bezirksligisten VfL Poll, wo Du von der Position des Co-Trainer nachher zum hauptverantwortlichen Trainer wurdest. Was hat Dich speziell zum VfL an die „Poller Gracht“ gezogen?
Trovato: Ja, ich bin dann damals in Pesch als Trainer eingestiegen und konnte dann direkt im zweiten Jahr mit der Zweiten Mannschaft den Aufstieg in die Kreisliga A schaffen. Dann kam Prometheus auf mich zu und da war es einfach die alte Verbundenheit. Ich bin dann auch mit Prometheus gleich im ersten Jahr direkt aufgestiegen. Bei den Griechen waren dann die Mittel begrenzt und man wollte auch nicht höher hinaus, womit sich dann auch Limits ergaben. Dann hat mich der Pino hier aus Poll gefragt, ob ich mir eine Traineraufgabe zusammen mit Andre Fanroth vorstellen kann. Da musste ich nicht lange überlegen und wurde dann nach Andres Ausstieg Chefcoach. In Poll gab es unter anderem einen Menschen, den ich sehr sehr geschätzt habe, der mich auch selber damals bei der Frage, ob ich das Traineramt übernehme, aus eigenem Antrieb kontaktiert und bestärkt hat. Das war der Heinz Schauer, der leider nicht mehr unter uns ist. Er war für mich irgendwo nachher ein Mentor in allen Belangen. Er hat mich wahnsinnig gut unterstützt und war ja auch selbst ein ganz feiner Mensch, nicht nur für mich, sondern auch für den ganzen Verein. Und dann kamen Gerd Steinbüchel und Walter Krein dazu, wo ich direkt gemerkt habe, dass das eine sehr konstruktive Zusammenarbeit wird, was sich auch schnell bestätigt hat. Sie waren für mich die entscheidenden Bezugspersonen, womit für mich dann auch klar war, dass Poll die richtige Adresse ist.

Jetzt hast Du in Poll überraschend die Vizemeisterschaft vor Augen und würdest damit dem Club den größten Erfolg der letzten 70 Jahre bescheren. Und jetzt zieht es Dich nach drei Jahren Poll zum Konkurrenten Germania Zündorf. Was waren Deine Beweggründe?
Trovato: Also im Verein (VfL Poll, Anm.) wurde es von dem neuen Vorstand so kommuniziert, dass man nicht in die Landesliga aufsteigen möchte. Um einen solchen Schritt zu vollziehen und dann auch in der Landesliga zu spielen, muss natürlich der finanzielle Background vorhanden sein. Das war in Poll in der Phase nicht gegeben. Von der Lage her, dem Platz, dem Vereinsheim und dem Club hast Du in Poll vieles, was es braucht. Aber es braucht halt noch ein wenig mehr, um dem ganzen gerecht zu werden. Man hat die Perspektive verworfen und dann war für mich auch klar, dass ich mir Gedanken über meinen Anspruch machen muss. Und dann kam Germania Zündorf auf mich zu, wo eine ganz andere Manpower vorherrscht, viele Sponsoren da sind und der Verein auch ein sehr professionelles Umfeld hat. Letztendlich hat mich dann diese Projektvorstellung überzeugt, wo das sportliche Aushängeschild der Ersten Mannschaft ganz hoch angesiedelt ist. Das deckte sich mit meinen Vorstellungen, oben mitzuspielen und in die Landesliga aufzusteigen. Die Qualität, die ich dann jetzt dort vorfinde, ist in Verbindung mit dem breiten Kader sehr gut. Der Verein ist da sehr gut aufgestellt.

Wie bereits bekannt, werden Dir bei Deinem Wechsel einige Spieler folgen, was zunächst einmal für ein sehr gutes Trainer/Spieler-Verhältnis spricht. Wie kam es dazu, dass so viele gestandene Spieler Dir nach Zündorf folgen? Verrätst Du uns Dein Geheimrezept?
Trovato: Ja, ich hatte es eben ja schon erwähnt, dass der Verein nicht in die Landesliga aufsteigen wollte. Mancher wird froh gewesen sein, dass Altenberg da oben wegzog und die Konkurrenz hinter sich ließ. Diese ganzen Umstände haben natürlich auch die Jungs hier mitbekommen. Und das sind ja alles Jungs, die schon zum Teil sehr hoch gespielt haben und die wissen, was es heißt, da oben zu spielen. Und die wollen doch da wieder hin. Zündorf bot mir und damit auch den Spielern eine solche Möglichkeit und ein Basis, ein solches Projekt mitzugestalten. Wenn Du mich jetzt nach einem Geheimrezept fragst, dann fragst Du besser die Spieler. Die können Dir das mit Sicherheit besser beantworten. Ich denke, dass ich neben meinem Trainerdasein auch als Sportsmann vieles mit meiner Menschlichkeit zurückzahle. Das sehen die Spieler und das schätzen sie an mir. Es ist eine vertrauliche, freundschaftliche Basis, in der es aber auch gilt, eine gewisse Distanz und Autorität zu wahren. Die Jungs haben alle einen guten Charakter und man respektiert und akzeptiert Entscheidungen, so wie sie gefällt werden.

Auf der anderen Seite muss der VfL einen erneuten großen Umbruch vollziehen. Welche Gedanken begleiten Dich bei diesem Schritt, denn in Poll werden sicher einige von Deiner Entscheidung nicht erbaut gewesen sein?
Trovato: Das hier in Poll natürlich jetzt erneut ein Umbruch vollzogen wird, ist der Gang des Fußballs. Ich mag Poll sehr und bin natürlich auch ein stückweit traurig, dass ich den Platz hier verlasse. Aber die Zusammenarbeit mit dem neuen Vorstand hat sich nicht so entwickelt, wie ich es mir erhofft hatte. Auch das geht natürlich nicht an den Spielern vorbei, die dann auch für sich selbst Entscheidungen treffen. Der Vorstand im Club muss sich hier in meinen Augen mehr der Verantwortung stellen und muss selbst Initiative ergreifen und neue Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Das ich dann den ein oder anderen Spieler mitnehme, ist auch mein gutes Recht.

Blicken wir nach vorn: In Zündorf findest Du ein sehr gutes Umfeld vor. Der Verein hat sich ein eigenes großes Projekt auf die Brust geschrieben, wo am Ende auch der sportliche Erfolg der Erst Mannschaft das Aushängeschild sein soll. Dein kommender Sportlicher Leiter, Angelo Mule, hat zusammen mit Dirk Schneider den schlafenden Riesen in den letzten Jahren von der Kreisliga B in die Bezirksliga gehievt und Dir damit schon mal eine funktionierende Basis hinterlassen. Was schwebt Dir in den kommenden Jahren in Bezug auf den sportlichen Werdegang des Clubs vor? Was glaubst Du ist möglich?
Trovato: Ja, ich denke, dass wir in Zündorf sehr gut aufgestellt sind, dass ein ganz anderer Erfolgswille dahinter ist und dass gezielt sportliche Ziele in den nächsten Jahren angegangen werden. Ich glaube, dass in dieser Zeit sehr wohl ein Aufstieg möglich ist, man muss das hier gar nicht groß wegdiskutieren. Es ist alles vorhanden: Ein tolles Umfeld und für viele Spieler ist es einfach sehr interessant, diesem Projekt mitzuhelfen, das Zündorf sich da auf die Fahne geschrieben hat. Und was in meinen Augen auch der alte Traditionsclub verdient hat. Der Club ist reif für den nächsten großen Schritt. Angelo (Mule, Anm.) und Dirk (Schneider Anm.) haben ja im Prinzip eine sehr gute Vorarbeit geleistet und den Verein von der Kreisliga in die Bezirksliga gebracht. Diesen Part werde ich weiterführen und das heißt natürlich auch, dass der Druck da ist. Aber der Druck gehört dazu und dem muss man sich einfach stellen. Für mich ist auf jeden Fall sonnenklar, dass im kommenden Jahr die Top vier das absolute Minimalziel ist, was ich für diese Mannschaft ganz klar ausrufen muss und werde.

Salva, wir vom Porzer Fussballticker werden das natürlich im Auge behalten. Letzte Frage: Fühlst Du Dich während der gesamten Saison rundum gut medienbegleitet?
Trovato: Ja, ich kann nur sagen, dass gerade ihr als Porzer Fussballticker hier alle eine fantastisch tolle Arbeit macht und vor allem den Amateurvereinen eine Bühne bietet, wo die fußballerische Leistung einfach wertgeschätzt wird. Man merkt, dass bei Euch sehr viel Herzblut vorhanden ist, dass ihr sehr professionell und auch kritisch die Dinge beleuchtet. Dieses Mediengeschenk hatten wir in früheren Jahren nicht so und deshalb ist das für den Fußball hier eine tolle Geschichte. Der Dank geht natürlich auch an alle anderen Medienkollegen von Dir. Macht bitte weiter so.

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Das Interview stammt vom Porzer Fussballticker und erschien dort am 8. Juni. Hier geht es direkt auf die Seite.

Aufrufe: 011.6.2022, 18:00 Uhr
Werner KilianAutor