2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Markus Jach bei seiner Tätigkeit als Trainer der U19.
Markus Jach bei seiner Tätigkeit als Trainer der U19. – Foto: Privat

„Was wir geschafft haben, ist eigentlich gar nicht in Worte zu fassen“

Markus Jach spricht über den Klassenerhalt seines VfB Hermsdorf, die Erleichterung nach dem Abpfiff und seine parallel laufende Tätigkeit als Trainer, wo er den Aufstieg nur knapp verpasste.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Markus Jach, #489

Markus, in Minute 93 stand es am vergangenen Wochenende 2:4 aus eurer, der Hermsdorfer Sicht. Hast du zu diesem Zeitpunkt noch an einen Punkt gegen die zweite Mannschaft von Eintracht Mahlsdorf geglaubt?
Das war eine sehr schwierige Aufgabe, wir wussten, dass Gatow hinten liegt und somit hätte uns auch die Niederlage ausgereicht um die Klasse zu halten. Trotzdem wollte jeder einzelne gegen Mahlsdorf einen guten Abschluss zum Saisonende hinlegen. Nach dem verwandelten Elfmeter zum 3:4, habe ich auf jeden Fall noch an einen Punkt geglaubt. Wir konnten schon viele Spiele zu einem späteren Zeitpunkt drehen. Mit so einem Endspurt lässt es sich danach doch am schönsten feiern. Ich wusste was in dieser Mannschaft steckt, dass haben wir in den letzten Wochen trotz vieler Ausfälle immer wieder gezeigt.

In einem unglaublichen Finish, mit einem Doppelschlag, habt ihr euch ein Remis erkämpft und den Klassenerhalt aus eigener Kraft erreicht. Wie sah deine Gefühlswelt in diesem aus?
Meine Gefühlswelt war beim Abpfiff unglaublich durcheinander. Ich konnte auf der einen Seite kaum realisieren was hier gerade passiert ist, auf der anderen Seite war ich einfach völlig aufgelöst, vor Stolz und Erleichterung. Was wir in dieser Schlussphase der Saison geschafft haben, ist eigentlich gar nicht in Worte zu fassen. Trotz vieler Ausfälle und unserem Punktabzug in der Saison haben wir niemals aufgegeben. Ich glaube jeder von uns, jeder VFB Anhänger - egal ob Spieler, Trainer oder Zuschauer - wird sich mit Sicherheit gerne und lange an diesen Sonntag zurückerinnern.

Bis zu 400 dieser Anhänger waren bei bestem Wetter auf dem Platz. Hat das die Mannschaft auch ein Stück weit getragen? Es war unglaublich, wie viele Zuschauer an diesem Sonntag gekommen sind, um uns zu unterstützen. Wir haben mit einigen Zuschauern gerechnet, doch dass es am Ende so viele werden, war uns nicht bewusst. Ich glaube jeder einzelne von uns hat sich geehrt gefühlt und natürlich hat es uns einen starken Rückhalt gegeben. Die Zuschauer haben uns immer wieder gepusht, beispielsweise als wir kurz vor der Halbzeit das 1:0 erzielten - die Stimmung war überwältigend! Auch beim Spielstand von 2:4 waren die Zuschauer sensationell. Nochmal vielen Dank an jeden einzelnen VFB Fan für eure Unterstützung am letzten Spieltag, sowie an den vielen Spieltagen zuvor.

Nach dem Spiel wurde gemeinsam gesungen und gefeiert. War das befreiend, nach der sehr langen und intensiven, vor allem aber nervenaufreibend mein Saison?
Es tat gut zum Schluss gemeinsam den Erfolg zu zelebrieren. Wir haben gefeiert, was uns zwischendurch nicht immer für möglich schien. Aus dem Grund war es absolut befreiend auch einen Grund zu feiern gehabt zu haben. Ich denke ich spreche für die gesamte Mannschaft, wenn ich sage, dass uns eine gewaltige Last von den Schultern gefallen ist und wir uns sehr darüber gefreut haben, diese turbulente Saison mit einem Happy End abschließen zu können.

Jetzt muss der Fokus eigentlich schon in Richtung nächster Saison gerichtet werden. Wie geht es mit dir weiter, bleibst du dem Verein erhalten?
Ja, ich bleibe dem Verein erhalten und freue mich jetzt schon auf die kommende Saison. Wir müssen genauso an uns arbeiten wie die letzten Wochen, dann brauchen wir uns in der kommenden Saison vor niemandem verstecken.

Du bist ja nicht nur Spieler, sondern auch Trainer beim VfB. Wie bekommst du beides unter einen Hut?
Genau, ich trainiere jetzt seit drei Jahren die A-Jugend vom VfB- Hermsdorf. Dieses Jahr wurde endlich die komplette Saison zu Ende gespielt, was vorher leider durch Corona immer verhindert wurde. Ich möchte immer beiden Rollen gerecht werden und gebe mein bestes für beide Mannschaften, um alles rauszuholen und zu ermöglichen. Natürlich ist das nicht immer einfach und oftmals muss auch ein Team darunter leiden. Beispielsweise leidet leider gelegentlich die Herren Mannschaft darunter, da ich es nicht immer pünktlich zum Treffpunkt/Spiel schaffe, denn teilweise kommt es zu Überschneidungen der A Jugend und der Herrenspiele. Doch solange ich die Lust und Laune an beidem nicht verliere, ist es immer möglich, alles unter einen Hut zu bekommen. Es bedarf an viel Organisation, Struktur und natürlich vorrangig an Motivation. Der Verein ist mir eine große Hilfe, da zum Beispiel immer versucht wird die Traininsgeinheiten der A Jugend vor die Herren zu legen, ebenso die Heimspiele. So kann ich die A-Jugend, die Herren, meinen Beruf und mein Privatleben gut unter einen Hut bekommen.

In dieser Saison hast du die U19 in der Landesliga ins Spitzenfeld geführt. In einer unglaublich spannenden Staffel wurde die Meisterschaft und der damit verbundene Aufstieg nur um zwei Punkte verpasst. Wie groß ist der Ärger, oder überwiegt der Stolz?
Wie du sagst, die Staffel war unglaublich spannend. Es waren starke Teams in unserer Staffel vertreten, wie Füchse, Hertha 03 II, Neukölln und BAK II. Ich vermute, spielerisch einer der stärksten Landesligastaffeln seit langem. Dass am Ende ein Punkt gefehlt hat um in ein Entscheidungsspiel zu kommen, ist natürlich schon enorm ärgerlich. Jedoch überwiegt definitiv der Stolz. Ich bin stolz auf die Jungs und auf uns Trainer, was wir als Team geleistet haben und wie wir diese nicht immer einfache Saison bis zum Ende spannend gehalten haben, es war unglaublich. Wir haben eine richtig starke Saison gespielt und freuen uns in der kommenden Saison wieder neu anzugreifen.

Was kannst du mit der Mannschaft noch aufbauen, was möchtest du den Spielern vermitteln und welche Ziele möchtest du hier noch erreichen?
Wir wollen in der kommenden Saison weiter unseren Weg gehen, den wir diese Saison genommen haben. In der Vorbereitung heißt es, das Team zu einer Einheit zu formen, auf und neben dem Platz. Über die ganze Saison gesehen will ich, dass die Spieler sich weiterentwickeln - fußballerisch und natürlich auch menschlich. Sie sollen selbstbewusst auftreten, als Team agieren und jeder muss lernen Verantwortung zu übernehmen. Außerdem wollen wir den älteren Jungs immer eine Perspektive geben und den Übergang in die Herren erleichtern. Mein Ziel ist es, mit der Mannschaft in der kommenden Saison wieder um den Aufstieg in die Verbandsliga zu spielen.

Eigentlich ist nun Sommerpause. Wie sieht es bei dir aus, du musst dich ja auch um die Kaderplanung deiner Mannschaft kümmern. Kannst du trotzdem mal abschalten?
Das Wort „eigentlich“ trifft es ganz gut. Für die A Jugend ist die Kaderplanung so gut wie abgeschlossen. Dadurch, dass wir hauptsächlich mit einem jüngeren Jahrgang gespielt haben, bleibt die Mannschaft so zusammen. Obwohl einige Spieler Angebote bekommen haben, haben sie sich dazu entschlossen, bei Hermsdorf zu bleiben. Das spricht auf jeden Fall für uns als Team und für den Verein. Die älteren B-Jugend Spieler stoßen jetzt ins Team dazu, sowie der ein oder andere Neuzugang. Unser Fokus im Verein liegt immer darauf, Spieler aus der eigenen Jugend ins Team zu integrieren. Natürlich stehen viele Aufgaben an und auch viele Termine. Der Vorbereitungsplan der A Jugend wird so geplant, dass ich selber auch bei den ersten Herren die Vorbereitung mit machen kann. Trotzdem gibt es jetzt ein paar Wochen Zeit, um einfach abzuschalten, diese werde ich natürlich auch nutzen um mit voller Energie in die neue Saison zu starten.

Kannst du dir auch vorstellen, später mal eine Herrenmannschaft zu trainieren?
Irgendwann kann ich mir auf jeden Fall vorstellen eine Herrenmannschaft zu trainieren, doch aktuell bin ich sehr zufrieden. Der Verein hat mir ermöglicht meine B-Lizenz erfolgreich zu absolvieren und ich kann mich hier in der A- Jugend in meiner Trainerrolle sehr gut weiterentwickeln.

Wenn du das erlebte der letzten 365 Tage in einem Satz zusammenfassen müsstest…?
Ein verrücktes Fußballjahr, egal ob als Spieler oder Trainer, welches definitiv Vorfreude auf die nächste Saison macht.

Aufrufe: 020.6.2022, 12:00 Uhr
Marcel PetersAutor