2024-04-29T14:34:45.518Z

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Bei hohen Temperaturen kann sich ein Kunstrasenplatz auf bis zu 60 Grad aufheizen. GSC-Kapitän Julian Feser verletzte sich vor zehn Tagen (kleines Bild) beim 1. SC Gröbenzell und erlitt Verbrennungen.
Bei hohen Temperaturen kann sich ein Kunstrasenplatz auf bis zu 60 Grad aufheizen. GSC-Kapitän Julian Feser verletzte sich vor zehn Tagen (kleines Bild) beim 1. SC Gröbenzell und erlitt Verbrennungen. – Foto: imago images/Jürgen Schwarz + Privat (GSC)

„Verletzungsgefahr ist einfach zu hoch“ – GSC-Coach fordert Kunstrasenverbot bei hohen Temperaturen

Kreisklasse

Viele Vereine ziehen Kunstrasenplätze dem Naturrasen auch bei gutem Wetter vor. Ganz zum Missfallen von Bernd Ziehnert vom Gautinger SC.

Gauting – Die Rahmenbedingungen für einen schönen Fußballsonntag sind gegeben gewesen. Rund 25 Grad Außentemperatur, die Sonne strahlte vom Himmel, und die erste Herrenmannschaft des Gautinger SC trat am dritten Spieltag der Kreisklasse-Meisterrunde beim 1. SC Gröbenzell an. Die GSC-Kicker hatten sich auf ein schönes Spiel bei vorsommerlichen Temperaturen auf Naturrasen eingestellt.

Doch es kam anders an jenem Sonntag vor zehn Tagen: Die Gröbenzeller verlegten die Partie nämlich auf ihren Kunstrasenplatz, mit der Begründung, Wühlmäuse hätten ihren Naturrasen bevölkert.

Dass viele Teams sich selbst bei gutem Wetter gegen den Naturrasen als Untergrund entscheiden, mussten die Gautinger in den vergangenen Jahren schon mehrfach erleben. „Viele Mannschaften erhoffen sich davon einen Vorteil“, sagt GSC-Kapitän Julian Feser. Gegen ein Spiel auf Kunstrasen sei bei kühlen Temperaturen und feuchtem Untergrund grundsätzlich nichts einzuwenden.

„Der Verband muss seine unbezahlten Amateure besser schützen.“

Bernd Ziehnert, Trainer des Gautinger SC, über die Verletzungsgefahr auf Kunstrasenplätzen.

Auch die Gautinger würden sich freuen, wenn sie einen eigenen Kunstrasenplatz als Ausweichmöglichkeit und somit auch im Herbst und Winter bessere Trainingsmöglichkeiten hätten. Wenn es aber so wie in Gröbenzell laufe und es in der Sonne 25 bis 30 Grad heiß sei, kann Feser nicht nachvollziehen, dass auf Kunstrasen gespielt wird.

In die gleiche Kerbe schlägt sein Trainer, Bernd Ziehnert. Dieser findet es zwar gut, dass Kunstrasenplätze inzwischen rote Erde weitgehend abgelöst haben, erinnert aber daran, dass dieser Untergrund nicht für sommerliche Temperaturen gedacht sei.

„Grundsätzlich ist der Kunstrasen ein Schlechtwetterplatz. Das Granulat kann bis zu 60 Grad heiß werden, dann ist die Verletzungsgefahr einfach zu hoch“, moniert der GSC-Trainer. In der Vergangenheit hätten sich schon einige seiner Spieler auf dem Untergrund verletzt – was Ziehnert mindestens genauso ärgert wie die jüngste 1:6-Niederlage in Gröbenzell.

Diesmal erwischte es Kapitän Feser, der sich auf dem Kunstrasenplatz sowohl den Ober- als auch den Unterschenkel aufriss und Verbrennungen erlitt. Die Folge: eine Woche lang Schmerzen, zwei Tage lang nicht richtig laufen, Training unmöglich. „Der Verband muss seine unbezahlten Amateure besser schützen“, findet Ziehnert.

Gerade von älteren Kunstrasenplätzen mit schwarzem Granulat gehe eine besonders hohe Gefahr aus. Diese müsse man, wenn man schon bei hohen Temperaturen und starker Sonneneinstrahlung darauf spiele, zumindest vor dem Spiel und während der Halbzeitpause wässern, fordert der Coach.

Mehr Entscheidungsgewalt für den Schiedsrichter – Ziehnert fordert Regeländerung

Die Gautinger haben angekündigt, das Thema bei der nächsten Sitzung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) ansprechen zu wollen. Sie wünschen sich Vorgaben vonseiten des Verbandes, etwa die Verpflichtung, ab einer bestimmten Temperatur auf Rasen zu spielen – oder, falls dies nicht möglich sein sollte, zumindest auf einem gewässerten Kunstrasen. Die Entscheidungsgewalt dürfe nicht allein bei den Vereinen liegen, man könne diese auch dem Schiedsrichter übertragen. Schließlich dürfe dieser auch einen Rasenplatz für nicht bespielbar erachten.

„Genauso kann er sagen, wenn der Platz zu heiß ist, spielen wir dort nicht“, stellt Ziehnert klar. Man wolle nicht jammern, sondern wünsche sich einfach, dass über das Thema einmal offen gesprochen und über mögliche Lösungsvorschläge nachgedacht werde, betonen die Gautinger Verantwortlichen. Bis dahin freuen sie sich aber erst einmal über jedes Spiel, das bei heißen Temperaturen auf Naturrasen stattfindet. (te)

Aufrufe: 017.4.2024, 08:22 Uhr
Tobias EmplAutor