2024-05-24T11:28:31.627Z

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Spielen bald wieder mehr Frauen Fußball?
Spielen bald wieder mehr Frauen Fußball? – Foto: Norbert Jurczyk

Vereine rechnen mit Boom im Frauenfußball

Viele Vereine aus dem Kreis Kempen-Krefeld hoffen nach dem Gewinn des EM-Vizetitels der Nationalmannschaft auf einen Boom. Beim SC Viktoria Anrath gibt es auch Teams für Mädchen, die in anderen Vereinen bei den Jungen kicken.

Mit ihrem Auftritt bei der Europameisterschaft in England löste die Deutsche Frauen-Nationalmannschaft eine Welle der Begeisterung aus. Auch wenn das Finale im Wembley-Stadion gegen die Auswahl des Gastgebers verloren ging, hielt sich die Enttäuschung in der Heimat in Grenzen.

Denn mit dem Finaleinzug hatten selbst Insider kaum gerechnet. Vom Gewinn des Vizetitels erhofft sich der Deutsche Fußball-Bund einen deutlichen Aufschwung im Frauenbereich.

An der Basis, wie zum Beispiel beim SC St. Tönis, freuen sie sich über die sportlichen Erfolge, die große Öffentlichkeit und die entfachte Euphorie. Nadja Steinborn ist Spielerin der Frauen-Mannschaft des SC St. Tönis und gehört als Geschäftsführerin der Fußballabteilung dem Vorstand an. Zur neuen Saison spielen die Frauen des SC St. Tönis in der Kreisliga A und haben sich den Aufstieg in die Bezirksliga als Ziel gesetzt.

Aufbau in St. Tönis

Der Verein rechnet mit einem Boom im Mädchen- und Frauenfußball. „Ich bin mir sicher, dass sich dies vor allem in den Jugendmannschaften nach den Sommerferien bemerkbar macht und sich zahlreiche Mädchen melden werden.Gerade Kinder und Jugendliche brauchen Vorbilder und Idole. Deshalb ist es auch so schön, dass eine Nationalspielerin wie Lea Schüller aus Tönisvorst stammt. Sie hat, wie Nicole Anyomi, in Krefeld mit ihrer Karriere begonnen. Sie zeigen, wie und auch dass man es ganz nach oben schaffen kann“, sagt Steinborn.

In St. Tönis gibt es aktuell noch keine eigenen Mädchenmannschaften. „Aber bei uns gab es zuletzt einen kontinuierlichen Zulauf an Mädchen. Diese Tatsache bestärkt unsere Bestrebung, dies zu ändern. Ich hoffe, dass gerade im E- und D-Jugend-Bereich, also bis elf Jahren, zahlreiche Neuanmeldungen folgen werden und wir so Mädchenteams von unten nach oben aufbauen können“, sagt Ralf Horster, der für den Jugendbereich beim SC St. Tönis zuständig ist.

Vor EM anderer Trend

Wie beim DJK/VfL Willich und beim SC Schiefbahn gibt es auch beim SV Thomasstadt Kempen keinen eigenen Bereich mehr für Frauen- und Mädchenfußball. Das war bis 2018 anders. Damals sorgte eine junge Mannschaft des SVT für positive Schlagzeilen und verpasste im Januar 2018 beim stark besetzten Hallen-Masters in Dülken nur knapp das Finale. „Dann haben sich die Spielerinnen wegen Studium oder beruflicher Ausbildung in alle Himmelsrichtungen verabschiedet. Es gab nicht genug Spielerinnen, die Mannschaft aufzufüllen“, sagt Jugendleiter Heinz-Peter Brux, der sich vom Erfolg der Nationalmannschaft einen Zuwachs an Mädchen verspricht: „Der Auftritt der Mannschaft von Trainerin Martina Voss war beste Werbung für den Frauenfußball. Bisher sind bei unseren Schupper-Angeboten immer ein paar Mädchen gekommen. Am Ende sind immer nur zwei geblieben. Wenn sich jetzt mehr anmelden, werden wir wieder ein Team für den Spielbetrieb melden. Bisher spielen bei uns die Mädchen bei den Jungen mit.“ Auch in vielen anderen Vereinen aus dem Fußball-Kreis Kempen-Krefeld sind Mädchen willkommen, obwohl es keine eigene Frauen-Abteilung gibt und sie bei den Jungen mitkicken.“

Beim SC Viktoria Anrath genießt der Frauen- und Mädchenfußball einen großen Stellenwert. Insgesamt gut 100 Spielerinnen gehören zwei Seniorinnen-Teams und zwei Nachwuchsteams an. Die 1. Frauen-Mannschaft stieg 2019 in die Landesliga auf und belegte am Ende der Vorsaison Platz drei. „Das ist auch jetzt unser Ziel“, sagt Trainer Thomas Hoster, der seine Spielerinnen zweimal pro Woche zum Training bittet. Dazu absolvieren seine Schützlinge freiwillig Laufeinheiten, die aber nicht ohne Absprache mit dem Trainer durchgeführt werden. Die erst 16-jährige Marie Hutmacher ist das Küken des Teams.

Die 2. Mannschaft der Viktoria kickt in der Kreisliga A, wo auch der SV Vorst und der SV Niersia Neersen mit einem Team vertreten sind. In Anrath kümmern sich einschließlich der Trainer insgesamt 14 Personen um die Abteilung. „Ich hoffe, dass durch den Erfolg bei der EM Nachhaltigkeit im Frauenfußball entsteht und der Boom nicht schon nach drei oder vier Wochen abnimmt“, sagt Abteilungsleiter Michael Geifes. Beim erwarteten Boom erhofft er sich nach den Sommerferien noch neue Mädchen für die U13-Mannschaft, die wie die U15 und die U17 am Spielbetrieb teilnehmen soll: „Da brauchen wir noch fünf oder sechs Spielerinnen.“

Aufrufe: 04.8.2022, 14:00 Uhr
RP / H.-G. Schoofs und Josef HermannsAutor