2024-05-17T14:19:24.476Z

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Unverrichteter Dinge wieder mittendrin im Pulk bei Strafraumszenen: Torhüter Pascal Bertram gibt am Sonntag zum Verbandsliga-Start der 02er, die in der neuen Runde etliche Spiele freitags oder samstags austragen, sein Comeback.
Unverrichteter Dinge wieder mittendrin im Pulk bei Strafraumszenen: Torhüter Pascal Bertram gibt am Sonntag zum Verbandsliga-Start der 02er, die in der neuen Runde etliche Spiele freitags oder samstags austragen, sein Comeback. – Foto: Volker Müller (Archiv)

Verbandsliga: Torwartcoach die neue Nummer eins

Pascal Bertrams abenteuerlicher Weg in den Kasten der 02er +++ Wallufer zum Verbandsliga-Start gegen Vizemeister

Region. In der Saison 2002/03 wurde der FV Biebrich 02 souveräner Meister der Fußball-Bezirks-Oberliga, der heutigen Gruppenliga. Germania Schwanheim, der FSV Winkel, die TSG Idstein und der SV Wiesbaden folgten auf den nächsten Plätzen. Seitdem sind die 02er in 20 Jahren zum ewigen Verbandsligisten geworden. Nicht mehr ab- und trotz einiger starker Spielzeiten auch nie in die Hessenliga aufgestiegen.

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Eine graue Liga-Maus auf unbestimmte Zeit?

„Wir sind alles andere als eine graue Maus. Wir wollen uns mit unserem Fußball herausheben und mit etwas zu tun haben. Mit etwas Konkretem, am liebsten damit, nach oben anzukommen“, blickt Chefcoach Nazir Saridogan vor dem Saisonstart gegen den RSV Weyer (So., 15 Uhr) nach Platz fünf im Spieljahr 2022/23 noch weiter hinauf. „Von unserem Etat und unseren Möglichkeiten her können wir nicht sagen: ‚Okay, wir spielen um den Aufstieg mit.‘ Aber wir haben Potenzial, versuchen es weiter mit jungen Spielern und sind jetzt in der Breite definitiv besser aufgestellt“, liefert Saridogan die Saisonvorgabe. Zeigen, „dass wir oben reinrutschen wollen“, das ist die Biebricher Formel.

Und dazu braucht es einen Rückhalt zwischen den Pfosten. Er heißt nach jetzigem Stand Pascal Bertram und ist auf abenteuerlichen Wegen zur neuen Nummer eins geworden, nachdem sich in Biebrich das Torhüter-Karussell rasant gedreht hatte. Die beruflich bedingte Fußball-Pause des bisherigen Stammkeepers Dominik Reining war früh bekannt, der Abschied von Eigengewächs Maximilian Krapf zur Regionalliga-U21 von Eintracht Frankfurt kam unerwartet. Saridogan hatte den Youngster beizeiten im Frühjahr den Part als Nummer eins zu dieser Runde avisiert. Pascal Bertram war zu diesem Zeitpunkt Torwartcoach bei den Männern, hatte Krapf schon geraume Zeit unter seinen Fittichen. Und war als Trainer in der B- und C-Jugend der 02er eingebunden. Gedanken an ein Comeback waren für Bertram nach bewegter Torwart-Vita noch ganz weit weg.

Drei Jahre im NLZ von Eintracht Braunschweig

Es kam anders. Im Pokalendspiel gegen den SV Wiesbaden (6:0) half zunächst der Ex-Wehener Niklas Reichel im 02-Tor aus. Doch zu einer Weiterverpflichtung kam es nicht. Die Biebricher hatten ein Problem. Nazir Saridogan sprach kurzerhand Pascal Bertram an, ob er sich vorstellen könne, den Torwart-Motor wieder anzuwerfen. Der 28-jährige Braunschweiger, der auf drei Jahre im Nachwuchsleistungszentrum der dortigen Eintracht zurückblickt und das Ziel Profifußball im Blick hatte, nahm die Herausforderung an. „In den ersten beiden Einheiten habe ich mich wie im falschen Film gefühlt und Fehler gemacht. Inzwischen bin ich froh, dass ich es mir noch einmal zugetraut haben“, sagt Bertram, der parallel mit Dennis Groth weiter die Hessenliga-B-Jugend der 02er coacht. Und somit um das in der Schmiede schlummernde Potenzial an Talenten aus erster Hand Bescheid weiß.

Damit diese Talente beim Übergang ins Aktivelager nicht zu anderen Vereinen der Region abwandern, wäre es hilfreich, wenn die erste Mannschaft eine Liga höher spielen würde, findet Bertram. Über Regionalligist Nordhausen und Oberligist TSG Backnang hatte er versucht, nach ganz oben durchzustarten, um im Alter von 23 Jahren einen Cut zu machen und in Mainz eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann zu beginnen. Bei Kastel 06 wurde er zum Rückhalt, bis er bei den 02ern auf die Torwart- und Jugendtrainer-Schiene wechselte. Um nun am Sonntag einem Comeback der unverhofften Art entgegenzublicken. Mit Julian Simon (FC Frankfurt/Oder) ist noch ein Torwart, der aus beruflichen Gründen nach Wiesbaden gezogen ist, zum Aufgebot gestoßen, mit Takuto Kishi (18/High-School-Team aus Tokio) ein, so Saridogan, „spielintelligenter“ Außenbahnspieler.

SV Niedernhausen: 15 Neue, zehn Verbliebene – Spielertrainer Maurice Burkhardt und Co-Trainer Andi Bonß haben eine Herkulesaufgabe zu bewältigen. „Es ist ein absoluter Neuanfang. Aber in menschlicher Hinsicht passt es bereits, es hat sich eine angenehme Gemeinschaft gebildet“, sagt Sportchef Stephan Mohr vor der Fahrt im großen Bus zum Auswärtsauftakt beim FV Breidenbach (So., 15 Uhr). Nils Pitas und Dominik Ortega Tapia setzen als erfahrene Zugänge Akzente. Mit Alexander Scholz fällt ein weiterer Routinier aus (Sprunggelenksblessur). Aber auch die Jüngeren um Pouria Asgharpour und Gianluca Radtke schüren die Hoffnungen. Und im Tor sieht Mohr den SVN mit Taiga Ozawa und Marvin Vester prima aufgestellt. „Wir schauen, dass wir ruckzuck eine gute Mischung hinbekommen“, spricht der Sportchef von einem Prozess, der sich noch bis in den September hinziehen dürfte.

SG Walluf: Gegen Vizemeister FC Ederbergland (So., 15 Uhr) geht es für die Rheingauer gleich richtig zur Sache. Auf der linken Außenbahn wird Neuzugang Paul Schmidt den im Juli operierten Jonas Dalbert ersetzen, der das Training wieder aufgenommen hat. David Staegemann, die neue Nummer eins im Kasten, hat kurzfristig einen Konzertbesuch bei Taylor Swift in den USA gewonnen, fehlt zum Start. „Das sei ihm gegönnt. Wir haben mit Willi Bonnet einen erstklassigen Ersatz“, sagt Teammanager Timo Sieben und ist gespannt, wie das Team dem FCE Paroli bietet. Mit dem Kern um Kapitän Marvin Esser, der seit Jahren zusammenspielt, und den Neuen soll sich ein kompaktes Gebilde entwickeln.



Aufrufe: 03.8.2023, 14:30 Uhr
Stephan NeumannAutor