2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Die Kicker der SF Ursulapoppenricht kommen in der bisherigen Kreisklassen-Saison gar nicht aus dem Jubeln heraus.
Die Kicker der SF Ursulapoppenricht kommen in der bisherigen Kreisklassen-Saison gar nicht aus dem Jubeln heraus. – Foto: Michael Lettau

„Upo“ polarisiert: »Gibt uns einen extra Motivationsschub«

Die SF Ursulapoppenricht mischen aktuell die Kreisklasse auf, haben aber als Fernziel die Bezirksliga auserkoren

Mittelfristig wollen die Sportfreunde Ursulapoppenricht hoch hinaus. In die Bezirksliga soll der Weg des Dorfklubs aus dem Markt Hahnbach gehen, hatte Sportlicher Leiter Josef Nitzbon schon zu Jahresbeginn verkündet. Trotz des Abstieges aus der Kreisliga verstärkte sich „Upo“ für die neue Saison mit einigen höherklassig erfahrenen Spielern. Als Spielertrainer konnte der ehemalige Regionalliga-Crack Sven Seitz (34) gewonnen werden. Unter seiner Regie hat sich die Mannschaft in der Kreisklasse Süd noch keinen einzigen Punktverlust geleistet, spielt im Grunde genommen in ihrer eigenen Liga. Grund genug, Seitz auf den Zahn zu fühlen.

Hallo Sven. 14 von 14 Spielen gewonnen – da gibt es als Trainer nichts zu Meckern, oder?
Sven Seitz (34): Wenn du alles gewinnst, ist es natürlich immer schwer, Kritik zu finden. Ein kleiner Kritikpunkt ist vielleicht schon, dass wir als Mannschaft versuchen müssen, noch besser zu verteidigen. Für unsere Qualität haben wir bislang zu viele Gegentore bekommen. In Ursensollen schießen wir fünf Tore und müssen trotzdem zittern, weil auch der Gegner vier Tore macht. In diesem Kontext wichtig anzumerken ist, dass wir vor der Saison 12, 13 neue Spieler geholt haben. Man muss auf dem Teppich bleiben, wir sind alles nur Menschen.


Bereits zwölf Punkte beträgt Euer Vorsprung an der Tabellenspitze...
Das Schöne am Fußball ist ja, dass immer wieder vieles möglich ist. Deshalb müssen wir hellwach bleiben und uns Woche für Woche selbst fordern. Trotzdem musst du erstmal 14 Mal in Folge gewinnen. Du kannst in Spielen viel Pech haben oder die Tagesform entscheidet. Was viele außerdem unterschätzen ist, dass gegen uns jeder Gegner doppelt so motiviert ist wie sonst. Ich sehe es gleichzeitig weiterblickend: Nächste Saison wartet auf uns höchstwahrscheinlich eine neue Aufgabe eine Liga darüber, mit neuen Widerständen und besseren Gegnern. Hierauf gilt es sich vorzubereiten.


Wie kann man die Spieler bei Laune und motiviert halten, wenn man so souverän durch eine Saison marschiert wie Ihr es aktuell tut?
Ein Vorteil bei uns ist, dass wir im Umfeld und bei organisatorischen Dingen wahnsinnig gut aufgestellt sind. Selbst bei meinen Bayernliga-Stationen habe ich das in der Form nicht erlebt. Für die Kreisklasse ist das sensationell. Was dazukommt: Der Charakter innerhalb der Mannschaft ist in so kurzer Zeit richtig gut. Für unseren 'Chef' ist das Ganze ein Riesenhobby, er packt selbst mit an und lebt das vor. Die Jungs sehen das und spüren, dass im Umfeld sehr viel gemacht wird. Dafür lohnt es sich, Woche für Woche hart zu arbeiten, wie sie sagen. Was sich auch an der Trainingsbeteiligung niederschlägt.


„Upo“ polarisiert, manch einer spricht vom „FC Bayern der Kreisklasse“. Lässt das Dich und Deine Spieler kalt?
Ich sehe es schon als sehr schwierig an, wie teilweise mit uns umgegangen wird. Darüber wird auch mal in der Kabine gesprochen. Auf dem Platz gibt es uns aber einen extra Motivationsschub. Man merkt den Jungs an, dass sie das nicht auf sich sitzen lassen wollen und es sportlich zurückzahlen wollen. Dies verleiht uns zusätzliche Energie. Alles andere kannst du nicht beeinflussen. Aber nochmal: Was im Hintergrund passiert, da hat ja keiner einen Einblick. Und ich glaube schon, dass die Serie von 14 Siegen auch ein Spiegelbild dessen ist, dass hier gut gearbeitet wird.


Ist Dein Engagement als Spielertrainer in Ursulapoppenricht längerfristig ausgelegt?
Wir gehen davon aus, dass wir auch nächste Saison weiter zusammenarbeiten. Dann wird man sich im Winter zusammensetzen und sehen, wie man weitermacht. Ich halt es immer für gut, die Situation Jahr für Jahr neu zu bewerten. Für mich persönlich sind die SF Ursulapoppenricht eine gute Adresse, als Amberger habe ich kurze Wege. Sportliche Ziele sind auch immer wichtig. Bei anderen Kreisklassenvereinen kannst du natürlich nicht auf Sicht die Bezirksliga als Ziel ausgeben. Dies ist in Upo schon gegeben.


Soll es mittelfristig also in die Bezirksliga gehen?
Wir sind nicht blauäugig und sagen, dass wir nächste Saison gleich wieder aufsteigen wollen. Das muss sich erst festigen. Auch im Hintergrund muss es vorangehen, gewisse Baustellen im Verein geschlossen werden. Im ersten Jahr ist der Aufstieg Pflicht, aber dann in der Kreisliga müssen wir erstmal gucken, wo wir stehen und was man verbessern kann. Fernziel ist aber schon die Bezirksliga.


Und Dein eigenes Ziel als Trainer?
Mein Ziel ist es, Spieler im gehobenen Amateurbereich zu trainieren. Solange ich noch selber spiele, ist dem natürlich eine gewisse Grenze gesetzt. Zwei, drei Jahre traue ich mir schon noch zu, selbst auf dem Platz zu stehen. Als Trainer soll es dann schon irgendwann in die Landes- oder Bayernliga gehen.


Dein jüngerer Bruder Nico Claudio Seitz (27) ist Co-Trainer, stand allerdings in dieser Saison noch nicht selbst auf dem Platz...
Grund dafür ist, dass er sich zweimal in Folge einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Beim SV Seligenporten das zweite Mal, weshalb er sich momentan im Aufbautraining befindet. Ich rechne in der Restrückrunde wieder mit Kurzeinsätzen von ihm, sportlich kann er uns da helfen. Natürlich bin ich froh, Nico als Co-Trainer zu haben. Dem eigenen Bruder vertraust du. Zudem gibt er mir super Tipps von außen, wo man ja immer eine andere Perspektive hat als auf dem Spielfeld.


Das Interview führte Florian Würthele.

Aufrufe: 024.10.2023, 15:22 Uhr
Florian WürtheleAutor