2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
FCR-Chefin Hanna Maier (links) mit Theresa Hauer und ihrem Nachfolger sowie Cousin Michael Eder.
FCR-Chefin Hanna Maier (links) mit Theresa Hauer und ihrem Nachfolger sowie Cousin Michael Eder. – Foto: Simon Schwaiberger

Theresa Hauer: »Wir werden ewig davon erzählen«

Und dann ist sie wieder weg: Die 31-Jährige sprang als Übergangs-Trainerin ein und wurde die "Mutter" des Rudertinger Hallen-Erfolges. Theresa Hauer im Interview...

Seit ihrem Familien-bedingten Karriereende vor drei Jahren war die ehemalige Regionalliga-Spielerin mehr oder weniger weg. Theresa Hauer war nur noch Fan - von ihrem Ex-Verein FC Ruderting und ihrem Heimatverein Oberdiendorf. Nach dem Aus von Martin Hobelsberger beim Bayernligisten half sie in der Not, "ein absoluter Freundschaftsdienst". Und der Aufwand war ja jetzt nicht so groß. Nur ein paar Hallenspiele, dachte sie. Unter Regie der Hauzenbergerin legten die FCR-Frauen allerdings eine Budensaison aufs Parkett, die ewig in Erinnerung bleiben wird. Und nun ist Theresa Hauer wieder weg, ihr Cousin Michael Eder übernimmt. Zum (vorläufigen) Abschied gehört der 31-Jährigen aber noch einmal die Bühne...

Theresa, hast Du in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten eigentlich mal an Martin Hobelsberger gedacht? Das Aus des 50-Jährigen als Trainer des FC Ruderting wurde in der Winterpause beschlossen und verkündet. Er war zuvor eineinhalb Jahre bei Euch in der Verantwortung. Eine erfolgreiche Zeit. Deshalb: Wie viel "Hobelsberger" steckt in dieser von Triumphen gepflasterten Hallensaison?
Zu diesem Thema möchte ich nur sagen, dass wir ab dem neuen Jahr, als ich als Trainerin eingestiegen bin, alles auf Neustart gestellt haben. Meine Trainingseinheiten waren so konzipiert, dass der Spaß im Vordergrund stand, dass man als Team wieder zusammenrückt und die allgemeine Fitness in Form von Ganzkörpertraining aufbaut. Ich glaube, das ist uns sehr gut gelungen. Das Team ist momentan total zusammengeschweißt.

Wie wichtig war überhaupt die Rolle des Trainer – also Deine Rolle – bei der niederbayerischen, bayerischen und süddeutschen Meisterschaft? Brauchte dieses Mannschaft überhaupt eine externe ordnende Hand, oder sind die Spielerinnen so reif, dass Sie sich selbst organisierten?
Ich glaube, in jedem Mannschaftssport brauchst du eine ordnende Hand. Natürlich war in dieser Mannschaft schon vieles vorhanden. Manch taktische und individuelle Dinge fallen dir aber als Spielerin selber oft gar nicht auf, da brauchst du den Trainer dazu. Spielerisch musste ich natürlich nicht stark eingreifen. Wenn du im Flow bist und einige erfahrene Spielerinnen in der Mannschaft hast, läuft vieles von allein. Die mentale Einstellung vor den Turnieren, das Organisieren der Truppe, das Aufbauen von Ritualen und das heiß machen vor den Spielen war meine Aufgabe.

Wie blickst Du als (Interims-)Hallentrainerin auf diese Saison unter dem Dach zurück?
Mit ganz viel Lachen im Gesicht. Es war eine unglaublich schöne Zeit, die Mädels auch mal aus der Trainerperspektive kennenzulernen. Das war für mich eine coole Erfahrung. Und ich hab’s wirklich sehr genossen. Die Trainingseinheiten zu planen und die Mädels bei den Einheiten anzufeuern, das ist genau mein Ding. Das wichtigste war mir, dass die Mädels gerne ins Training gehen und Spaß am Fußball haben. Dass dann dieser Einsatz mit so viel Erfolg und Euphorie verbunden war, ist umso schöner.

Bitte lächeln: Am Freitagabend ging es mit einem Fotoshooting los.
Bitte lächeln: Am Freitagabend ging es mit einem Fotoshooting los. – Foto: FC Ruderting

Hättest es Du nur im Ansatz für möglich gehalten, dass Deine Mädls einerseits so souverän, und andererseits so erfolgreich auftreten?
Dass wir eine gute Hallentruppe haben, davon war ich überzeugt. Aber natürlich hängt der Erfolg mit vielen Faktoren zusammen. Du brauchst eine konstante Mannschaft, keine Verletzten oder Kranke und natürlich immer ein bisschen Glück. Ich glaube, das war die Basis für unseren Erfolg und wir konnten verletzte/abwesende Spielerinnen 1:1 und ohne Leistungsabfall ersetzten. Das Vertrauen in die Mannschaft hatte ich immer.

Böse Zungen könnten behaupten, als Bayernliga-Spitzenmannschaft sei es gar nicht so außergewöhnlich, niederbayerischer und bayerischer Hallenmeister zu werden. Und auch bei der Süddeutschen zählt man dann eher zu den Favoriten...
Meiner Ansicht nach kannst du Halle und draußen nicht 1:1 miteinander vergleichen. Wir wissen alle, in der Halle zählt die technische und spielerische Qualität. Alburg spielt Landesliga und hat eine Top-Hallenmannschaft. Außerdem ist es gegen kämpferische und defensiv stehende Mannschaften immer schwierig, Tore zu schießen. Und du musst über mehrere Turniere eine konstante Leistung abliefern. Das ist die große Herausforderung. Da kannst du nicht pauschal sagen, die höherklassigere Mannschaft muss gewinnen. Die Halle schreibt eigene Regeln.

Und dann sind wir schon bei der Deutschen Meisterschaft. Erzähl doch mal vom Wochenende in Duisburg, fernab des Wettbewerbes. Es war zu hören, dass die professionelle Aufmachung mit Fotoshooting etc. gelobt wurde. Fühlte man sich dann auch wie Profis?
Es war schon was ganz besonderes, ein Mannschaftsvideo zu drehen und professionelle Mannschaftsfotos zu machen. Alles wurde genau vorgegeben, welche Trikotfarbe, welche Leibchenfarbe, Aufwärmzeiten, Bereitstehen zum Einlaufen. Auch das Video und das Präsentieren der Mannschaften vor jedem Spiel war definitiv ein Highlight. Das erlebt man aufgrund der hohen Kosten wahrscheinlich nur einmal. Da bekommt das Turnier natürlich nochmal einen ganz anderen Charakter. Auch die Aufmachung in der Halle mit den ganzen DFB-Wappen. Ja, ein bisschen Nationalmannschaft und -stolz empfindet man da schon, definitiv.

Blick auf die Trainerbank während der Deutschen.
Blick auf die Trainerbank während der Deutschen. – Foto: Simon Schwaiberger

Dann vergleiche doch mal bitte das Drumherum der Deutschen mit dem kritisierten Rahmen der Süddeutschen...
Eigentlich kann man das gar nicht vergleichen. So wenig Aufwand vom Süddeutschen Verband für die Meisterschaft auf sich genommen wurde, umso mehr hat sich der DFB bemüht. Natürlich haben die andere finanzielle Kapazitäten, aber da gehts mehr um das Wollen und die Bemühung als um das Materielle.

Ist Platz 3 bei der deutschen Futsal-Hallenmeisterschaft mit etwas Abstand nur ein Erfolg? Oder bleibt was von der Enttäuschung nach dem bitteren Ausscheiden im Halbfinale?
Es ist gerade mal ein paar Tage her, da kann ich noch nicht sagen, dass die Enttäuschung schon ganz verflogen ist - und ich glaube, da kann ich für die gesamte Mannschaft sprechen. Man denkt immer wieder an gewisse Situationen nach und denkt sich, warum konnte da nicht ein Ball im gegnerischen Netz landen. Wir hätten es uns so verdient. Sieht man dann wieder den langen Weg bis zu diesem 3. Platz, darf man eigentlich nicht enttäuscht sein. Was wir als Mannschaft inklusive Fans geleistet haben, ist Wahnsinn - zweimal die weiteste Anreise und immer 100 Prozent abgeliefert. Wir müssen einfach nur dankbar sein für die einmalige Erfahrung. Wir sind als kleiner Dorfverein die drittbeste Hallenmannschaft ganz Deutschlands!

Was glaubst Du? Was wird länger bleiben? Das sportliche Abschneiden bei diesem bundesweiten Turnier – oder das Erlebnis, das Miteinander, das Abenteuer?
Definitiv beides! Wir werden unser Leben lang die Medaille haben und wir werden uns immer wieder daran erinnern, wie schön das Wochenende zusammen war. Die Zugfahrt auch zusammen mit unseren kleinen Kids, die angereiste Fangemeinschaft - es fühlte sich an wie ein großer Familienausflug. Vor allem ich als Mama fand es total schön, wie sehr sich die Mädels auch um die Kleinen gekümmert haben. Das ist im Frauenfußball schon eine Besonderheit, da bin ich schon sehr dankbar. Und wir haben dieses Abenteuer natürlich mit vielen Fotos und Videos festgehalten, die uns ewig erhalten bleiben. Ich glaube, wir werden ewig davon erzählen.

Das 4:3: Franziska Höllrigl (wer sonst?) entscheidet das Spiel um Platz 3.
Das 4:3: Franziska Höllrigl (wer sonst?) entscheidet das Spiel um Platz 3. – Foto: Simon Schwaiberger

Gehen wir noch einen Schritt weiter: Wie wertvoll ist die regionale Werbung für den Frauenfußball, die der FC Ruderting mit dieser Hallensaison gemacht hat?
Ich hoffe, dass wir vielen Mädels zeigen konnten, dass man auch im Frauenfußball viel erreichen kann. Nicht nur im Profibereich, sondern auch im Amateurbereich. Durch die mediale Begleitung wurde ja einiges berichtet, dadurch konnte man viele Einblicke bekommen, was einen bei solchen Turnieren erwartet. Dass im Frauenfußball immer noch das Team, der Zusammenhalt und der Spaß am Fußball im Vordergrund steht und nicht das Geld. Ich hoffe, dass das die ein oder andere Spielerin ermutigt, es selbst zu probieren. Ich kann es auf jeden Fall jeder Fußballbegeisterten ans Herz legen.

Hast Du alles in allem nicht Lust bekommen, als hauptverantwortliche Trainerin zu arbeiten?
Da will ich keinen Hehl daraus machen: Klar macht es mir unheimlich Spaß und ich hätte Lust darauf. Aber alles hat seine Zeit. Ich habe zwei kleine Jungs unter drei Jahren, das ist es organisatorisch einfach nicht machbar für mich. Meine Familie steht im Vordergrund. Solange meine Kinder mich noch so intensiv brauchen, ist ein hauptamtlicher Trainerjob für mich keine Option. Mal sehen, was die Zeit irgendwann mal bringt.

Hobelsberger war die Vergangenheit, Eder ist die Zukunft: Lassen sich beide als Typ vergleichen?
Da kann ich noch keine Aussagen darüber treffen.

Mitsch Eder ist Dein Cousin. Es liegt deshalb nahe, dass Du bei seiner Installation involviert warst. War das ein Fehler, weil Du den Posten doch selber hättest übernehmen können?
Tatsächlich war ich nicht involviert. Ich habe vor Jahren aus Spaß mal gesagt: Mitsch, das könntest du doch mal probieren. Dass er es tatsächlich mal wagt, hätte ich nicht gedacht - auch aufgrund des zeitlich hohen Aufwandes.

Hart im Nehmen: Trotz gebrochenem großen rechten Zeh zwei Wochen zuvor in Stockstadt: Antonia Kaspar.
Hart im Nehmen: Trotz gebrochenem großen rechten Zeh zwei Wochen zuvor in Stockstadt: Antonia Kaspar. – Foto: Simon Schwaiberger

Ist nach dieser Hallensaison als Bayernliga-Spitzenteam die Regionalliga nun Formsache?
Wie schon gesagt: Du kannst Halle und Freiluft wenig miteinander vergleichen. Beide Wettbewerbe haben ihre Eigenheiten. Es geht jetzt darum, wieder auf Freiluft umzustellen und schnellstmöglich einen Rhythmus zu finden. Es wird definitiv keine leichte Aufgabe werden, vor allem ist es für die anderen Vereine eine Herausforderung, gegen den Dritten der Deutschen Meisterschaft zu gewinnen bzw. ihn zu ärgern. Und wir haben es im Halbfinale selber zu spüren bekommen: Es gewinnt nicht immer die bessere Mannschaft. Die Rückrunde wird ein hartes Stück arbeitet.

Glaubst Du, dass die strapaziöse Budenzeit ausschließlich positive Auswirkungen auf die Freiluft-Zeit haben wird – Stichwort: Motivation. Oder muss man der körperliche Belastung Tribut zollen?
Da es sowieso in der Vorbereitungszeit gelegen hat und unter der Woche für die Freiluftsaison trainiert wurde, waren die Tuniere auch aufgrund der hohen Bruttospielzeit eine hohe Belastung und somit ein sehr intensives Training. Also die Mädels sind fit. Verletzungen kannst du draußen wie drinnen haben. Ich denke nicht, dass die Hallensaison die Freiluft beeinträchtigt. Es sind ja immer noch drei Wochen und somit genügend Zeit, sich auf draußen einzustimmen. Und für das Mannschaftsgefüge hatte die Hallensaison nur Positives- Der Zusammenhalt im Teamsport ist sowieso das A und O.

Abschließend der Blick in die Zukunft: Wie entwickelt sich der FC Ruderting? Und: Wie geht’s mit Dir weiter?
Jahrelang befindet sich der FC Ruderting im Frauenfußball auf dem aufsteigenden Ast - und ich denke: Das wird er auch so bleiben. Viel hat der FC Ruderting Hanna Maier zu verdanken, die mit Leidenschaft die Abteilung leitet. Mit der 2. Mannschaft in der BOL hat man einen super Unterbau für die Erste. Das ist Gold wert. Bis auf Ausnahmen ist es eine sehr junge Mannschaft, die noch lange zusammenspielt. Ich traue der Mannschaft noch viel zu und denke, dass wir mindestens immer eine feste Größe im oberen Bereich der Bayernliga sind. Und vielleicht schafft man ja doch mal den Sprung in die dritte Liga. Unmöglich ist nichts…

Ich persönlich werde dem Fußball nie den Rücken kehren, dafür liebe ich den Sport zu sehr. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Auf jeden Fall kann ich mir den Trainerjob irgendwann mal vorstellen, wenn die Zeit und der Rahmen passt. Mich wird man auf alle Fälle regelmäßig in Ruderting und Oberdiendorf, mein Heimatverein, auf den Fußballplätzen antreffen. In Ruderting werde ich in der Ü30-Frauen a bissl kicken und vielleicht das ein oder andere Training der Frauen besuchen, wenn’s mir zeitlich ausgeht. Selber spielen macht ja auch immer noch Spaß, nur nicht mehr im professionellen Rahmen.

Vielen Dank für das Interview - und alles Gute für die Zukunft.

Aufrufe: 05.3.2024, 12:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor