2024-06-04T08:56:08.599Z

Ligabericht
Zweikämpfe prägten das Derby, wie hier von Nicklas Schlosser (blaues Trikot) und Raffael Grigoryan.
Zweikämpfe prägten das Derby, wie hier von Nicklas Schlosser (blaues Trikot) und Raffael Grigoryan. – Foto: hbz/Jörg Henkel

SV Gonsenheim ringt TSV Schott Mainz nieder

Ischdonat mit dem goldenen Tor +++ Derbysieg der Wildpark-Elf wird von beiden Seiten sehr unterschiedlich interpretiert

Die letzte Szene spricht Bände. Vier Minuten Nachspielzeit sind angezeigt, vier Minuten Nachspielzeit sind vorüber, der TSV Schott Mainz hat Ecke. Im – sehr fairen – Oberliga-Derby führt der SV Gonsenheim 1:0 (0:0), die Gäste spielen ihre letzte Ausgleichschance kurz aus – und Abpfiff. Zu verkopft, zu umständlich, zu wenig zielstrebig war der Auftritt, um Favoritenrolle und Feldüberlegenheit in Zählbares umzumünzen.

Der Mann des Tages heißt Yannik Ischdonat. Damir Bektasevic wickelt sich um Dominik Ahlbach, wo die Schottler ein Foul sahen (und die Gonsenheimer nicht), Raffael Grigoryan legt von der Grundlinie ins Zentrum, Ischdonat trifft aus fünf Metern (60.). Der Rest, vor allem: aufopferungsvolles Verteidigen. „Eigentlich musste ich nur einen Ball halten“, resümiert SVG-Keeper Paul Simon.

Gonsenheim lässt kaum was zu

Das Spiel entwickelte sich einerseits wie erwartet. Schott hatte die Kugel, Simon taxiert das Ballbesitzverhältnis auf 20:80. Doch der TSV blieb erstaunlich harmlos. Nicklas Schlossers Kopfball (10.), Edis Sinanovics 18-Meter-Schuss (48.), alles nichts Hundertprozentiges. Nach Grigoryans Distanzschuss (58.) machte der stark ersatzgeschwächte Underdog sein Tor, und beim TSV bemerkte man ohne Pierre Merkel, Christian Hahn und bald auch den angeschlagen ausgewechselten Etienne Portmann die fehlende Durchschlagskraft.

Die Klarheit im Aufbau ging mehr und mehr verloren, Luis Kerstholds Distanzschuss zwang Simon erst- und einmalig zum Fliegen, Leon Kern (88.) aus zwölf und Silas Schwarz (90.+3) aus 16 Metern zielten wuchtig und knapp drüber. „Wir haben alles versucht, aber wieder gemerkt, dass uns in der Box ein richtiger Neuner fehlt“, sagt Kern, „diese Niederlage tut richtig weh.“

"Ich liebe es"

Nach Spielschluss gingen die Lesarten naturgemäß auseinander. „Ich liebe es“, brüllt SVG-Coach Anouar Ddaou gut hörbar im Mannschaftskreis, „diese Einstellung, diese Leidenschaft in jedem einzelnen Zweikampf.“ Während sein Team im Kreis hüpfend „Gonsenheimer Jungs“ ruft, verweist TSV-Kapitän Tim Müller auf die ordentliche Leistung seiner Mannschaft: „Es ist nicht so, dass Gonsenheim besser war. Der destruktive Fußball hat gewonnen, Gonsenheim hatte eine Torchance und hat daraus sein Derby-Tor gemacht.“ Und das müsse man, schiebt Müller eher gequält nach, akzeptieren.

Simon sieht es völlig anders. „Dass wir gewonnen haben, ist nicht unbedingt unverdient. Ballbesitz nützt nichts, wenn man nichts draus macht. Ich bin stolz auf unsere Jungs, bei dieser langen Ausfallliste“, betont der Torwart. „Wir wollten vor dieser tollen Kulisse eine Reaktion zeigen“, blickt Ddaou auf die rund 500 Zuschauer, „ich denke, wir haben den ein oder anderen Fan dazu gewonnen, denn wir spielen ehrlichen Fußball.“

"Jeder hat seine Philosophie"

Aydin Ay zählt eher nicht dazu. „Es ist ja legitim, jeder hat seine Philosophie“, sagt der TSV-Trainer, „ich glaube, wir haben ein gutes Auswärtsspiel gemacht. Der Gegner war darauf aus, uns wenig anzubieten und hart in die Zweikämpfe zu gehen. Das Spiel müssen wir Ende der ersten Halbzeit auf unsere Seite ziehen, aber wir haben den letzten Ball nicht gefunden.“ Wie auch der finale Eckball zeigte.

SV Gonsenheim: Simon – Nagayoshi, Haydn, Jindra, Zeghli – Blenske (56. Wolf), Kömesögütlü – Ischdonat (78. Fellahi), Bektasevic (78. Fröls), Grigoryan (61. Bienek) – El Mahaoui (56. Abou Daya).

TSV Schott Mainz: Hansen – Kern, Ahlbach, Schlosser, Obas – Haas, Müller (76. Rieß), Cucchiara (64. Kersthold) – Schwarz, Portmann (37. Gansmann), Sinanovic (64. Johnson).

Aufrufe: 010.8.2022, 22:19 Uhr
Torben SchröderAutor