2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Bastian Frank

Spiel rüber, Herr Weißbrodt

Lehrer Björn Weißbrodt zockte zuletzt in der Landesklasse 3 immer mal wieder gegen seine Schüler. Mit dem SV Grün-Weiß Erlau will der erfahrene Kicker den Klassenerhalt sichern.

Bei einem Landesklasse-Match mit „Sie“ angesprochen zu werden, ist ganz sicher nicht alltäglich. Björn Weißbrodt passierte das zuletzt, vor allem seitdem sein SV Grün-Weiß Erlau in die Landesklasse aufgestiegen ist, immer wieder.

Der 36-Jährige ist Lehrer am Henfling-Gymansium in Meiningen und ebenfalls leidenschaftlicher Kicker für Grün-Weiß. Nun kommt es immer wieder vor, dass es mal echte Zweikämpfe mit Schülern oder ehemaligen Schülern gibt. Zimperlich war dabei bisher keiner, nicht die Schüler und auch nicht der Lehrer. Fair und freundschaftlich blieb es allerdings immer. „Ich habe damit nie ein Problem. Ich freue mich eher darauf, die Schüler oder ehemaligen Schüler wieder zu sehen. Das lief bis jetzt auch alles immer super fair“, sagt der Lehrer für Biologie, Sport und MNT (Mensch–Natur-Technik) und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Vielleicht wundern die sich auch ein bisschen, warum der Herr Weißbrodt immer noch Fußball spielt.“

So könnte es auch zuletzt beim Spiel zwischen dem VfL Meiningen und dem SV Erlau gewesen sein. Im Kader der Meininger standen mit Max Dietsch und Alexander Kost ein ehemaliger und ein aktueller Schüler von Björn Weißbrodt. „Ich habe mich natürlich gefreut zeitgleich mit Herrn Weißbrodt auf dem Platz zu stehen. Das Verhältnis in der Schule war immer sehr gut und durch unsere gemeinsame Zeit im Sportunterricht weiß er ja, wie ich drauf bin. Herr Weißbrodt hat mich auf dem Platz positiv überrascht. Er wirkte sehr agil“, lobt Meiningens Max Dietsch seinen ehemaligen Sportlehrer. Eigentlich hat Björn Weißbrodt überhaupt kein Problem damit, wenn ihn ehemalige Schüler nach ihrem Abi beim Vornamen ansprechen. „Gesiezt werde ich auf dem Platz trotzdem öfter noch, weil es einfach Gewohnheit ist“, erzählt der Erlauer Spieler. Den Treffer zum 3:1 für den VfL erzielte mit Alex Kost übrigens ein aktueller Schüler. Eine unangekündigte Leistungskontrolle muss der aber deshalb wohl kaum befürchten, denn auch wenn es für Erlau keine Punkte gab, zeigte sich Björn Weißbrodt insgesamt zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Mit reichlich Personalsorgen beim Spitzenreiter angereist, habe das Team einen engagierten Auftritt gezeigt. „Ich würde sagen, wir haben das trotzdem sehr gut gemacht. Wir haben gut gestanden und sind auch in Führung gegangen. Es war schade, dass wir das nicht länger halten konnten. Wenn wir da noch ein Quäntchen Glück haben, hätten wir sogar trotz der Personalsorgen in Meiningen mit einem Punkt rausgehen können“, sagt er. Klingt nach einer Zwei Minus.

"Ich fühle mich fit"

Mit 19 Einsätzen in der Landesklasse (dabei ein Tor) zählt der 36-Jährige auch im erfahrenen Fußballeralter zu den absoluten Stammspielern bei Grün-Weiß Erlau. „Das klingt schon ziemlich alt, zum Glück fühle ich mich nicht so“, sagt er. Könnte was dran sein, wenn ihm die ehemaligen Schüler eine gute Agilität attestieren. Dass er nochmal voll beim Fußball einsteigt, war vor einigen Jahren allerdings alles andere als klar. Nach einer schweren Knieverletzung hat Björn Weißbrodt mehrere Jahre gar nicht gespielt. Sportlich aktiv blieb er natürlich in dieser Zeit, konzentrierte sich auf Langstreckenläufe, Ultraläufe, machte den Gleitschirmschein, ging klettern. Aber irgendwie hat es ihn dann doch wieder zum Fußball gezogen. „Ich habe die Jungs auf dem Feld gesehen und war mal wieder beim Training. Das hat dann wieder angefangen so Bock zu machen. Dann hat es sich peu à peu ergeben, dass ich wieder bei der Ersten dabei bin“, erzählt der erfahrene Spieler, der auch schon bei Hinternah und Reurieth kickte. Wenn man genau hinhört, klingt das auch alles nicht danach, als plane er zeitnah die Schuhe an den Nagel zu hängen. „Ich fühle mich nicht so, dass ich aufhören müsste. Ich fühle mich fit“, bestätigt der vielseitige Sportler. Damit wäre ja die Bahn frei für weitere Spiele gegen die Jungs aus der Schule.

Doch bevor es an die Planung weiterer Saisons geht, schwebt in Erlau erstmal in der laufenden Spielzeit das große Ziel „Klassenerhalt“ über allem. Dabei steht am kommenden Sonntag ein enorm wichtiges Heimspiel gegen Barchfeld an. „Das erste unserer acht Endspiele“, nennt es Weißbrodt. „Wir können im Endeffekt jede Mannschaft schlagen und brauchen uns auch nicht vor Barchfeld verstecken. Ich freue mich, wenn es drei Punkte werden und wenn es nicht so ist, stehen die nächsten sieben Endspiele an, in denen es weitergeht“, gibt er die Devise für die nächsten Wochen vor. Die Personallage ist im Vergleich zur Vorwoche jedenfalls wieder eine Bessere und Zuhause, auf dem eigenen Platz, mit den eigenen Fans, gehe sowieso immer noch ein bisschen mehr. Und wenn alles nach Plan läuft, hat Björn Weißbrodt drei Punkte im Gepäck, wenn er sich nach dem Match gegen Barchfeld auf sein Fahrrad schwingt und ins heimische Breitenbach radelt.

Aufrufe: 020.4.2024, 08:00 Uhr
Felix BöhmAutor