2024-05-24T11:28:31.627Z

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Beim MSV Duisburg liegen die Nerven blank.
Beim MSV Duisburg liegen die Nerven blank. – Foto: Imago Images

Skandal zum Schluss: 11.508 Fans nehmen Abschied vom Profi-Fußball

3. Liga: Das letzte Drittliga-Heimspiel des MSV Duisburg endet in einem Skandal.

Zum ersten Mal wurde die Mannschaftsaufstellung des MSV Duisburg im Wedaustadion nicht verlesen. Stattdessen gab es ein gellendes Pfeifkonzert bei der Einblendung der Namen auf der Anzeigentafel. Stadionsprecher Stefan Leiwen nutzte die Zeit, für ein emotionales Statement und einen Dank an alle Helfer hinter den Kulissen. Dafür gab es Applaus. Das Team wurde schließlich unter lauten „Absteiger“-Rufen auf dem Platz empfangen. Das vorerst letzte Heimspiel in der 3. Liga gegen den FC Erzgebirge Aue endete vor starker Kulisse 2:2-Unentschieden.

Auf dem Rasen stand eine auf mehreren Positionen veränderte Mannschaft, die sich erst finden musste und entsprechend verhalten begann. Somit hatten die Gäste aus Aue in der Anfangsphase deutlich mehr Ballbesitz und konnten auch die erste Torchance verbuchen. Boris Taschchy dribbelte gleich an mehreren MSV-Verteidigern vorbei, sein Schuss wurde jedoch von Marvin Knoll noch abgewehrt (7.). Die Hausherren kamen nach zehn Zeigerumdrehungen zum ersten Abschluss. Über die linke Seite drang Niklas Kölle in den Strafraum ein und fand in der Mitte Nachwuchstalent Kaan Inanoglu, doch der bekam nicht genug Druck hinter den Ball, sodass die Chance nicht wirklich gefährlich wurde.

Kurz darauf musste MSV-Coach Uwe Schubert verletzungsbedingt den ersten Wechsel vornehmen. Für Thomas Pledl, dessen Knie dick bandagiert wurde, kam Alexander Esswein (15.). Der war auch keine zwei Minuten später nah an der Führung für die Gastgeber. Inanoglu behauptete in der Box stark den Ball und passte diesen zum besser postierten Esswein, der den Kasten jedoch knapp verfehlte. Auf den Rängen blieb es während des Spiels komplett still, in der Trinkpause gab es wieder laute „Absteiger“-Rufe. Ansonsten versprühte das Geschehen auf dem Rasen wenig positive Energie und kam nicht wirklich über einen Testspiel-Charakter hinaus. Kurz vor der Pause kam Aue zum durchaus überraschenden Führungstreffer. Sean Seitz bekam in zentraler Position das Spielgerät und platzierte das sehenswert von der Strafraumkante unter dem Querbalken (43.).

Frust auf den Rängen

Fast schon unbemerkt begann der zweite Durchgang. Im weiteren Verlauf wurden die Auer stärker und übernahmen immer mehr die Kontrolle. Duisburg hingegen wirkte ideenlos und vollkommen desillusioniert. Aus dem nichts kam der MSV in der 57. Minute zum Ausgleich. Eine flache Hereingabe von Ahmet Engin brachte Esswein im Tor unter. Interessiert hat es auf den Rängen fast niemanden. Anders beim erneuten Führungstreffer für Aue. Marvin Stefaniak verwandelte einen Freistoß von der Strafraumkante direkte. Dafür gab es anerkennenden Beifall (61.). Gleich nach Wiederanpfiff wurde Kölle beim Versuch in den Strafraum gelegt. Schiedsrichter Assad Nouhoum entschied auf Strafstoß. Engin verwandelte nach langer Diskussionsrunde der Gästespieler mit dem Unparteiischen sicher (64.).

Die Zebras schnupperten sogar kurz an der Führung. Jonas Michelbrink versuchte es nach 72 Minuten aus der zweiten Reihe und zwang Aue-Urgestein Martin Männel zu einer seiner wenigen Bewährungsproben in dieser Partie. Auf der anderen Seite musste Max Braune einen starken Reflex auspacken, als Stefaniak einen weiteren Freistoß aus ganz spitzem Winkel direkt auf den Duisburger Kasten brachte (75.). Kurz vor dem Schlusspfiff drang eine größere Anzahl an Zuschauern in den Innenraum ein und sorgte so für eine lange Unterbrechung. Fast eine Stunde ruhte der Ball, ehe für die noch ausstehenden sieben Minuten wieder angepfiffen wurde. Der Großteil der Zuschauer hatte zu diesem Zeitpunkt das Stadion allerdings schon längst verlassen. Sportlich passierte auch nichts mehr, in Erinnerung bleiben wird das Spiel aber mit Sicherheit.

>>> MSV-Anhänger stürmen den Innenraum

Der Abstieg des MSV Duisburg in die Regionalliga West steht seit dem vergangenen Wochenende fest und wieder pilgerten über 11.500 Zuschauer in das Stadion. Sie verfolgten das vorerst letzte Spiel der Zebras im Profi-Fußball, wenngleich die Regionalliga auch als Profi-Liga eingestuft wird. Ob der MSV den direkten Wiederaufstieg schafft oder für längere Zeit in der Bedeutungslosigkeit versinkt, wird die Zukunft zeigen. Mahnende Beispiele gibt es allein in der näheren Umgebung so einige. Da reicht ein Blick nach Oberhausen, Essen oder Aachen. Der MSV hat nun die Chance auf einen echten Umbruch. Es bleibt zu hoffen, dass der Verein diese Gelegenheit nutzt. Dann sind auch die Fans schnell wieder mit Leidenschaft dabei.

So spielten die Mannschaften

MSV Duisburg – FC Erzgebirge Aue 2:2
MSV Duisburg: Maximilian Braune, Tobias Fleckstein, Marvin Knoll (68. Marvin Bakalorz), Niklas Kölle, Marvin Senger, Tim Köther, Ahmet Engin, Jonas Michelbrink, Thomas Pledl (14. Alexander Esswein), Erik Zenga, Kaan Inanoglu (46. Kolja Pusch)
FC Erzgebirge Aue: Martin Männel, Tim Danhof, Kilian Jakob, Niko Vukancic, Erik Majetschak, Marco Schikora, Boris Tashchy, Mirnes Pepic, Marvin Stefaniak, Sean Seitz (70. Maximilian Thiel), Steffen Meuer (70. Omar Sijaric)
Schiedsrichter: Assad Nouhoum (Oberweikertshofen) - Zuschauer: 11508
Tore: 0:1 Sean Seitz (43.), 1:1 Alexander Esswein (57.), 1:2 Marvin Stefaniak (61.), 2:2 Ahmet Engin (64. Foulelfmeter)

Aufrufe: 012.5.2024, 16:29 Uhr
Marcel EichholzAutor