2024-05-22T11:15:19.621Z

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Der doppelte Zehnle: Gegen den entschlossenen Einsatz von Simon (oben) und Sören Zehnle haben die Gegenspieler oft das Nachsehen.
Der doppelte Zehnle: Gegen den entschlossenen Einsatz von Simon (oben) und Sören Zehnle haben die Gegenspieler oft das Nachsehen. – Foto: Wolfgang Künstle

Simon und Sören Zehnle: Blindes Verständnis zweier Brüder

Simon und Sören Zehnle gehören beim Fußball-Verbandsligisten SC Lahr zu den Leistungsträgern. Gegen die SF Elzach-Yach wollen sie mit ihren Teamkollegen den Negativlauf beenden.

Ob der SC Lahr auch mit einem Simon Zehnle als Mittelstürmer so dürftig gepunktet hätte in den vergangenen Verbandsligapartien, ist reine Hypothese. Allerdings hat der Abwehrspieler bereits bewiesen, dass er auch diese Position bekleiden kann. „Beim FV Schutterwald hatten wir vor ein paar Jahren keine richtige Neun im Team“, erinnert sich der 27-Jährige. „Da habe ich dann eine halbe Saison im Sturm gespielt.“ Das Resultat waren 17 Torbeteiligungen (acht Tore, neun Assists).

Trotz der durchaus vorzeigbaren Quote blieb der Ausflug an die vorderste Position eine Ausnahme in Simon Zehnles Aktiven-Laufbahn. Als Schutterwald in der Saison 2018/19 einen neuen Stürmer verpflichtete, rückte er wieder auf seine Stammposition in die Innenverteidigung und füllt diese Rolle auch beim SC Lahr aus. Dort läuft er direkt neben seinem Bruder Sören auf, seines Zeichens Linksverteidiger – für beide eine wohlvertraute Konstellation. „Wir haben, seit ich denken kann, zusammen Fußball gespielt“, sagt Simon. In der Jugend der SG Schweighausen war der eineinhalb Jahre jüngere Sören „immer schon so gut, dass er einen Jahrgang höher und dadurch mit mir zusammen gespielt hat“, blickt der ältere der Zehnle-Geschwister auf die Anfänge des gemeinsamen Kickens zurück, als der jüngere Bruder gerade einmal vier Jahre alt war.

Bis zur C-Jugend standen die Zehnles gemeinsam auf dem Feld, bevor sich ihre Wege für lange Zeit trennten. Während Simon sein Glück zum ersten Mal in Lahr versuchte, schaffte Sören den Sprung in den Nachwuchsbereich des SC Freiburg. Drei Jahre genoss er die fußballerische Ausbildung beim Sportclub. Eine schwere Verletzung trug ihren Teil dazu bei, dass der Außenverteidiger den Traum vom Profifußball nach der B-Jugend begraben musste und zum FC Denzlingen wechselte. Im Sommer 2018 folgte der Schritt aus der Verbandsliga in die Landesliga zum FV Schutterwald – wo sich die fußballerischen Laufbahnen der beiden Brüder wieder vereinten.

„Es macht einfach Spaß, gemeinsam auf dem Platz zu stehen“, schwärmt Sören, dem sein älterer Bruder das größere fußballerische Talent attestiert. In „seiner Spielintelligenz, der Ruhe am Ball und der Fähigkeit, auch in engen Situationen Lösungen zu finden“, sieht Simon die Stärken des 26-Jährigen. Und was sagt der über seinen älteren Bruder, der von den C- bis zu den A-Junioren zur südbadischen Auswahl gehörte? „Simon bringt eine sehr gute Geschwindigkeit mit, ist beidfüßig und hat ein starkes Zweikampfverhalten.“

Ihre Vorzüge bringen die Zehnles seit vier Jahren beim SC Lahr ein, wo sie zu den Leistungsträgern gehören. „Man merkt schon, dass die beiden sich in- und auswendig kennen“, weiß SCL-Trainer Domenico Bologna um die Wichtigkeit des Zehnle-Duos in der Abwehrkette des derzeitigen Tabellenzweiten. „Simon und Sören ergänzen sich gut, die fühlen sich in ihrer Pärchenrolle richtig wohl auf dem Platz.“ Das färbe auch auf die Teamkollegen ab: „Die beiden sind bei uns absolute Autoritätspersonen. Wenn die was sagen, ist das sehr überlegt, da hören alle genau hin“, so Bologna.

Beide Zehnles scheuen nicht vor Ansagen auf dem Platz zurück, „auch wenn schon eher Simon das Sprachrohr ist“, wie Sören sagt. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich die Brüder nicht auch mal uneins wären. „Natürlich gibt es auch mal Reibereien zwischen uns auf dem Feld. Wir sind beide von Natur aus sehr emotional“, führt der Linksverteidiger aus, um diplomatisch zu ergänzen: „Das letzte Wort hat aber meistens Simon.“ Am engen Verhältnis der beiden ändert dies freilich nichts. Bis vor einem Jahr lebten die gebürtigen Herbolzheimer mit ihrem Vater in einer Dreier-Männer-WG in Schweighausen. Beruflich bedingt hat es Sören mittlerweile nach Freiburg gezogen, „trotzdem haben wir weiterhin jeden Tag Kontakt, der während der Saison natürlich besonders intensiv ist“, sagt Simon. „Da wird montags auch nochmal das Spiel vom Wochenende analysiert.“

Die jüngsten Analysen dürften die eine oder andere Baustelle zu Tage gefördert haben. In den vergangenen fünf Spielen hat der SC Lahr nur einmal gewonnen, zuletzt gab es eine 0:2-Niederlage beim FC Singen. „Das war zu wenig“, weiß auch Trainer Bologna. Wenn man an Spitzenreiter Teningen dranbleiben wolle, müsse man „eine Schippe drauflegen“. Im Heimspiel gegen die SF Elzach-Yach (Samstag, 15.30 Uhr) will der SCL wieder in die Spur finden. Als „Pflichtdreier“ bezeichnet Simon Zehnle die kommende Aufgabe – und wird mit seinem achtzehn Monate jüngeren Bruder das Bestmögliche tun, damit die Punkte in Lahr bleiben.

Aufrufe: 024.3.2023, 12:00 Uhr
Niko Rhein (BZ)Autor