2024-05-14T11:23:26.213Z

Spielbericht
Filippo Callerame bejubelt das 1:0 gegen den VfL Güldenstern Stade II. Nach fast vier Jahren in Deinste könnte der Trainer den Aufstieg schaffen. Foto: Berlin
Filippo Callerame bejubelt das 1:0 gegen den VfL Güldenstern Stade II. Nach fast vier Jahren in Deinste könnte der Trainer den Aufstieg schaffen. Foto: Berlin

Sieger-Gen: Fußballverrückter Italiener hat den Erfolg nach Deinst

Mit Bildergalerie: Deinster SV siegt im Spitzenspiel gegen Güldenstern

Seitdem Filippo Callerame den Kreisligisten Deinster SV trainiert, kratzt der Verein alljährlich an der Meisterschaft. Callerame implantierte das Sieger-Gen. Dieses Jahr könnte es klappen. Von sportlichen Rezepten und kulinarischen Aversionen.

Henrique Fuchs Klein legt sich den Ball zum Foulelfmeter zurecht. Das Spitzenspiel in der Fußball-Kreisliga zwischen dem VfL Güldenstern Stade II und dem Deinster SV ist bereits 84 Minuten alt. Wenn der Deinster Topspieler jetzt trifft und seine Mannschaft das 1:0 dann über die Zeit rettet, könnte das eine Vorentscheidung in Sachen Meisterschaft und Aufstieg bedeuten.

Der Deinster Trainer Filippo Callerame geht vor der Reservebank auf dem Kunstrasenplatz in Stade-Ottenbeck in die Knie. Er scheint zu beten. Nicht weniger als der Titel und der Aufstieg in die Bezirksliga stehen hier schließlich auf dem Spiel. Der Deinster SV würde seinem Ziel ein gewaltiges Stück näher kommen. Der Abstand auf die Verfolger wäre sechs Spiele vor Saisonende schon beträchtlich. Der Drei-Jahres-Plan, den Callerame mit dem Teammanagement aufgestellt hatte, wäre erfüllt.

Fuchs Klein lässt seinen Trainer jubeln

Wenige Augenblicke später versenkt Fuchs Klein den Strafstoß. Auf dem Spielfeld und an der Bank brechen alle Dämme. Callerame schreit seine Freude heraus, hebt beide Arme und ballt die Fäuste. Später wird er seiner Mannschaft im Siegerkreis sagen, dass er eine Gänsehaut hat. Er wird seine Mentalitätsbestien loben, „weil sie sich 90 Minuten lang den Arsch aufgerissen haben“. „So etwas kannst du nicht trainieren“, sagt Callerame.

Filippo Callerame hat den Erfolg nach Deinste gebracht. Vor knapp vier Jahren wollte Teammanager Stefan Hink den Status Quo beim Deinster SV nicht länger nur verwalten. Hink wollte nach neun Jahren mit Coach Sönke Kreibich „was verändern“. Der Deinster SV hatte es sich gemütlich gemacht. „Es ging mir gegen den Strich, dass wir immer um den Klassenerhalt gespielt haben“, sagt Hink. Heute spielt Deinste schneller, kontrollierter, offensiver, ballorientierter.

Filippo Callerame ist selbstbewusst genug, um nach dem Abpfiff zu sagen, dass er das Sieger-Gen nach Deinste gebracht habe. Als aktiver Fußballer sei er auch so gewesen. „Das Gewinnen steht an erster Stelle. Dann kommt der Spaß von allein“, sagt Callerame. Er erzählt, dass er seinen Spielern gesagt hat, dass sie nicht schlecht sind und dass sie sich nach Siegen nie ausruhen dürfen. Callerame fordert Leidenschaft. Und er fordert, dass sie ihn, den Italiener, mit dieser furchtbaren Pizza Hawaii in Ruhe lassen. Mit dieser durchaus berechtigten Aversion ziehen sie ihn gerne auf.  Wenn es klappt mit dem Aufstieg in die Bezirksliga, wird Callerame spätestens erfahren, ob seine Spieler Charakter haben. „Wir werden Lehrgeld zahlen. Spiele verlieren.“ Wirklich Sorgen macht er sich allerdings nicht.
Filippo Callerame ist selbstbewusst genug, um nach dem Abpfiff zu sagen, dass er das Sieger-Gen nach Deinste gebracht habe. Als aktiver Fußballer sei er auch so gewesen. „Das Gewinnen steht an erster Stelle. Dann kommt der Spaß von allein“, sagt Callerame. Er erzählt, dass er seinen Spielern gesagt hat, dass sie nicht schlecht sind und dass sie sich nach Siegen nie ausruhen dürfen. Callerame fordert Leidenschaft. Und er fordert, dass sie ihn, den Italiener, mit dieser furchtbaren Pizza Hawaii in Ruhe lassen. Mit dieser durchaus berechtigten Aversion ziehen sie ihn gerne auf. Wenn es klappt mit dem Aufstieg in die Bezirksliga, wird Callerame spätestens erfahren, ob seine Spieler Charakter haben. „Wir werden Lehrgeld zahlen. Spiele verlieren.“ Wirklich Sorgen macht er sich allerdings nicht. – Foto: Berlin

Callerame sagte nach zwei Tagen in Deinste zu

Hink wollte Callerame, weil der in der Region schon erste Erfolge verzeichnete und weil der Italiener Mentalität hat. Er schrieb ihm eine ellenlange Nachricht und bekam schon zehn Minuten später eine Antwort. „Wann und Wo?“ „Ich war überrascht von seinem detaillierten Wissen um unsere Mannschaft“, sagt Hink. Er sei geflasht gewesen. Sein Wunschkandidat wusste mehr über die Deinster Spieler als er selbst. Callerame erbat sich vier Tage Bedenkzeit nach dem ersten Treffen und sagte nach zwei Tagen zu. Aber er wollte nicht nach Deinste kommen, um Zehnter zu werden.

Die Saison 2020/21 fiel am achten Spieltag der Corona-Pandemie zum Opfer. Deinste war Zweiter. Nach 24 Spielen war 2021/22 Schluss. Deinste stand wieder auf Platz zwei. 2022/23 gewann der DSV die Vizemeisterschaft und wurde Kreispokalsieger. Jetzt kann es der Titel werden. Zudem steht die Mannschaft im Pokalendspiel gegen den FC Wischhafen/Dornbusch. Doch was macht Callerame zu einem erfolgreichen Trainer?

„Er ist Italiener. Er lebt Fußball“, sagt Hink. Es vergehe kein Tag, an dem der Coach keine neue Idee präsentiere. Er setze auf den Teamgeist. Callerame sei „ein richtig guter Kumpel und Motivator“ und wenn es nötig ist der Schleifer. Filippo Callerame hat aus eigener Tasche eine Kamera bezahlt, die fast jedes Training aufzeichnet. Videosequenzen und Erklärungen schickt Callerame später an seine Spieler. Callerame hat beim Deinster SV jetzt seinen Vertrag um ein Jahr verlängert. Eine höhere Aufwandsentschädigung lehnte er angeblich ab.

– Foto: Jörg Struwe

Stader Trainer Stahn hakt die Meisterschaft ab

Schiedsrichter Helmut Willuhn pfeift das Spitzenspiel nach einer langen Nachspielzeit ab. Deinste gewinnt 1:0. Der Stader Trainer Christoph Stahn sagt, „das Thema Meisterschaft ist durch“. Selbst der TSV Wiepenkathen ist jetzt näher dran an Deinste. Aufsteigen könnte der VfL Güldenstern Stade ohnehin nicht, weil der Klassenerhalt der eigenen Ersten in der Landesliga nur von theoretischer Natur ist. Aber den Titel hätten sie schon gern gehabt. „Fußballerisch waren wir reifer. Deinste hatte die Gewinner-Mentalität“, sagt Stahn.

Filippo Callerame ist selbstbewusst genug, um nach dem Abpfiff zu sagen, dass er das Sieger-Gen nach Deinste gebracht habe. Als aktiver Fußballer sei er auch so gewesen. „Das Gewinnen steht an erster Stelle. Dann kommt der Spaß von allein“, sagt Callerame. Er erzählt, dass er seinen Spielern gesagt hat, dass sie nicht schlecht sind und dass sie sich nach Siegen nie ausruhen dürfen. Callerame fordert Leidenschaft. Und er fordert, dass sie ihn, den Italiener, mit dieser furchtbaren Pizza Hawaii in Ruhe lassen. Mit dieser durchaus berechtigten Aversion ziehen sie ihn gerne auf.

Wenn es klappt mit dem Aufstieg in die Bezirksliga, wird Callerame spätestens erfahren, ob seine Spieler Charakter haben. „Wir werden Lehrgeld zahlen. Spiele verlieren.“ Wirklich Sorgen macht er sich allerdings nicht.

Aufrufe: 029.4.2024, 06:25 Uhr
Tageblatt/Daniel BerlinAutor