2024-05-08T11:10:30.900Z

Interview
Ann-Christin Steinhart und ihr Ehemann, der 1860-Profi Phillipp Steinhart, sitzen beim Interview in einem Café auf dem Sofa.
Ann-Christin Steinhart und ihr Ehemann, der 1860-Profi Phillipp Steinhart, sitzen beim Interview in einem Café auf dem Sofa. – Foto: Stefan Matzke / sampics

Sie steigt auf, er bleibt drittklassig - Löwe Phillipp Steinhart: „Ich bin megastolz auf Anni!“

Interview mit Phillipp Steinhart und seiner Handball spielenden Anni

Sie sind das sportlichste Ehepaar Gröbenzells, sie Handballerin, er Fußballprofi beim TSV 1860. Wir trafen beide zum Interview: Anni und Phillipp Steinhart.

Gröbenzell – Sie hat geschafft, was ihm verwehrt blieb: Ann-Christin Steinhart (33) ist mit den Handballerinnen des HCD Gröbenzell in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Ihr Mann Phillipp (31), Profifußballer beim TSV 1860, bleibt drittklassig. Aktuell erholen sich beide von einer anstrengenden Saison. Unser Interview.

Herr Steinhart, welcher Spruch hat zuletzt am meisten genervt?

Phillipp: Ich habe relativ oft die Frage gehört, warum wir nicht aufgestiegen sind . . .

Im Gegensatz zu Ihrer Frau Anni, die mit Gröbenzell künftig in der 2. Handball-Bundesliga spielt.

Phillipp: Ja, da gab es schon ein paar Sprüche.

Anni: Zum Glück kamen die meisten mit einem Augenzwinkern. Für mich und mein Team freue ich mich sehr – und noch mehr hätte ich mich gefreut, wenn es die Löwen auch geschafft hätten. Ich hätte mir nichts mehr gewünscht als zwei Aufstiege in der Familie.

Wie war die Feier, als es am vorletzten Spieltag feststand?

Anni: Gar nicht so wild, wie man vielleicht denken würde. Wir waren alle so erschöpft, richtig fertig. Die Saison war lang. Wir sind einfach nur unfassbar dankbar, dass wir es geschafft haben. Aber klar: Ein bisschen flüssig war’s schon auch (lacht).

Waren Sie dabei, Phillipp?

Phillipp: Bei der Feier nicht, aber beim entscheidenden Spiel. Feiern durften die Mädels dann alleine.

Sind Sie gerne als Spielerinnen-Mann in der Halle dabei?

Phillipp: Ja, ich schaue sehr gerne bei den Spielen zu und versuche auch, so oft es geht, in die Halle zu kommen. Es macht riesig Spaß und ich bin auch immer megastolz, wenn ich Anni spielen sehe.

Sie, Anni, sind ja regelmäßig im Umfeld der Löwen präsent. Wann war für Sie zu spüren, dass es heuer wieder nichts wird mit dem Aufstieg?

Anni: Was das angeht, bin auch ich eine Außenstehende. Ich bin nicht in der Kabine dabei, kriege nicht mit, was gesagt wird . . . Ich glaube, dass es eine Mannschaftsspirale war. Der Druck von außen, die schlechte Phase im Herbst, schließlich der Trainerwechsel. Das macht schon was. Man braucht nicht zu glauben, dass das an Sportlern spurlos vorbeigeht.

Deckt sich das mit Ihrer Analyse, Phillipp?

Phillipp: Absolut. In erster Linie liegt es an uns Spielern – was wir auf dem Platz liefern. In den entscheidenden Momenten haben wir einfach zu wenig gebracht, so ehrlich muss man sein.

In erster Linie liegt es an uns Spielern – was wir auf dem Platz liefern. In den entscheidenden Momenten haben wir einfach zu wenig gebracht, so ehrlich muss man sein.

Selbstkritische Saisonanalyse des 1860-Routiniers Phillipp Steinhart.

Waren Sie denn zufrieden mit den Auftritten Ihres Mannes? Oder halten Sie sich mit Kritik zurück?

Anni: Nein, gar nicht (lacht). Ich kritisiere ihn, er mich, das ist normal bei uns. Ich find’s schön, dass ihm meine Meinung wichtig ist. Wir gehen auch einzelne Szenen durch. Dann sage ich: Hier der Pass war schlecht, dort hätte man ruhiger spielen müssen . . . Konstruktive Kritik. Es ist nicht so, dass wir uns gegenseitig runterziehen und sagen: Boah, war das schlecht!

War Phillipps Saison okay?

Anni: Ich weiß, was er leisten kann. Da geht auf jeden Fall noch mehr. Man darf nicht vergessen, dass er aus einer Verletzung gekommen ist – da haben sich andere Spieler auch schwergetan. Trotzdem ist er eine Stütze, gibt immer 100 Prozent.

Ihre Frau ist ja auch Abwehrspielerin, Phillipp…

Anni: Ja, das scheint in der Familie zu liegen (lacht).

Handballerin Anni Steinhart und 1860-Profi Phillipp Steinhart beim Interview mit Sportredakteur Uli Kellner.
Handballerin Anni Steinhart und 1860-Profi Phillipp Steinhart beim Interview mit Sportredakteur Uli Kellner. – Foto: Stefan Matzke / sampics

Kann sie wertvolle Tipps geben?

Phillipp: Man kann die Sportarten schlecht vergleichen. Im Handball ist alles eng, da wird geklammert – das wäre bei uns schwierig . . .

Anni: Handball ist halt grober (lacht). Manchmal stelle ich schon die Frage in den Raum: Kann man das nicht so verteidigen?

Und wie ist Ihre Handball-Expertise, Phillipp?

Phillipp: Am Anfang ging mir alles zu schnell: das Zählen der Schritte, wie Dinge ausgelegt werden . . . Inzwischen kann ich ein Spiel ganz gut verfolgen, glaube ich.

Den Tordrang hat Phillipp Ihnen voraus, Anni. Man hört, dass Sie hinten wenig zimperlich zu Werke gehen.

Phillipp: Das kann man so sagen . . .

Anni: Ich muss gestehen, ich hatte auch zwei Rote Karten in der Saison… (lacht). Das hat mich viel Geld gekostet.

Ich muss gestehen, ich hatte auch zwei Rote Karten in der Saison… Das hat mich viel Geld gekostet.

Handballerin Ann-Christin Steinhart, die Ehefrau des 1860-Profis Phillipp Steinhart.

Phillipp: Ich glaube, es gibt kein Spiel, in dem du keine Zwei-Minuten-Strafe bekommst . . .

Anni: Doch, im letzten Spiel. Aber es stimmt schon: Was das angeht, bin ich in der Rangliste weit vorne. Im Handball brauchst du diese Spannung, Wobei ich kein grundaggressiver Mensch bin, das möchte ich schon betonen (lacht).

Haben Sie mal Handball gespielt, Phillipp?

Phillipp: Nee, nur in der Schule, vereinstechnisch nicht.

Und Sie Fußball, Anni?

Anni: Wir spielen oft Fußball im Training, ich mag das. Ich hab sogar mal bei einem Hobbyturnier mitgespielt. So’n bisschen kicken ist lustig, aber auch sehr schwer. Mit Ball am Fußball in ein Dribbling zu gehen – das sieht viel leichter aus, als es ist.

Wer kann allgemein besser verlieren?

Anni: Er, würde ich sagen. Zumindest kann er besser damit umgehen.

Phillipp: Das stimmt, zu Hause kann ich das besser. Trotzdem hasse ich es zu verlieren!

Anni: Für mich ist das richtig schwer. Mich nerven Niederlagen so sehr! Das schleppe ich die ganze Woche mit. Phillipp ist generell stiller.

Phillipp: Besonnener, würde ich sagen – und das auch nur zu Hause, nicht auf dem Platz. Mit dieser Art versuche ich, die Anni einzufangen.

Dann ist es ja gut, dass Sie letzte Saison nicht so häufig verloren haben . . .

Anni: Ja, ich schätze, das wird nächste Saison anders ausschauen (lacht). Man gewöhnt sich ans Gewinnen!

Vor einem Jahr verzichtete Gröbenzell auf den Aufstieg, diesmal nimmt der Verein die Chance wahr. Wie groß ist für Sie die Herausforderung 2. Liga?

Anni: Für mich persönlich ist erst mal ein schöner Traum in Erfüllung gegangen. Und klar: Da kommt jetzt einiges auf uns zu. Weite Auswärtsfahrten, noch mehr Training, fürchte ich. Warm anziehen heißt’s da. Aber das ist eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle.

In Ihrer Vita, Phillipp, findet sich exakt ein Zweitligaspiel – aus dem März 2012. Rechnen Sie damit, dass noch welche dazukommen?

Phillipp: Ich würde es mir zumindest wünschen.

Phillipp Steinhart (31) denkt noch lange nicht ans Aufhören und hofft auf Zweitligaspiele

Gesetzt sind Sie ja, eigentlich bei jedem Trainer bisher. Wie kommt das?

Anni: Ich wäre als Trainer auch dankbar, ihn zu haben. Ich kenne niemanden, der disziplinierter ist. Phillipp gibt immer alles, auch in jedem Training. Was das Gesamtpaket als Sportler angeht, ist er für mich schon ein Vorbild. Was viele ja nicht sehen: Fußballer müssen auch ganz viel verzichten. Opfer bringen für ihren Sport. Auch in dieser Hinsicht ist er ein absoluter Musterprofi.

Im Juli wird Phillipp 31, da rückt das Ende einer Fußballerkarriere näher. Schon Bammel vor der Zeit, wenn Ihr Mann rund um die Uhr zu Hause ist?

Anni: Bitte nicht! (lacht)

Phillipp: Keine Sorge. Ich werde schon noch arbeiten müssen, es ist nicht so, dass ich ausgesorgt haben werde. Und überhaupt: Wer sagt denn, dass schon so bald Schluss sein muss? Ich fühle mich gesund und fit – da gehen schon noch ein paar Jahre.

Ihre gemeinsame Tochter ist vier Jahre alt. Wie viel Elternarbeit übernimmt Phillipp?

Anni: Sehr, sehr viel. Das ist total ausgeglichen bei uns – er bringt sie auch abends im Bett, wenn ich beim Training bin. Als Mama gibt’s keinen Grund zur Klage für mich. Ich kann mir keinen besseren Papa für Charlotte vorstellen.

Phillipp: Diese Aussagen wurden alle im Vorfeld abgesprochen – das Geld dafür gibt’s später (lacht).

Als Mama gibt’s keinen Grund zur Klage für mich. Ich kann mir keinen besseren Papa für Charlotte vorstellen.

Handballerin Anni Steinhart über ihren Phillipp, der ein vorbildlicher Familienvater ist.

Schaut Charlotte lieber beim Fußball zu oder beim Handball?

Phillipp: Tatsächlich beim Handball.

Anni: Ja, da kann sie wenigstens frei rumrennen. Sie hat Energie ohne Ende. Deswegen kann ich sie auch nicht mitnehmen, wenn ich ins Stadion gehe – da würde ich nichts mitkriegen vom Spiel.

Und welchem Elternteil eifert die Kleine nach?

Phillipp: Ganz klar der Anni. Wenn sie einen Ball in der Hand hat, dann wirft sie.

Anni: Mit links, das ist toll! Sie mag aber auch Tennis und ist total tanzaffin.

Von wem hat sie das?

Phillipp: Fürs Feiern ist eindeutig Anni zuständig. Ich bin nicht so das Feierbiest.

Anni: Bist du echt nicht. Außer wenn der Kreis klein ist, dann ist er richtig witzig . . .

Phillipp: Es muss halt einen Anlass geben.

Zum Beispiel ein Aufstieg. Nächstes Jahr dürfte es aber für beide Steinharts eher um den Klassenerhalt gehen, oder?

Anni: Bei uns ist es klar. Der Klassenerhalt ist das einzige Ziel.

Phillipp: Bei Euch der Klassenerhalt, bei uns darf’s schon ein bisschen mehr sein (lacht).

Interview: Uli Kellner

Aufrufe: 08.6.2023, 11:45 Uhr
Uli KellnerAutor