2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines
Zeigt sich zuversichtlich vor dem Einstieg als Schiedsrichter: Daniel Lindhof vom SV Erbenheim.
Zeigt sich zuversichtlich vor dem Einstieg als Schiedsrichter: Daniel Lindhof vom SV Erbenheim. – Foto: Lindhof

Schiri-Neuling Lindhof: Mit einem Paten ins Haifischbecken

Wie sich Fußballschiedsrichter-Neuling Daniel Lindhof für seine ersten Einsätze gewappnet fühlt

Verlinkte Inhalte

Wiesbaden. Für Daniel Lindhof vom SV Erbenheim beginnt im Fußball nach der Zeit als Spieler und Jugendtrainer eine neue Zeitrechnung: Als einziger Entscheider auf dem Spielfeld binnen Bruchteilen von Sekunden aus dem eigenen Blickwinkel mit einem Pfiff oder einer unmissverständlichen Geste das Geschehen zu regeln, das ist nun seine Aufgabe. Ohne Assistenten an den Seitenlinien und schon gar nicht mit Videoassistenten. Was nicht heißt, dass ein Schiedsrichter-Neuling im Amateur- und Nachwuchsfußball nach abgelegter Prüfung und mit dem ersten Spielauftrag ausgestattet, komplett auf sich alleine gestellt ist. Im Gegenteil. Die Unterstützung durch die Kameraden der Schiedsrichter-Vereinigung ist gewährleistet.

Und dennoch: Für Daniel Lindhof, einer von 24 Teilnehmern am Neulingslehrgang im Fußballkreis Wiesbaden mit erfolgreich abgelegter Prüfung, ist es ein Sprung ins kalte Wasser. Auch wenn ihm bei den ersten vier Einsätzen vor, während und nach dem Spiel ein „Pate“, sprich ein erfahrener Referee, zur Seite steht. „Obwohl ich als Spieler und Trainer einiges erlebt habe, werde ich in den ersten Spielen bestimmt aufgeregt sein. Aber der Schiedsrichter-Pate gibt Sicherheit. Damit man nicht einfach ins Haifischbecken springen muss. Denn der Schiedsrichter ist der einzige auf dem Platz, der keine Fans hat“, weiß der 30-Jährige, auf was er sich eingelassen hat – und legt gleichzeitig Zuversicht und gesundes Selbstvertrauen an den Tag.

Freunde fragen: Wieso tust du dir das an?

Aus dem familiären Umfeld und dem Freundeskreis hätten einige schon gefragt, ob er sich das tatsächlich antun wolle, als er von seinem Vorhaben erzählte, den vermeintlich unpopulärsten Part im Fußball auszufüllen. Doch Lindhof ließ sich nicht davon abbringen. Zumal er im Rahmen seiner Weiterbildung zum Fachwirt aus zeitlichen Gründen nicht mehr die Möglichkeit sieht, sich mit der notwendigen Regelmäßigkeit als Trainer zu engagieren. „Als Schiedsrichter hat man aber die Option, auch mal ein Wochenende frei zu blocken“, sagt er in Verbindung mit dem guten Draht zum Wiesbadener Schiedsrichter-Lehrwart Dennis Jantz. Beide haben zusammen ihre Ausbildung bei der Stadt Wiesbaden absolviert.

Keine Angst vor Extremsituationen

Beim SV Erbenheim, beim TuS Nordenstadt und bei der Spvgg. Igstadt war Daniel Lindhof als Spieler aktiv. Daneben war er als Jugendtrainer für TB Rambach und die Spvgg. Igstadt im Einsatz, coachte ferner die zweite Garnitur der ehemaligen SG Rambach/Igstadt/Kloppenheim. Um jetzt beim Blick aufs Feld die Perspektive zu wechseln. Ohne Angst, in Vorfälle verwickelt zu werden? „Extremsituationen sind ja nicht an der Tagesordnung“, sagt er. Gutes Stellungsspiel zeigen, versuchen, meistens richtig zu stehen und vor allem auf kommunikatives Miteinander einschließlich gegenseitigem Respekt zu setzen, darin sieht er die besten Chancen, Einfluss zu nehmen und aufkeimende Hektik schnell abzubauen. „Ich will nicht von oben herab entscheiden oder den Oberlehrer rauskehren. Es ist beim Fußball unser aller Hobby, bei dem wir gemeinsam unsere Zeit verbringen. Da geht es nicht um Leben oder Tod. Das soll doch möglichst Spaß machen“, plädiert er für ein sich Begegnen auf Augenhöhe, bei dem der Schiedsrichter auch gehalten sei, bei aufkommender Unruhe sogleich deeskalierend einzugreifen.

Schiri-Vereinigung als starke Gemeinschaft

Die Schiedsrichter-Vereinigung empfindet er als „starke Gemeinschaft“, die Rückendeckung verleihe. „Man kriegt einfach die Angst genommen“, sagt Lindhof und verweist auf das hohe Niveau des Lehrgangs, in dessen Rahmen auch mit so einigen Mythen aufgeräumt wurde. „Etwa mit dem, dass der Torhüter im Fünfmeterraum praktisch unantastbar ist. Das ist ein Irrglauben. In dieser Hinsicht gibt es keine Regel. Aber es ist so in vielen Köpfen verankert“, nennt der Neu-Schiedsrichter ein Beispiel und fiebert seinen ersten Einsätzen entgegen.



Aufrufe: 012.2.2023, 15:00 Uhr
Stephan NeumannAutor