2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Der TSV Reuth (in Grün-Schwarz) und der FC Dießfurt (in Weiß) liefern sich einen packenden Zweikampf um den ersten Tabellenplatz auf sicherem Untergrund.
Der TSV Reuth (in Grün-Schwarz) und der FC Dießfurt (in Weiß) liefern sich einen packenden Zweikampf um den ersten Tabellenplatz auf sicherem Untergrund. – Foto: Creativ-Action.de

Reuth und Dießfurt: Alles raushauen, um über dem Strich zu stehen

Rückblick Kreisliga Nord: Beide im Abstiegskampf stehenden Mannschaften wollen in der Restrückrunde noch so viel punkten, um das Ticket für die nächste Kreisligasaison lösen zu können – am besten ohne „Überstunden“

Im vorletzten Teil unseres Rückblicks auf die Kreisliga Nord nähern wir uns den Mannschaften am unteren Rand des Klassements, also denen, die um den Ligaerhalt kämpfen. Dazu gehört auch wieder der TSV Reuth, der schon in der letzten Saison über die Relegation gehen musste, um Kreisligist zu bleiben. Natürlich wünschten sich die Verantwortlichen im Sommer 2023 eine weniger sorgenbehaftete Spielzeit und formulierten das Saisonziel mit „frühzeitiges Sichern des Klassenerhalts“. Die Realität sieht nun so aus, dass die Männer von Werner Eisenhut auf Rang 11 überwintern. Nur ein Zähler trennt sie vom „Schleudersitzinhaber“ FC Dießfurt, der jedoch ein Spiel weniger absolviert hat.

Auch in Dießfurt ist die aktuell sportliche Lage so, dass der Druck zu Beginn der Restrückrunde groß ist. Auf dem unbefriedigenden Tabellenplatz 12 rangierend ist der Vorsprung auf den ersten Direktabstiegsplatz nur ein Punkt, andererseits ist das rettende Ufer auch nur einen winzigen Zähler entfernt. Lange Zeit tief im Abstiegssumpf steckend, hat der (mit nur einjähriger Unterbrechung) seit vielen, vielen Jahren zur Kreisliga gehörende FC in den letzten Partien des Jahres 2023 dafür sorgen können, dass die Ausgangsposition vor dem Auftaktmatch in Erbendorf am 24. März so ist, dass die gesicherten Plätze greifbar nah geworden sind.

Nun hat FuPa mit dem Sportlichen Leiter des TSV Reuth, Hansi Stangl, und dem Fußballabteilungsleiter des FC Dießfurt, Henry Schraml, ein Interview geführt, in dem eine Wasserstandsmeldung gegeben, das bisher Gezeigte bewertet und nach vorne geschaut wird.

TSV Reuth (11. Platz, 5/2/11, 17 Punkte, 23:35 Tore) und FC Dießfurt (12. Platz, 4/3/9, 16 Punkte, 24:41 Tore)


Hansi und Henry, wie bewertet ihr den bisherigen Saisonverlauf, seid ihr zufrieden?
Hansi Stangl: Was heißt zufrieden? Wir in Reuth können das ganze sehr realistisch einschätzen. Für einen Verein mit circa 500 Mitgliedern in einer 1100 Einwohner-Gemeinde ist Kreisliga keine Selbstverständlichkeit. Woche für Woche stehen so acht Eigengewächse in der Startelf, aber nur mehr zwei oder drei wohnen auch noch im Gemeindegebiet. All unsere Jungs betreiben einen enormen Aufwand, um für und mit uns in der Kreisliga zu spielen. Dafür sind wir dankbar und können dann auch nicht böse sein, wenn mal das eine oder andere Spiel nicht nach unseren Vorstellungen läuft. Mit unseren „Grünokos“, unserer 2. Mannschaft, sind wir sehr zufrieden. Da ist der Klassenerhalt in greifbarer Nähe.

Henry Schraml: Natürlich sind wir nicht zufrieden, denn wir haben unser Ziel, zur Winterpause einen gesicherten Mittelfeldplatz mit mindestens 25 Punkten auf der Habenseite zu belegen, nicht erreicht.


Was habt ihr euch angesichts der doch gefährlichen Lage für die restlichen Spiele vorgenommen?
Stangl: Wir wollen natürlich unseren aktuellen Tabellenplatz verteidigen. Da wir schon mehr Spiele als unsere Konkurrenz ausgetragen haben, ist das sicherlich kein leichtes Unterfangen, aber nicht unmöglich. Unsere Konkurrenten spielen die Nachholspiele ja auch noch gegeneinander oder müssen gegen Spitzenteams ran. Zuversichtlich stimmt mich unsere gezeigte Nervenstärke am Ende der letzten Saison. Sollte es nicht reichen, geht die Welt auch nicht unter.

Schraml: Ganz klar, wir wollen noch so viele Punkte holen, damit am Ende mindestens Platz 11 herausspringt, wir also über dem Strich stehen.


Hat sich euer Kader in der Winterpause verändert?
Stangl: Nein und aktuell schaut es auch nicht danach aus. Sollte es aber motivierte Jungs geben, die sich in einer lebhaften und geselligen Truppe dem Abenteuer Kreisliga stehen wollen, dürfen sich diese gerne bei mir melden. (lacht) Viel wichtiger ist uns aber, dass bereits die nächste Generation Jugendspieler bereit steht und regelmäßig am Training teilnimmt. Diese werden wir nach und nach in unsere beiden Mannschaften einbauen.

Schraml: Nein, wir vertrauen im Abstiegskampf weiterhin dem vorhandenen Kader.


Wann startet ihr in die Vorbereitung auf die Restrückrunde und wie wird sie in groben Zügen aussehen?
Stangl: Im Januar haben wir mit den ersten Laufeinheiten begonnen. Mitte Februar ist dann offizieller Trainingsauftakt, zudem werden wir mit 40 Leuten vier Trainingstage am Gardasee verbringen. Bei sicherlich besten Bedingungen werden wir versuchen, uns optimal auf die Rückrunde vorzubereiten. Der Rest ist Tagesgeschäft mit viel Training und Testspielen auf Kunstrasen.

Schraml: Am Aschermittwoch, den 14. Februar, starten wir mit dem Freilufttraining und drei Trainingseinheiten pro Woche in die Vorbereitung. Bis zum Start in die Restrunde sind insgesamt sechzehn Trainingseinheiten, ein Trainingslager vom 23. bis 25. Februar in Marienbad und sechs Testspiele vorgesehen.


Was muss sich aus euerer Sicht am Spiel euerer Mannschaft auf jeden Fall verbessern?
Stangl: Wir waren über Jahre und Jahrzehnte für unsere Offensivpower bekannt und waren mit Torjägern gesegnet. Dieser fehlt uns aktuell an allen Ecken und Enden. Da ist es natürlich schwerer, Spiele zu gewinnen. Wir haben unser Mannschaft aber auch nicht verboten, besser zu verteidigen, um auch mal eine knappe Führung über die Zeit zu bringen. Das haben wir diese Saison zum Beispiel gegen Kulmain, Haidenaab, Kohlberg und Erbendorf nicht geschafft.

Schraml: Ein neues System muss noch verfeinert werden, bei dem wir uns weniger Gegentore erhoffen. Zudem wollen wir die Chancenverwertung noch verbessern.


Welche Mannschaft in der Liga hat nach euerer Ansicht bislang positiv, welche eher negativ überrascht?
Stangl: Positiv ist sicherlich Haidenaab zu nennen. Es is schon fast schön zu sehen, dass ein vermeintlich kleiner Verein da vorne mitmischt. Hut ab. Schade für uns ist nur, dass wir am 4. Spieltag ein 2:0 zu Hause gegen sie verspielt haben. Uns hätten die zwei Punkte mehr enorm gut und Haidenaab zwei Punkte weniger bestimmt nicht weh getan. Negativ muss jeder Verein für sich selbst entscheiden, da jeder andere Ziele und Voraussetzungen hat.

Schraml: Für mich überrascht der SV Kohlberg, der seine starke Leistung bis zur Winterpause halten konnte. Dagegen hätte ich den SV Kulmain viel weiter vorne erwartet.


Glaubt ihr, dass das formulierte Saisonziel am Ende erreicht werden kann?
Stangl: Wir werden auf jeden Fall alles probieren, um den Klassenerhalt zu schaffen. Wie schon oben genannt, gibt es dafür in einem kleinen Verein keine Garantie. Aber schon die Teilnehmerzahl am Trainingslager zeigt, dass unser Jungs und das Trainerteam gewillt sind, alles zu versuchen. Und aktuell stehen wir ja auch da, wo wir hin wollen. Der Druck ist anderorts bestimmt größer als bei uns.

Schraml: Es gilt in den letzten neun Partien die Kräfte zu bündeln. Schaffen wir das, dann werden wir den Abstieg verhindern können. Mit den sieben Punkten aus den letzten drei Partien vor der Winterpause haben wir die Vorausssetzungen dazu geschaffen und sind nicht mehr auf andere angewiesen. In den restlichen Partien der Rückrunde wird Martin Ruda, Vater des gleichnamigen Mittelfeldspielers der SpVgg SV Weiden und in der Vergangenheit schon das Trikot der SpVgg Vohenstrauß, des SC Eschenbach und eben auch des FC Dießfurt tragend, als Cheftrainer fungieren. Harald Schmid und meine Wenigkeit werden ihn als Co-Trainer unterstützen.

Aufrufe: 025.1.2024, 09:30 Uhr
Werner SchaupertAutor